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(V/N)'s Sicht
Seit Levi das Training vor ein paar Stunden beendet hat habe ich nichts mehr von ihm gehört. Langsam aber sicher mache ich mir Sorgen. Wieder einmal scheint er so in sich gekehrt.
Sogar die Schimpfwörter hat er dieses Mal ausgelassen, sodass selbst meine Freunde angefangen haben Fragen zu stellen, ob ich denn was wüsste.

Ich möchte gerne zu ihm gehen, und ihn fragen, doch irgendwie habe ich das Gefühl dass ich dieses Mal vielleicht etwas Abstand halten soll. Doch ich will ihn nicht leiden sehen. Immer wenn ich solche Problem habe konnte ich mich Levi anvertrauen. Es war das beste Gefühl auf der Welt.

Ich will dass er nun auch mir vertrauen kann. Er soll mit mir reden können, und nicht immer so verschlossen sein, das ist alles was ich mir wünsche.

Und schon wieder stehe ich hier vor Levis Bürotür, unsicher, lege meine Knöchel auf das Holz und zögere bevor ich klopfe.

"Was?!", surrt Levis gedämpfte Stimme durch die Holzplatte. Ich schlucke, trete dann ein. Levi steht am Fenster, den Rücken zu mir gedreht und wahrscheinlich tief in seinen Gedanken versunken.

"Ähm... Levi?"

Levi dreht sich um, und ich sehe zu meiner Verwunderung ein besorgtes Gesicht. Schon so lange habe ich dieses nicht gesehen.

"Sag mir was los ist."

Er sieht mich weiterhin starr an. So ein verdammter Dickkopf! Irgendwie bin ich aber zu erschöpft um mich jetzt aufzuregen, also seufze ich nur und beginne erneut:

"Levi. Wir sind zusammen. Wir haben uns so gesehen geeinigt dass wir uns vertrauen können, egal worum es geht. Wir sind ein Team."

Sein Blick bleibt unverändert. Er ist so hartnäckig. Ich gehe also einfach zu ihm rüber und betrachte ihn genau. Ich nehme vorsichtig seine Hand in meine und verschränke unsere Finger.

Dann sage ich einfach gar nichts mehr, sondern erwiedere seinen kalten, harten Blick.

Dieses Mal seufzt er, schaut dann auf unsere Finger.

"(V/N). Ich mache mir solche Sorgen. Ich will nicht dass du auf die nächste Mission mitgehst. Ich kann nicht kämpfen wenn ich weiß dass du da bist."

Erstaunlicherweise bleibe ich ganz ruhig. Ich merke wie schwer es ihm gefallen sein muss seine Gefühle zu teilen, diese Worte über seine Lippen huschen zu lassen.
Ich lasse meinen Blick langsam aus dem Fenster gleiten und erblicke die Sonne.

"Siehst du die Vögel, Aniki? Wie sie herumfliegen. Ich frage mich ob sie den Horizont schon einmal erreicht haben..."

Levi richtet seinen Blick wieder auf mich, doch ich schaue weiterhin aus dem Fenster.

"Sie sind frei, Levi. Vollkommen frei. Die Menschen haben sich schon zu lange versteckt. Es ist nicht gerecht dass Kinder sowie Erwachsene niemals die wahre Welt vor Augen haben, nur weil es solche Monster wie Titanen gibt. Ich möchte helfen. Ich möchte meinen Kindern und den Kindern meiner Freunde ermöglichen zu träumen. Ich möchte dass sie einfach da hingehen können wo auch immer sie wollen ohne Angst davor zu haben von Titanen verschlungen zu werden.
Was sind wir doch für feige Kreaturen wenn wir lieber eingesperrt bleiben wollen anstatt zu kämpfen und uns zu erheben.
Die Welt hat so viel mehr zu bieten. Und ich möchte ein Teil davon sein."

Ich drehe mich wieder zu ihm. Er scheint wohl sprachlos, denn er verschluckt immer wieder Anfänge von Sätzen.

"Hass mich bitte nicht dafür dass ich dir nicht horche. Aber es geht nicht nur um uns. Es geht um die Zukunft der Menschheit."

Levis Blick sinkt wieder auf unsere verschränkten Finger. Er zieht sie langsam an sich, an seine Lippen, und küsst diese.

"(V/N). Bitte bleib doch hier. Nur dieses eine Mal. Ich möchte nur sichergehen dass du nichts überstürtzt. Es ist noch zu früh für dich. Du hast dich doch gerade erst erholt. Die Geschichte mit deinem Vater... Ich werde Nachts nicht schlafen können wenn du mitgehst. Ich werde krank sein vor Sorge.
Kannst du denn nicht versuchen mich zu verstehen?"

"Doch, kann ich. Aber Levi, ich bin eine Soldatin. Ich weiß was ich tue. Ich bin gut in dem was ich tue. Und wenn ich meine Freunde nicht auf eine Mission begleite dann werde ich nicht mehr mit mir selbst leben können. Meine Gewissensbisse würden mich auffressen.
Akzeptiere meine Entscheidung."

Nach kurzem Zögern nickt Levi schließlich, und ich kann mir dann ein Lächeln einfach nicht verkneifen.

"Danke. Das bedeutet mir so viel!", rufe ich, umarme ihn schließlich. Levi streicht mir dann langsam über den Rücken, während er summend aus dem Fenster schaut und sich wahrscheinlich innerlich über seine eigene Entscheidung aufregt. Doch das ist mir egal.

Er hat mir vertraut. Er hat sich mir geöffnet. Und er hat mir keine Lügen erzählt.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt