Feli öffnet mir mit einem strahlendem Lächeln die Tür. Ich fühl mich schuldig, weil ich gestern am Ende so scheiße war. Aber irgendwie musste ich da schnell weg. Weil ich ihr Lächeln nicht erwidere, verschwindet ihrs und sie wendet sich zum Gehen. Ich mach aber auch alles falsch. Schnell ziehe ich sie am Arm zurück zu mir und küsse sie.
"Hey", lächelt sie wieder.
"Hey", erwidere ich es diesmal. Sie zieht mich in die Küche, in der Liz Kakao schlürft.
"Bekomm ich auch einen?"
"Natürlich."
Ich setze mich zu Liz, die ihren Kopf auf meine Schulter legt. Sie wirkt entspannt. "Ich darf zu Felis reichem Vater ziehen.", erzählt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ich wusste doch, dass Feli verwöhnt aufgewachsen ist.
"Wieso wohnen du und deine Mutter in so einer scheiß Bude, wenn dein Vater Kohle hat?"
"Sie waren nie verheiratet, also hat meine Mutter keinerlei Anspruch auf sein Geld. Natürlich bekommt sie Unterhalt für mich, aber das ist nicht so viel." Sie stellt die Tasse vor mir ab und setzt sich.
Liz schließt die Augen "Ja, irgendwie sind alle Väter Wichser." Sie gähnt "Ich leg mich glaub nochmal ein bisschen hin. Ihr zwei kommt ja auch ohne mich klar." Sie wirft Feli einen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten kann. Feli streicht sich nur verlegen durch die Haare.
Sie verlässt die Küche. Für eine gefühlte Ewigkeit herrscht unangenehmes Schweigen. Feli grinst mich immer wieder schüchtern an, aber ich weiß nicht, was ich tun oder sagen soll. Ich kam mir schon lang nicht mehr so unbeholfen vor. Verdammt, was ist los mit mir?
"Wo schläfst du im Moment?", beendet Feli endlich diese Stille.
"Bei Mimi." Ihrem Gesichtsausdruck nach, scheint ihr das nicht zu gefallen.
"Wieso bist du nicht zu Hause?"
Blöde Frage. "Meine Eltern wollen mich in eine Klinik stecken. Darauf hab ich keinen Bock."
"Was für eine Klinik?"
Kann sie das Thema nicht einfach lassen? "Entzug"
"Das wäre doch keine schlechte Idee, oder?", fragt sie vorsichtig und kaum hörbar.
"Wenn ich einen Entzug mache, dann weil ich das will und nicht weil sie mich da rein stecken."
"Und du willst nicht?"
"Nein."
"Aber die Drogen sind schlecht für dich."
Blitzmerkerin. "Wirklich? Wusste ich gar nicht. Danke für die Aufklärung." Meine Ironie ist nicht zu überhören.
"Tut mir leid. Aber du kannst doch nicht ewig auf der Straße leben. Und irgendwann musst du einen Entzug machen, also wieso nicht mit der Unterstützung deiner Eltern?"
"Denkst du nicht, dass das meine Sache ist? Ich muss einen Entzug machen? Wieso? Ich muss gar nichts. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und dich geht es einen Scheißdreck an, was ich mit meinem Leben mache."
Ich stehe auf. Sie tut es mir gleich. "Bitte, bleib hier. Tut mir leid. Wir lassen das Thema, ja?"
"Ich hab schon genug Menschen um mich, die mir Vorschriften machen wollen. Die mich mit dieser Scheiße nicht in Ruhe lassen. Ich brauch davon nicht noch einen."
Ich gehe aus der Wohnung. Scheiß auf die. War klar, dass sie irgendwann mit dem Thema ankommt. Was wollte ich überhaupt mit der? Klar, sie ist süß, aber es gibt so viele Mädchen. Warum ausgerechnet sie? Sie hat gerade wirklich traurig ausgesehen. Warum interessiert es mich überhaupt was sie denkt? Was sie fühlt. Ja. Was sie wohl fühlt? Wieso sollte sie mich mögen? Einen Ausreißer. Einen Junkie. Abschaum. Wie die Frau auf dem Klo gesagt hat. Sie wirkt so rein. Brav und unschuldig. Intelligent. Mit Zukunft. Sowas hab ich nicht. Zukunft. Ich zünde eine Zigarette an. Sie ist zu gut für mich. Ich blicke hoch zu ihrem Küchenfenster. Eine Silhouette ist erkennbar. Sie sieht zu mir. Ich führe die Zigarette an meinen Mund und bemerke das Zittern meiner Hand. Ich brauch einen Schuss.
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Glückskämpfer
RomanceAls sich Felicitas' Mutter von ihrem Freund trennt, ziehen sie nach Berlin. In einen sozial schwachen Bezirk. Eine komplett neue Welt für die 15-Jährige, die bisher das Luxusleben gewohnt war. Schnell findet sie neue Freunde und wird in eine Clique...