30.Kapitel

2K 97 13
                                    

Wiedereinmal starrte ich gelangweilt aus dem Fenster. Wie lange tat ich das eigentlich schon? Jeden Tag mindestens zwei Stunden? Nicht dass ich auf jemanden warten würde, es gab nur nichts besseres zu tun. Entweder saß ich vor den großen Bücher und lernte, oder ich starrte gelangweilt aus dem Fenster. Wenn ich mal keine Lust auf diese beiden Sachen hatte, dann ging ich spazieren. Kurz gesagt ich hielt mich von Freunden, Filmen und Musik fern. Nie hätte ich gedacht, dass mir die Sachen, die ich am liebsten tat, Schmerzen bereiten würden. Ich konnte es nicht ertragen, dass alle um mich herum so glücklich waren und, aber ich immernoch um die Menschen trauerte, die ich verloren hatte.

Die Leere in mir war mit gar nichts zu füllen. Ich war wie ein Schiff, das undicht war, sodass immer wieder Wasser hineinströmen konnte und das Schiff langsam zum Sinken brachte. Es stellte sich nur die Frage, ob ich schon versunken war oder noch gerettet werden könnte!

Seit dem letzten Ereignis bei Diana und Sebastian war es mir unangenehm, mit ihnen Zeit zu verbringen. Ich musste mir dauernd einreden, dass sie kein Mitleid mit mir hatten und nur behilflich sein wollten.

Die gute Nachricht war, dass Diana und Sebastian mich wenigstens für einen Tag los waren, da sie den ersten Jahrestag ihrer Hochzeit feiern wollten.

Als Sebastian erfahren hatte, dass er bald Vater werden würde, hatte er Diana einen Antrag gemacht und die beiden hatten kurz danach geheiratet. Sebastian war damals 21 und Diana 19. Sebi hatte sein Studium abgebrochen und begonnen bei Sky als Programmierer zu arbeiten. Diana hingegen hatte ihr Studium erst nach Sarahs Geburt ein Jahr lang pausiert. Ihr Wunsch war es, Volksschullehrerin zu werden und dem würde sich bestimmt noch nachgehen.

Jedenfalls war der 8.Februar ein sehr großer Tag für die beiden. Obwohl sie ein Kindermädchen hatten, wollte ich mich um Sarah kümmern. Sie war ohnehin ein sehr stilles und super süßes Baby, da war es mir nur recht. Eigentlich liebte ich Kinder, vorallem Mädchen hatten es mir angetan. Ich liebte es Mädchen die Haare zu frisieren und ihnen schöne Kleider zu kaufen. Sarah war zwar erst 6 Monate jung und hatte noch nicht genügend Haare auf dem Kopf, aber ich hatte kein Problem damit zu warten. Ich wollte ihre Lieblingstante werden und würde alles für sie tun.

Ich verbrachte den ganzen Tag mit ihr, spielte mit ihr, badete sie, laß ihr Geschichten vor, obwohl sie keine davon verstand, wechselte regelmäßig ihre Windel und brachte sie zweimal, einmal mittags und abends, zu Bett. Es war ein wunderbarer Tag, ich wünschte mir sogar mehr Zeit mit ihr verbringen zu können.

Am meisten freute ich mich auf den Freitag, den 14.Februar. Natürlich nicht weil es der Valentinstag war, sondern weil Dia und Sebi sich noch eine Auszeit gönnen wollten und Sarah erneut mir überließen.

Meine Pläne wurden leider durchkreuzt, denn Ben hatte sich gedacht, mir an Valentinstag einen Besuch abzustatten und mir noch dazu einen Blumenstrauß und Pralinen zu schenken. Versteht mich nicht falsch, es war echt nett von ihm, aber ich war nicht gewohnt daran. In den letzten zwei Jahren gab er mir an Valentinstag zwar immer eine rote Rose und wollte etwas mit mir unternehmen, aber es war nie so weit gekommen, dass er zu mir nach Hause kam. Hatte ich ihm zu viel Hoffnung gemacht? War es falsch von mir, ihn wieder in meiner Nähe zu haben, obwohl ich genau wusste, dass er Gefühle für mich empfand und ich sie nicht erwidern konnte?

Es war verdammt schwer mit meinen eigenen Gedanken zu kämpfen, ich konnte mich nicht entscheiden was richtig und falsch war. Das einzige, was ich tun konnte, war weiterhin nett zu sein und Ben hereinzubeten.

"Schön hast du's hier", meinte er als er das Wohnzimmer betreten hatte.

Ich lächelte. "Vielen Dank!"

Er hatte ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen, setzte sich auf die Couch und lehnte sich zurück, während ich ihm nur dabei zuschauen konnte. Ich bemerkte, dass er sich ein wenig verändert hatte. Seine Schulter war breiter geworden und er hatte ein selbstbewussteres Erscheinungsbild. Das hieß aber nicht, dass er arrogant oder sonst was war, nein ganz im Gegenteil, er war trotzdem netter als alle anderen Männer in meinem Leben.

Never stop lovingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt