Die morgendliche Sonne kroch über den kleinen Hügel hervor und ließ die grünen saftigen Wiesen in goldenem Licht erstrahlen. Die Vögel zwitscherten ihr Morgenlied und der Nebel stieg langsam in den noch dunkel dämmrigen Himmel. Das Gras war noch nass von dem Regen am gestrigen Abend und in der Nacht und die hängenden Regentropfen glitzerten im Sonnenlicht. Auf den weiten Wiesen Irlands grasten friedlich die Pferde und ihr Fell schimmerte im Glanz der Sonne. Das Geräusch von Hufen, die auf weichen, kalten Sand kraftvoll landeten und sich blitzschnell wieder abstießen, ertönte. In gleichmäßigem Takt kam es immer näher. Die edlen Vollblüter auf der anderen Seite des weiß gestrichenen Zauns kümmerte das nicht. Ein hellbraunes Pferd mit goldener Mähne und Schweif rannte in gestrecktem Galopp über die Rennbahn. Seine Hufe wirbelten den kalten Sand auf, der in alle Richtungen flog. Die Mähne und der Schweif des Hengstes wehten im Wind, er hatte seine großen Nüstern gebläht und eine kleine Atemwolke bildete sich, die jedoch sofort verschwand, genauso wie das Vollblut in der Dämmerung. Nur noch kurz hörte man den gleichmäßigen Takt der aufkommenden, unbeschlagenen Hufe im kalten, nassen Sand. Dann kehrte wieder die idyllische Atmosphäre des irischen Morgens ein. Vögel zwitscherten und die Sonne tunkte das Gras, die Pferde und den Zaun in ein immer heller werdendes Gold ein.
Hawk rannte heute ausgezeichnet. Er lief gerade gegen den Hengst Disappeared in Darkness, Ein pechschwarzer Rappe mit großem Potenzial. Dieser war ein Jahr älter als Hawk und hatte somit schon mehr Erfahrung, da er schon an einigen Rennen erfolgreich teilgenommen hatte. Cam blickte zufrieden auf die Stoppuhr in seiner Hand, die inzwischen zu seinem alltäglichen Begleiter geworden war. Hawk galoppierte noch eine Runde in einem langsamen Galopp, dann durfte er sich bis zum Abend ausruhen, bis er auch seine abendliche Trainingseinheit erledigt hatte. Ein hartes Programm für einen Dreijährigen, aber Hawk wurde schließlich auf ein sehr großes Rennen vorbereitet. Es war eigentlich unnormal, dass ein dreijähriger Vollbluthengst noch nie an einem Wettbewerb teilgenommen hatte und dann gleich für den Triple Sea Cup. Aber Hawk hatte Potenzial, und weil Lisa Cam gebeten hatte, ihren kleinen Liebling nicht gleich ins Rennen zu schicken, durfte der damals noch wie seine Mutter goldfarbene Zweijährige mit den Einjährigen zusammen auf der Koppel herumtollen, während für seine gleichaltrigen Freunde damals schon der Ernst des Lebens begann. Muskelaufbau, Führmaschine, Sattel, Rennbahn, Cam dachte lächelnd an letztes Jahr zurück. Und im Winter war dann auch Hawk dran. Langsam wurde der Hengst von ihm an den Sattel gewöhnt und es dauerte ganze zwei Monate, bis ein Jockey das erste Mal auf dem Rücken dieses Pferdes saß. Der Vorteil war, dass man Hawk auch in den anderen zwei Grundgangarten reiten konnte, der Nachteil war sichtlich die fehlende Erfahrung des großen Hengstes. Die musste er jetzt im Training nachholen, immer Abends waren mindestens vier weitere Pferde auf der Bahn, die gegen ihn liefen. Meistens der erfahrene, sechsjährige Nothern Sea und die dreijährige Stute Better Life, sonst noch weitere Pferde, die jeden Tag geändert wurden.
Ein auf den Hof fahrendes Auto riss Cam aus seinen Gedanken und Lisa stieg aus. Er lächelte und begrüßte sie mit einem Kuss.
„Morgen Schatz. Was machst du hier so früh?“
„Ich wollte meine beiden Liebsten sehen.“, entgegnete Lisa lachend. „Wie macht er sich?“
„Super. Hat heute seinen Rekord.“
„Und du bist dir wirklich sicher, dass er am Triple Sea teilnimmt?“
„Warum nicht, er hat großes Potenzial und wir trainieren ja auch dafür. Wenn du willst kannst du heute Mittag mit ihm ein bisschen zum See.“
„Laufen oder Reiten?“
„Reiten. Ich geh mit.“
„Gut, dann schau ich mal nach meiner Zicke. Kommst du dann?“
„Klar.“
Lisa ging zum Fohlenstall und Cam wartete auf Hawk und seinen Jockey Tram, um den Hengst auf Verletzungen zu untersuchen. Das Vollblut kam um die Kurve und Tram parierte es durch. Er stieg ab und führte Hawk zum Turnierstall, wo alle Rennpferde untergebracht waren. Das Fell des Hengstes war eine einzige Katastrophe. Sandbrocken klebten in Mähne und Schweif und die vier halbweißen Füße waren dunkelbraun. Cam spritzte Hawks Fell mit dem Schlauch sauber und untersuchte die Beine des Rennpferds.
„Alles gut. Hast du sonst irgendwas bemerkt, Tram?“
„Nee, lief ganz sauber.“, antwortete der Jockey.
„Okay, wenn du ihn dann in den Stall bringst und danach Arthur und Fire Bird trainierst.“
„Alles klar. Wir sehen uns also wieder beim Mittagessen, oder?“
Cam nickte.
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Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!
Teen Fiction1. Fortsetzung der Trilogie: Flying Hoofs - There's a race to win Lisa ist nun studierte Tierpsychologin, Cam Tierarzt und Leiter des berühmten Gestüts Racehorse Meadow. Der kleine Hawk ist zu einem stattlichen Dreijährigen herangewachsen und soll d...