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Levis Sicht
Wenn ich Erwin in die Finger kriege dann werde ich ihn köpfen! Es war so geplant! Alles war perfekt! Aber natürlich musste der Herr Commandant einknicken und sie hierherlocken!

Denkt er es ist mir leicht gefallen mich zu verstecken? Zu wissen dass (V/N) mit großen Schmerzen ganz allein im Krankenflügel ist während sie sich Sorgen um mich macht?

Ich schließe die Tür ganz leise ins Schloss, um sie nicht zu erschrecken. Und als ich langsam von der Tür wegschlich, wurde mein Gang immer schneller, lauter, wütender.

Mit großem Schwung reiße ich die Tür zu Erwins neuem Büro auf, die mit voller Wucht gegen die Mauer schlägt. Ich höre wie Hanji einen kurzen erschrockenen Schrei ausstößt, umd wie Mike und Erwin sich gleichzeitig räuspern.

"Du hast länger gebraucht als ich dachte...", murmelt Mike provozierend.

"Erwin!", knurre ich.

Erwin zieht kurz eine Augenbraue hoch, legt dann die Pläne für die nächste Mission auf die Seite.

"Sie hatte ein Recht zu wissen ob es dir gut geht, Levi. Sie hat sich sehr viele Sorgen gemacht."

"Ihr geht es gut! Sie hätte es auch länger aushalten können. Du hast alles ruiniert!"

"Levi...", sagt Hanji ganz leise.
"Ihr geht es nicht gut."

Ich erstarre und schaue mit besorgten Augen auf Brillenschlange.

"Was meinst du?"

Hanji wirft Erwin einen kurzen Blick zu, der dann nickt.

"Levi, ihre Schäden am Körper sind riesig. Aber glücklicherweise verheilt sie sehr gut. Doch es geht nicht um ihre körperliche Gesundheit. Sie hat einen Schock hinter sich. Sie ist psychisch labil. Siehst du denn nicht wie ihre Hände zittern?"

Erschrocken schaue ich auf sie.

"Es ist entweder das... oder eine Krankheit. Eine Nervenkrankheit. Die Testergebnisse sind noch nicht raus."

Ich spüre wie mir mein Herz in die Hose rutscht. Eine Krankheit?

"Wie lange wisst ihr es?", flüstere ich.

"Hanji hat es uns gerade erst gesagt. Levi ich bitte dich darum sie etwas bei dir aufzunehmen, dich noch viel mehr um sie zu kümmern. Wenn wir Glück haben ist es nur ein Schock. Aber auch das ist nicht einfach für sie."

Stille. Ich lausche meinem ruhigen Atem nach. Wenn ich sie ein zweites Mal verlieren dann schaffe ich das nicht. Ich werde brechen.

Als ich mich wieder gefangen habe schaue ich ein letztes Mal in die Runde, nicke, und trete langsam fort.

Na gut. Ich werde mich um sie kümmern.

(V/N)'s Sicht
Hm. Ich bin gar nicht müde. Nur erschöpft. Es ist nicht dasselbe. Wäre ich müde dann könnte ich jetzt schlafen und würde ausgeruhen aufstehen und wieder durch den fröhlichen Alltag laufen.

Doch ich bin erschöpft. Kein Schlaf der Welt würde mir jetzt helfen. Ich brauche einfach etwas Zeit. Freiheit. Das Gefühl die Sonne auf meiner Haut zu spüren und Laub unter meinen Füßen. Keine Sorgen. Nichts als Ruhe. Mit Levi. Und Eren. Und Mikasa, Armin, Jean, Sasha, Connie, Christa, Ymir und so weiter.

Mit Schwung schleudere ich die Decke von meinem abgenutzten und kaputten Körper und lege meine Füße auf den Boden. Langsam lege ich mein Gewicht auf die Beine, stehe vorsichtig auf.

Endlich stehe ich im Zimmer. Das kalte und kahle Zimmer von Levi.

Aber das ist genau das was die Meisten nicht verstehen.

Es ist nicht kalt und kahl. Im Gegenteil. Wenn man Levi kennen würde dann wüsste man dass es auf seine Art liebevoll eingerichtet ist. Sauberkeit, für ihn ein Muss. Das Zimmer sieht aus wie das von jedem anderen, und dennoch erkennt man dass er es bewohnt.
Das lässt mich Schmunzeln. Als würde man an einem Theather hinter den langen wallenden Vorhängen sehen, nur um das wahre Schauspiel zu erblicken.

Mir ist warm. Ich streife die Jacke von meinen Schultern und werfe sie aufs Bett. Levi würde mich dafür töten. Dann schlendere ich durchs Zimmer und öffne das Fenster.
Eine kühle Brise küsst meine Haut. Ich sehe wie draußen die grünen Blätter an den Bäumen herumwirbeln und höre die Vögel zwitschern.

Ich schlendere weiter. Erblicke meinen Teddy auf Levis Büro. Ich nehme ihn in die Hand und erkenne wie ihm ein Auge runtergefallen ist. Daneben lieben Nadel und Faden.
Den Teddy drücke ich kurz an mein Gesicht, rieche das Levi in wieder einmal gewaschen hat weil er 'alt und dreckig' ist und lege ihn dann zurück. Wo er wohl schon wieder hin ist?

Als ich meine Finger über die Dokumente streichen lasse spüre ich wieder dieses Zittern. Was ist das? Was hat es zu bedeuten?

Ich nehme die Pillen die mir Hanji gegeben hat aus meiner Tasche. Vorsichtig versuche ich den Schraubdeckel aufzumachen, doch das Zittern wird immer stärker. Ich schaff es nicht ihn zu öffnen. Langsam verzweifele ich, merke wieder diese Hilflosigkeit. Schon wieder dieses brennende Gefühl von Tränen in den Augenwinkel. Mit einem Ruck fährt die Schachtel auf und alle Pillen rollen auf die Holzdielen.

Erschöpft und am Boden zertört falle ich auf die Knie und sehe mir die bunten Pillen an. Vor Schmerz dass ich nichts auf die Reihe bringe stoße ich einen verzweifelten Schrei aus meiner trockenen Kehle.

Dann geht die Tür schnell auf und Levi tritt wieder ein. Mein Rücken ist zu ihm gedreht, ich will ihn jetzt nicht ansehen.

"(V/N). Was ist passiert?"

Besorgt kommt er auf mich zu und legt seine Hand auf meinen Kopf. Traurig schaue ich ihn von unten an, dann blicke ich wieder auf die Pillen.

"Was ist das?", fragt er mich und kniet sich neben mich hin.

"Von H-Hanji... sie hat sie mir ge-gegeben..."

"Schmerztabletten?"

Ich schüttele den Kopf.

Levi schnaubt kurz, fängt dann an die einzelnen Pillen aufzusammeln. Ich blicke ihm schweigend dabei zu, lege meine Hände unter meine Knie damit er sie nicht zittern sieht.

"Gibst du mir den Behälter?"

Lange zögernd ziehe ich meine recht Hand hervor, greife in meine Tasche und reiche ihm den kleinen Behälter. Lange Zeit starrt er auf meine sehr stark zitternde Hand. Ich igniorier es einfach und warte bis er ihn endlich entgegen nimmt.

Er schluckt, nimmt mir die Schachtel sanft ab und lässt alle Pillen in den Behälter gleiten. Nur eine hällt er in der Hand und reicht sie mir.

Mit wässrigen Augen nehme ich sie ihm aus der Hand. Wir schweigen. Levi steht auf und holt mir ein Glas Wasser. Abwesend lächele ich schwach und schlucke die kleine Pille runter.

"Alles in Ordnung?", fragt er mich dann.

"Alles in Ordnung.", murmele ich, "Und du?"

Levi nickt.

"Ja. Alles in Ordnung."

Wir schauen uns noch kurz an.

Wann können wir endlich aufhören uns gegenseitig anzulügen?

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt