Ich mag die Situation nicht. Keine Spur von Levi, die Schmerzen, das Gefühl nutzlos zu sein.
Es scheint so als würde jeder in diesem Saal wissen was vor sich geht außer ich. Ich betrete den warmen Saal und fühle die dicke Luft die sich um mich schlingt. Auf einem Tisch in der Ecke sitzen die hochrangigen Soldaten: Erwin, Hanji, Mike und weitere bekannte Gesichter.
Erwin hat einige blutige Spuren und blaue Flecken im Gesicht, jedoch schaut er genauso rein wie immer.
Ich löse mich von Armins Griff und gehe langsam zu ihm. Es ist eher ein Kriechen als Gehen.
Erwin hat mich nur ein paar Mal besucht als ich auf der Krankenstation war, hat mich jedes Mal freundschaftlich angelächelt, mich gefragt wie es mir geht und so weiter.
Ich salutiere kurz vor ihnen und ziehe so die Blicke auf mich.
"(V/N). Wie ich sehe konntest du den Krankenflügel verlassen. Wie geht es dir?"
"Commander, bei allem Respekt. Ich würde gern zu meinem Bruder gehen. Ich habe ihn schon lange nicht gesehen und mache mir ernsthafte Sorgen. Bitte verstehen sie dass ich weiß dass Sie sicherlich ihre Gründe haben, jedoch ist er das Letzte was mir auf dieser Welt geblieben ist."
Erwins Augen bleiben unverändert. Kein Zucken verrät ihn. Er wird mir sicherlich nichts sagen.
Hanji schaut aufgeregt zwischen uns hin und her. Es gibt wohl keinen Augenblick wo sie nicht aufgeregt und mit großen Augen auf ihre Mitmenschen starrt."Erwin...", zischt sie.
Erwin senkt den Blick. Er kämpft wohl mit sich. Man kann es aus seinen Augen lesen.
"Nun gut.", sagt er schließlich entschlossen.
Ungläubich spüre ich wieder das unkontrollierte Zittern in meinen Händen.
"W-wirklich?"
Er schaut mich an, nickt dann.
"Juhuuuu!", trällert Hanji, "(V/N), du hast mir soooo Leid getan. Bin ich glücklich dass wieder alles gut wird!~"
Zum ersten Mal seit dem Vorfall lächele ich wieder.
Mit stolzer Miene gehe ich zu meinem Tisch und lache mit meinen allerbesten Freunden, die mir hier wirklich ans Herz gewachsen sind.
"Hey, (V/N)! Warum so glücklich?", fragt mich Sasha.
"Der Commandant hat mir erlaubt Levi wiederzusehen~", flöte ich.
Ich schaue in die Runde und sehe schweigende Blicke.
"Er... hat es dir erlaubt?", fragt Mikasa überrascht.
"Ja. Warum ist das so seltsam?"
Wieder Schweigen. Nicht einmal Sasha traut sich ihre Kartoffel zu Ende zu essen.
"Leute, was ist nur los? Ich seh doch dass ihr mir was verheimlicht!"
Niemand traut sich mich anzusehen. Ich verstehe es nicht. Was ist bloß los?
"(V/N). Wenn du später zu Levi gehst, dann verstehe dass wir dir nichts verheimlichen wollten. Es war nicht unsere Idee..."
Ein ungutes Gefühl durchfährt mich. Meine Hände zittern so stark wie noch nie. Mit einem Ruck stehe ich auf.
Erschrocken starren alle auf meine bebenden Hände."Ihr macht mir angst...", flüstere ich und stürme schon aus dem Saal.
Was wird mir verheimlicht? Ich verstehe das alles nicht.
Hinten erblicke ich schon Levis Zimmer. So schnell wie möglich humpele ich auf das schwache Licht zu.
Meine Hände beben und schwitzen, Furcht breitet sich in mir aus. Ich spüre wie mein Herz immer schneller pocht, ich fühle mich so als würde mir jeden Moment übel werden.
Die Tür wird immer größer, das Licht scheint immer kälter und entfernter.
Ohne auch nur einen kurzen Moment zu zögern drücke ich meinen gesamten schmerzenden Körper gegen die Tür und stürtze in das kleine saubere Zimmer.
Und als ich dort stehe bleibe ich sprachlos. Ich kann mich kaum bewegen.
"Was zur..."
Levi starrt mir mit großen Augen entgegen. Er steht im Zimmer, das 3DManövergerät halb umgeschnallt, einige Kratzer im Gesicht und die Erschöpfung spiegelt sich in seinen weit aufgerissenen Augen.
Ich komme langsam auf ihn zu, er regt sich nicht.
Trauer und Wut steigt in mir. Ich fühle wie meine Augen sich mit Tränen füllen.
Ich klatsche ihm eine ins Gesicht, schluchze kurz und schließe ihn dann in meine Arme. Zum ersten Mal hat Levi sich nicht geweht. Er weiß dass ich Recht habe. Er weiß dass er einen Fehler begangen hat.
Mich wochenlang nicht besucht zu haben während ich mich mit Schmerzen im Bett herumgewälzt habe.Er legt vorsichtig seine Arme um meinen geschwächten Körper und ich drücke meinen Kopf in seine Halsbeuge.
"Wie konntest du mir das bloß antun?"
"Ich weiß. Es tut mir Leid."
Er löst sich von mir und hällt meine Hände in seine.
"Deine Hände... sie zittern ja..."
Ich ziehe sie aus seinem Griff.
"Es ist nichts."
Ich schmunzele kurz.
"Deine Wange ist rot..."
Levi zieht eine Augenbraue hoch.
"Das hat auch ganz schön weh getan."
Ich lächele. Und wie aus heiterem Himmer verwandelt sich das Lächeln in ein herzliches Lachen.
Als ich mich beruhigt habe schaue ich in Levis Schmunzeln. Vorsichtig lege ich meine noch leicht zitternden Hand um seine Krawatte, ziehe ihn zu mir runter und küsse ihn auf den Mund.
"Ich habe dich so vermisst.", flüstere ich schwach.
"Du hast mir soviel zu erklären, Levi Ackerman.""Und du mir auch, Brat."
Ich lache leise.
Und schon wieder das Zittern. Doch dieses Mal sind es meine Knie. Hanji hat mir noch extra gesagt dass ich meine Beine noch nicht belasten darf, und jetzt bin ich schon überall hingehumpelt.
"Wenn du so weitermachst dann wirst du nie auf Missionen mitgehen, Balg.", flüstert er und legt seine Stirn auf meine, sodass ich seinen wohlig warmen Atmen spüre.
"Dieses Balg liebt dich, Levi."
"Und Levi liebt dieses Balg."
Wieder lächele ich. Dieses wohlige Gefühl durchströmt meinen Körper. Eine kleine Freudeträne kann ich mir jetzt wirklich nicht verdrücken.
Plötzlich spüre ich Levis warmen Arm unter meinen Kniekehlen und auf meinem Rücken.
Er hebt mich hoch, hört nicht auf mir tief in die Augen zu blicken und legt mich vorsichtig auf seinem bett ab."Schlaf, mein Schatz. Ich komme gleich wieder."
Er drückt mir schnell einen Kuss auf die Lippen, zieht seine Ausrüstung aus und geht aus der Tür. Doch bevor er das Zimmer verlässt wich jede Weichheit aus seinem Gesicht und der bedrückte monotone Ausdruck nimmt wieder Platz.
Es wurde mir warm als ich daran denke dass nur ich diese Seite an ihm sehen darf.
Er schenkt nur mir diese Seite.
DU LIEST GERADE
Coming Home // Levi x Reader x Eren
FanficDu kennst Levi seit du klein warst und er war wie ein Bruder für dich. Er würde alles für dich tun. Du musstest mit ihm, Isabell und Farlan zum Aufklärungstrupp. Auf eurer ersten Mission musstest du dein Leben opfern um das von allen beteiligten So...