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Sofort springen Levi und ich auf.

"Was ist mit den Kindern...?", frage ich mit zittriger Stimme, doch Hanji scheint so neben der Platte dass sie kein einziges Wort mehr rausbringen kann. Deshalb stürmt sie einfach vorwärts, während wir ihr mit aller Geschwindigkeit hinterher rennen.

Mir wird ganz mulmig zumute als ich feststelle dass wir in Richtung Erwins Büro laufen.

Bitte... nicht.

Sofort reißt Hanji die Tür auf, und als ich sehe was dort vorgeht spüre ich wie mir mein Herz in die Hose rutscht.

Eren kniet mit blutender Nase und blauschwarzem Auge auf dem Boden, festgehalten von einigen Soldaten. Meine Kinder, schreiend und weinend, werden auch festgehalten von einem Berg von einem Soldat. Erwin mit überlegender und strenger Miene der durch das Büro stolziert.

Als Eren uns sieht, fängt er sofort an sich zu entschuldigen und warme Tränen schießen ihm in die Augen.

"Es tut mir so Leid... Ich habe versucht sie zu beschützen... Bitte vergebt mir...", schluchzt er.

Auch bei mir beginnen wieder die Tränen zu brennen. Ich laufe zu meinen Kindern, schlage den Soldat der sie festhält mit aller Wucht nach hinten und hebe sie in den Arm. Levi, der auch reagiert hat nimmt mir Isabel ab, die sich weinend an seinen Hals schmiegt und sich an ihn klammert. Farlan weint auch, schnieft aber deutlich weniger, schaut immer wieder auf seine Schwester rüber und versucht sie zu beruhigen.

"Isi... Nicht traurig sein...", sagt er leise.

"Erwin, du Bastard! Wie kannst du nur?!", knurrt Levi aufgebracht, was Isabel aber nur noch mehr weinen lässt.

Erwin schlendert schweigend und streng reinblickend umher, bis er sich hinter seinem Büro in den Stuhl sinken lässt und seine Finger verschränkt.

"Ihr wisst was das bedeutet...", sagt er langsam.

"Nein...", wimmere ich und halte Farlan fester.

"Ein Soldat hat gesehen wie die Kinder draußen mit Jäger herumgespielt hat. Einer von ihnen soll einen toten Vogel aufgehoben haben, und ihm wieder Leben eingehaucht haben. Eines der Kinder kann tote Wesen wieder auferstehen lassen..."

Levi und ich wechseln besorgte Blicke. Er redet über Isi...

Plötzlich strampelt Farlan mit den Beinen, sodass ich ihn loslassen und ihn auf dem Boden abstellen muss.

Er schleicht bis zu Erwins Büro, mit gesenktem Blick.

"Sir. Ich war das.", lügt er.

"Nein! Farlan!", rufe ich leise, hebe ihn dann wieder auf den Arm. Erwins Blick ruht auf dem Jungen, den ich panisch festklammere. So war das nicht geplant... Ja ich habe ihm gesagt seine Schwester zu beschützen. Aber er soll doch nicht alle Beweise auf sich ziehen!

"Erwin! Du wirst unsere Kinder nicht anfassen! Nur über meine Leiche!", brüllt Levi, was Isabel noch mehr Wimmern lässt. Levi merkt das, streicht ihr vorsichtig über den Rücken und wippt leicht auf und ab damit sie sich beruhigt.

"Es tut mir Leid. Aber meine Entscheidung steht fest.", antwortet Erwin langsam.

"Erwin! Nein!", brüllt Hanji nun aufgeregt. Ich habe sie noch nie in meinem Leben so aufgebracht gesehen.

"Ich werde dich dabei nicht unterstützen! Und du weißt ganz genau dass du ohne mich keine Experimente durchführen kann! ICH bin die, die ALLES weiß! ICH habe jedes einzelne Experiment durchgeführt! Also stehst du da, mit rein gar nichts! Was willst du jetzt tun?!", brüllt sie.

"Dann habe ich keine andere Wahl als dich vom Dienst zu entlassen und andere Menschen mit den Zwillingen experimentieren zu lassen. Willst du wirklich dass unerfahrenere Menschen den Zwillingen mehr weh tun als nötig?"

Plötzlich wird Hanji ganz klein. Sie sieht eingeschüchtert und hilflos aus. Als wäre sie in eine Ecke gedrungen worden.

Ich merke es auch. Es führt keinen Weg mehr daran vorbei. Doch ich will kämpfen!

"Erwin bitte...", murmele ich, "Ich habe jedes dieser blöden, schmerzvollen Experimente durchgemacht! Jedes! Ohne Ausnahme! Du bist mir also schon etwas schuldig! Ich habe es auch freiwillig getan, sogar gerne, ohne mich zu beschweren! Aber wenn du auch nur denkst dass ich dir meine Kinder überlasse, damit du genau dasselbe mit ihnen durchziehen kannst, dann hast du dich geirrt. Wenn du das tust, dann schwöre ich bei Gott dass ich mich nicht zurückhalten werde alles zu tun, damit du sie niemals wieder vor die Augen hast!"

Meine Wut ist jetzt fast nicht mehr kontrollierbar. Diese Enttäuschung hat mich verletzt. Dieser Vertrauensbruch.
Plötzlich beginnt alles in dem Raum zu vibrieren. Ich spüre wie meine Wut in jede Faser und in jedes Material eingedrungen ist.

Ich entspanne mich jedoch als ich Levis Hand auf meiner Schulter spüre.

Eine Weile ist es ruhig. Erwin verzieht keine Miene, als wäre er eine Statue.

"Gib mir den Jungen.", sagt er schließlich.

Ich drücke Farlan fest an mich, mein Blick ist schockierd und entsetzt.

"Erwin!", brüllt Levi.

"Gibt ihn mir. Ich will ihn nicht mit Gewalt an mich reißen müssen. Ich verspreche ihn gut zu behandeln. Mehr als nötig werden wir ihn nicht verletzten."

"Nein...", flüstere ich. Levi reagiert als plötzlich die Soldaten im Raum uns vorsichtig umkreisen. Er legt mir Isabel in den Arm, verprügelt dann jeden einzelnen in dem Raum auf eine brutale und wütende Art und Weise, mit Ausnahme von Hanji, Eren, Erwin und mich mit den Kindern auf dem Arm.

Als alle Soldaten mit schmerzverzerrten Gesichtern auf dem Boden liegen und quietschend stöhnend, tritt Levi mit schnellen Schritten zu Erwin und zieht ihn am Kragen aus dem Stuhl.

"Ich habe dir immer vertraut, du Bastard. Aber wenn du auch nur versuchst meiner Familie etwas anzutun, dann breche ich dir das Genick!"

Levi lässt ihn los, tritt vorsichtig zu mir und nimmt mir Isabel wieder aus dem Arm.

Erwin streicht unbeeindruckt sein Hemd glatt, setzt sich wieder gerade mit verschränkten Fingern hin.

"Ihr habt eine Woche Zeit um euch an den Gedanken zu gewöhnen. Bis dahin habe ich eine Erlaubnis von oben.
Ihr könnt jetzt gehen."

Ich kann es nicht glauben. Ich halte mein Kind so fest ich kann, lege meine Hand schützend auf seinen Kopf, helfe Eren dann hoch und wir verschwinden gemeinsam mit Hanji aus dem Zimmer.

Eine Woche.

Dann würde sich alles ändern.

Was alles bis dahin passieren wird, weiß ich nicht.
Ich hoffe nur dass alles gut wird. Ich hoffe dass es so endet, dass es meinen Kindern gut geht.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt