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"Aufwachen!"

Ich blinzele einige Male schwer. Sofort blendet mich ein grelles, unangenehmes Licht und stickige Luft empfängt mich. Ich bin an einen Stuhl gefesselt, spüre, wie jegliche Kraft meinen Körper verlassen hat.
Vor mir steht mein Vater, mit einem breitem ekligen Grinsen im Gesicht. So gern würde ich es wegpolieren.
Mein linker Arm pocht schmerzhaft.

"Du hast mir meinen verdammten Arm gebrochen du Scheißkerl!", grunze ich.

"Was soll ich sagen. Levi hat mich dazu gezwungen. So gesehen war nicht ich es der dir deinen Knochen gebrochen hat, sondern dein Papa Levi."

Er kommt auf mich zu und hebt mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger hoch.

"Wir werden viel Spaß haben, meine wunderschöne Tochter."

Levis Sicht
"Was hast du vor? Willst du dich allein auf die Suche nach ihr machen?", fragt Erwin mich ein zweites Mal.

"Natürlich was sonst! Ich kann doch hier nicht auf deine blöden Befehle warten, Erwin! Ich werde ihr sofort folgen!"

Er versteht es einfach nicht, und das bringt mich gleich zum Platzen. Die Wut brodelt in mir, doch ich mache mir auch große Sorgen.
Ich will Gruber leiden sehen. In sein schmerzverzerrtes Gesicht schauen, seine qualvollen Schreie hören. Und ich will (V/N) wieder in meine Arme schließen können. Ist es zu viel verlangt sie in Sicherheit zu wissen?

Ich packe schnell mein 3D Manövergerät aus und ziehe es mir über. Erwin ignioriere ich. Hektig ziehe ich einen unscheinbaren schwarzen Umhang an.

"Levi beruhige dich. Ich weiß wie wichtig sie dir ist, aber wir sollten nun nichts überstürtzen."

Ich antworte nicht.

"Levi."

Ich drehe mich um und schaue Erwin böse an.

"Erwin. Ich habe geschworen dir immer zu vertrauen, dir zu folgen, sogar in den Tod. Aber ich habe auch schon einmal ein anderes Versprechen abgelegt. Ich habe (V/N) und auch (V/N)'s Mutter versprochen auf sie aufzupassen. Ich habe geschworen mein Leben für ihres einzutauschen wenn es nötig ist. Doch das wichtigste ist: ich habe es mir selbst geschworen. Ich verlange nicht dass du es verstehst, aber bitte lass mich gehen."

Erwin sieht mich streng und lange an.

"Na gut, Levi. Aber dass du mir mit (V/N) zurückkommst."

Ich nicke hastig, schleudere dann die Tür auf.

"Oi ihr Bälger! Was macht ihr hier?"

"Wir wollen Ihnen helfen Heichou."

Ich blicke in die Augen meiner Spezialeinheit und vielen weiteren der neuen Division.

"Ich brauche keine Hilfe.", grunze ich und schlängele mich an ihnen vorbei, doch irgendjemand packt mich am Arm und hält mich auf.

"Heichou. Wenn sie nicht akzeptieren wollen, dass wir Ihnen helfen, dann lassen Sie uns (V/N) helfen!"

Ich schaue in Erens geweiteten Augen. Er ist noch nicht über sie hinweg. Dagegen muss ich später noch was unternehmen, doch die blinde Liebe dieses Jungen wäre vielleicht noch hilfreich.

"Na gut.", brumme ich genervt und reiße mich aus seinem Griff. Mit ernsten Mienen folgen mir die anderen zu den Ställen, wo wir uns auf die Pferde schwingen und mit voller Geschwindigkeit losreiten.
Ich habe mein Mädchen noch nicht aufgegeben! Niemals. Nicht noch einmal.

"Wir reiten in den Untergrund! Folgt mir."

Die Pferdehufen klappern regelmäßig auf dem kalten Boden. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät. Allein dass er ihr den Arm gebrochen hat ist schon ein Grund um ihn zu töten. Ich hätte ihm das Genick gebrochen hätte Erwin mich nicht zurückgehalten. Und dann waren sie verschwunden. Weg. Aus dem Fenster.

Ich hoffe es geht ihr gut. Doch Gruber ist ein Verrückter, keine Ahnung was er mit ihr vor hat. Ich weiß nur dass ich so schnell wie möglich zu ihr kommen muss.

Nach einigen Stunden haben wir es geschafft. Wir stehen vor einem der Eingänge vom Untergrund. Genau demselben Eingang wo Erwin uns damals rausgezerrt hatte.

Ich habe den Soldaten befohlen normale Kleidung zu tragen um nicht erkannt zu werden. Dann mussten wir den Plan durchgehen. An jedem Eingang stehen jeweils 2 Soldaten. Der Rest folgt mir in den Untergrund um (V/N) zu suchen. Doch sie werden nutzlos sein. Keiner kennt sich im Untergrund aus. Außer ich.

Keiner von ihnen weiß wie riesig und verzweigt der Untergrund ist, ganz abgesehen davon dass es düster und kalt ist. Eine Kälte vor der ich eins floh und schwörte nie wieder zu kommen. Der Ort an dem ich geboren und aufgewachsen bin.

"Wir teilen uns auf. Jäger und Springer, Kirchstein und Alert, Ackerman und Braus.
Ich gehe allein."

"Verstanden, Heichou!"

Und schon gehen wir die Stufen runter. Ein unangenehmer Duft breitet sich sogleich in meiner Nase aus. Es kribbelt und juckt in meinen Augen.
Ein vertrautes Gefühl aus der Vergangenheit.

Mit dem 3DManöver kommen wir schneller voran. Doch ich wusste dass es hoffnungslos ist. Feuerblut haben wir schon so lange gesucht und nicht gefunden. Sie haben den Ort auf ihrer Seite. Komplizierte Gassen, Keller, Abzweigungen, Sackgassen, Kreuzungen. Und dabei immer wieder die halbtoten Körper von Menschen in den Straßen.

Wie ein Wirbelwind fliegen wir umher, suchen aller ab. Vergebens. Wir finden sie nicht. Stundenlang suchen wir bereits, doch ich werde nicht aufgeben. Niemals.

Zeitsprung

Es sind 2 Wochen vergangen. Ich habe meine geliebte (V/N) immer noch nicht gefunden, ich fange an zu verzweifeln. Die Nacht verwandelt sich zum Tag. Keine einzige Sekunde lasse ich vom Untergrund los. Erwin hat die anderen Soldaten zurückgerufen, gesagt, es sei hoffnungslos. Doch er konnte mich nicht umstimmen. Egal wie sehr er schimpfte, drohte, sich bedrohlich aufbaute oder vor Wut auf den Tisch schlug. Er konnte mich nicht davon abbringen sie zu suchen.

Der Untergrund ist so leer, scheint es mir. Diese alten Gefühle nagen an mir, dauerhaft, unermüdlich. Ein tiefes schwarzes Loch das mich in den Abgrund zieht. Ich zweifele daran dass es ihr gut geht. Dass sie noch lebt.

Gerade sitze ich auf dem Dach eines Hauses und ruhe mich kurz aus. Ich hasse es, doch meine Beine und Arme schmerzen so sehr vom Suchen dass ich gleich nicht mehr stehen kann. Nur ganz kurz.

"Mark du Arsch! Lass das!", brüllt ein Mann unter mir und schubst einen weiteren zur Seite.

"Tut mir Leid. Hab nicht aufgepasst.", lallt der andere und läuft gegen ihn.

"Wenn du das nochmal tust dann bringe ich dich zum Boss!"

Genervt stehe ich wieder auf um weiter zu suchen. Reine Zeitverschwendung.

"Was soll Gruber mir denn anhaben? Er ist sowieso mit diesem Mädchen beschäftigt."

Ich erstarre. Hat er eben Gruber gesagt? Redet er wirklich von ihm? Und kann mit 'Mädchen' (V/N) gemeint sein?

Sofort rase ich runter, erschlage den einen mit meinem Schwert und schleudere den anderen gegen die Wand.

"Wenn du nicht auch gleich so wie dein Freund enden willst dann bringst du mich zu Gruber. Verstanden?!"

Panisch und hektisch nickt der andere und sein Gestank von Alkohol hätte mich fast umgehauen.

"Ist ja gut, Alter. Ich bring dich zum Boss."

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt