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Und dann kam sie. Die Erinnerung nach der es mich so lang verzerrt hat. Sie kam plötzlich und überraschend, ohne jegliche Vorwarnung. Ich kralle mich in mein Kissen und beginne mich an Bruchstücke zu erinnern.
An meinem Leben außerhalb der Mauer.

Ich rolle mich auf dem Gras zusammen. Diese...Schmerzen.
Ich fühle wie das weiche Gras meine Haut kitzelt und rieche den Duft der Bäume. Den wohl angenehmsten Duft der Welt.
Erschrocken schlage ich meine Augen auf und richte mich auf. Weit und breit kein Mensch. Ich taste nach meinem Kopf und spüre Blut. Mein Pferd ist weg. Bin ich runtergefallen als die Titanen mich verfolgt hatten?
Aber sie wären doch niemals dem Pferd gefolgt! Ihnen verlangt es doch nach Menschenfleisch.
Verwirrt schaue ich umher. Ich versuche mich aufzurappel, doch ein unbeschreiblicher Schmerz durchzuckt  meinen Körper.
Meine Beine. Sie sind gebrochen.
In so einer Situation und dann noch außerhalb der Mauer ist es unmöglich zu überleben. Ich kann nicht einmal versuchen von hier wegzukommen.
Plötzlich spüre ich einen sehr warmen Luftzug an meinem Rücken.
Verwundert drehe ich mich um. Als ich in die riesigen Augen eines Titanes blicke, erstarre ich, versuche zu schreien doch nichts verlässt meine trockene Kehle. Nur ein erbärmliches Krächzen und Wimmern.
Dieses Gesicht. Grünblaue Augen, schwarzes Haar, riesiger muskulöser Körper, scharfe Zähne.
Vorsichtig hebt er mich hoch. Ich bin immer noch erstarrt. Nicht einmal der Schmerz löst mich aus diesem Erstarren.
Er blickt mich an. Ich bin gerade sicher schon 5 Meter über dem Boden.
Langsam geht er weiter, beschleunigt sein Tempo bis wir an einem Wald ankommen. Er legt mich sanft auf die Krone eines hohen Baumes ab und verschwindet dann wieder.
Wie erstarrt blicke ich ihm hinterher. Er... hat mich nicht gefressen. Er hat mir geholfen. Mich gerettet.
Nach einer halben Ewigkeit spüre ich wie die Erde wieder vibriert. Ich blicke auf, und der gleiche Titan steht wieder vor mir. In der Hand hällt er einen ganzen Busch wilder Beeren.
Irgendwie scheint mir die Situation wie aus einem Traum.
Er streckt mir die Früchte entgegen, schweigend.
Ich pflücke mir eine davon ab und führe sie zu meinem Mund. Süß.
"Danke.", sage ich leise.
Er schnaubt auf, lässt den Busch neben mir in den Baumkronen und verschwindet.
Was passiert hier?
Am nächsten Morgen werde ich unsanft aufgewacht, denn der Baum auf dem ich sitze wird geschüttelt.
Erschrocken setze ich mich auf und muss zu meinem Schrecken erkennen dass ich umzingelt bin. Von Titanen.
Mir entfährt ungewollt ein Schrei. Einer der Titanen hat begonnen den Baum hoch zu klettern. Ist das nun mein Ende?
Wie aus dem Nichts kommt der mir bekannte Titan hervor geschossen. Er reißt den Titan auf dem Baum runter und tötet den Rest.
Wieso tut er das? Wieso rettet er mein Leben? Es ist so unrealistisch...
Und als er sie vernichtet hat schaut er zu mir hoch. Er streckt vorsichtig seine Finger mach mir aus.
Nein. Er wird mich nicht verletzten.
Zögernd berühre ich seine Fingerspitzen.
"Danke...", flüstere ich ein weiteres Mal und lächele dabei.
Seine Augen blitzen kurz auf, dann verschwindet er wieder und lässt mich allein.
Doch nicht lange wird es dauern bis er zurückkommt. Das weiß ich. Er ist anders. Und ich traue ihm, denn ich habe das Gefühl ihn zu kennen.

"Wach auf, (V/N)!"
Ich reiße die Augen auf und atme schwer. Ich spüre wie meine Kleinung wegen dem Schweiß an meinem Körper klebt. Und ich spüre getrocknete Tränen an meinen Augenwinkeln. Als hätte ich gerade jetzt alles erlebt.
Es ist Levi der mich wachgerüttelt hat.
"Was ist los?", fragt er sanft.
Ich keuche schwer. Und dann weine ich. Einfach so. Das Weinen verwandelt sich schnell in ein schweres Schluchzen.

"Levi! Ich will nicht mehr zurück! Bitte! Ich kann das nicht. Ich bin nicht stark genug!"

Levi drückt mich an sich, unterdrückt ein gequältes Wimmern.

"Was meinst du?"

Ich versuche Worte aus meinem Mund zu kriegen. Doch ich weine unaufhörlich.

"Ich... meine... die Vergangenheit... Farlan! Isabell! Vor... 3 Jahren... dieser Titan... Mama... der Untergrund...", bringe ich schließlich schwerfällig hervor.

"Shhh.", sagt er ganz leise.

Wir verweilen lamge Zeit so. Fast zu lange. Doch ich fühle mich geborgen, in seinen Armen. Er hat mich so oft gerettet. Er ist stark. Und ich weine nun hier, nur weil ich nicht stark bin. Ich bin schwach.

"Du hast dich erinnert?", fragt er nach einer langen Stille.

"Ich weiß es nicht. Es ist verrückt. Du würdest mir sowieso nicht glauben...", wimmere ich.

"Ich werde dir immer glauben, (V/N)."

Ich schweige. Er wird mich für gestört halten. Ich will nicht dass so etwas passiert.

"Hier."

Levi reicht mir meinen Teddy.

"Wenn du es mir nicht erzählen kannst, dann erzähl es ihm. Ich bin nicht da."

Ich lächele schwach. Ich habe schon so lange nicht mehr mit Mama gesprochen. Soll ich jetzt wieder damit anfangen? Ich seufze, schlucke trocken und erzähle die Geschichte dem Plüschbären. Es schien fast so als würde er momenteweis nicken.

Als ich fertig bin schweige ich. Ich traue mich nicht in Levis Augen zu blicken. Wird er lachen?
Vorsichtig hebe ich meinen Blick.

"...unmöglich...", gibt er nun von sich.

"Du glaubst mir nicht."

"Natürlich! Nur ist das eine neue Entdeckung. Es verändert unseren Sichtpunkt enorm..."

Meine Augen werden groß. Er kneift mir kurz in die Wange.

"Hanji wird sich freuen. Und Erwin erst. Komm. Wir werden es ihnen erzählen."

"Aber Levi. Es ist dunkelste Nacht."

"Das hat uns noch nie aufgehalten."

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt