Kapitel 7 - Katja oder Ich.

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Nadja rannte mir hinterher, sie stellte sich zwischen mich und die Tuer und drueckte sich mit ihrem Ruecken dagegen, sodass ich sie nicht oeffnen konnte.

,,Bitte geh nicht..", fluesterte sie mit zerbrochener Stimme und ich sah, wie sich Traenen in ihren wunderschoenen gruenen Augen ansammelten, die ihr Funkeln von heute morgen komplett verloren hatten.

So sehr ich auch bei ihr bleiben wollte, ich konnte es nicht. Egal wie scheisse Katja sie behandelt hatte, so hintergangen zu werden hatte keiner verdient. Ich wuenschte, es waere mir egal gewesen, da ihr nichts als Wut und Ekel Katja gegenueber verspuerte, doch trotzdem liebte sie Nadja irgendwo und ich kam mit dem Gedanken nicht klar, mein Glueck auf dem Unglueck einer anderen aufzubauen. Ich versetzte mich in ihre Lage und dachte daran, wie es mir ergehen wuerde, wenn ich Katja waere und meine Verlobte soetwas hinter meinem Ruecken tun wuerde. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich einfach nicht mit dieser "Sie hatte es verdient" Einstellung anfreunden. Am Telefon hatte sie sogar gesagt, dass sie bereit fuer eine Paartherapie waere, also hatte sie vielleicht ihre Fehler eingesehen und die Liebe zu Nadja war so stark, dass sie alles tun wuerde um sie nicht zu verlieren. Waehrend Nadja im Bett mit einer anderen lag. Mir. Mit Katja haette sie es viel einfacher, kein Versteckspiel und keinerlei Gefahr fuer sie oder ihre Karriere. Sie muesste sich keine Sorgen machen und koennte ihr Leben geniessen. Und so sehr ich sie auch wollte, wusste ich trotz allem, dass ich ihr nicht gut tun wuerde, nicht jetzt und schon garnicht auf Dauer.

,,Lass mich bitte raus.", sagte ich ernst, doch meine Stimme war schwach. Ich bekam kaum Luft und drohte jeden Moment umzukippen.

Traenen kullerten ueber Nadjas Wangen. Sie wusste, wie es mir ging mit meinen Panikattacken, wie ich reagierte und wie man in solchen Momenten am Besten mit mir umging. Nadja oeffnete die Wohnungstuer, doch ihr Blick hing immernoch an mir, ich hingegen starrte auf die Tuer.

,,Bitte ruf mich an oder schreib mir, sobald es vorbei ist.. Ich bin hier Dalinka, egal was ist.", sagte sie und kaempfte damit, ihren Satz zu beenden, ohne in Traenen auszubrechen.

Zu sehen, dass es ihr genauso weh tat wie mir, lies mein Herz in tausend kleine Stuecke zerbrechen und ja, am liebsten haette ich sie einfach nur umarmt und gekuesst, doch ich konnte nicht einfach so weiter machen als waere alles geklaert, denn das war es ganz und garnicht. Und ich weiss, weglaufen bringt nichts, doch waere ich in diesem Moment zwangshaft dort geblieben, waere alles nur schlimmer geworden.

Ohne ein Wort zu sagen ging ich an ihr vorbei, blieb kurz stehen und sah zu ihr. Ich wollte etwas sagen, doch ich bekam keinen Ton raus.

,,Pass auf dich auf.. Ich liebe dich.", fluesterte sie.

Ich wollte sie kuessen, ihr sagen dass alles gut wird und dass ich sie auch liebe, doch mein Koerper lies es nicht zu.

Ich ging in Richtung Treppenhaus, blieb kurz stehen, atmete tief durch. Es war besser so, ich musste ersteinmal auf mich selbst klarkommen und fuer mich entscheiden, wie es weitergehen soll, was ich will. Ich ging die Treppen nach unten zum Haupteingang und lief die Strassen entlang. Ich wusste genau, wo ich war, doch hatte ich keine Ahnung, wohin. Zurueck? Sicher nicht. Zur Schule? Auf keinen Fall. In ein Cafe? Nein, zu viele Leute. Zu Freunden? Auch nicht, ich durfte mit keinem darueber reden. Ich beschloss einfach nach Hause zu gehen, da meine Eltern sowieso bis heute Abend beim Arbeiten waren und ich dort meine Ruhe hatte. Es war ziemlich weit bis zu mir, also lief ich bis zu naechsten Bushaltestelle und fuhr heim. Mein Trinkgeld von gestern ermoeglichte es mir eine Fahrkarte zu kaufen, genaugenommen haette ich mir davon sogar zig Busfahrkarten kaufen koennen. In der Zwischenzeit hatte ich mich wieder etwas beruhigt, physisch sowie mental. Nadja hatte genau richtig gehandelt und ich wusste, sie tat es um mich zu beschuetzen. Und trotzdem hatte sie mich angelogen. Wieso nur?

Loving Teacher. [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt