5. Lightning

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Die Sonne färbte den noch dunklen Himmel in Gold-, Orange-, Rot-, Rosa- und Violetttöne. Der Mond verblasste langsam, als sich das nächtliche Königsbau in ein strahlendes  Himmelblau verwandelte. Mit dem Sonnenaufgang, der jedes Mal anders schien, obwohl man ihn doch immer von der gleichen Stelle sah, vom gleichen Land, der gleichen Stadt, dem gleichen Haus. Um die gleiche Uhrzeit. Und doch war er jedes Mal anders. Besonderer. Schöner. Strahlender. Beeindruckender. Nichts war eintöniger und gleichzeitig spannender als ein Sonnenauf- oder Untergang. Die Vögel begannen zu zwitschern. Alles schien perfekt.
Cam lag neben Lisa im Bett. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und sie schlief friedlich. Ihr rotes Haar lag auf dem weiß-blau-karierten Kopfkissen. Ihre Augen waren geschlossen und an ihren langen Wimpern hing Augenschlaf. Cam schaute verliebt in das Gesicht seiner Freundin. Nichts war schöner für ihn als sie. Für ihn war sie perfekt, seine Freundin war einzigartig und niemand konnte ihr das Wasser reichen! Hatte ihr eigentlich schon mal jemand gesagt, wie schön und perfekt sie aussah? Und so unglaublich süß! Cam gab seiner Freundin liebevoll einen Kuss und stand auf. Die Arbeit wartete. Er zog sich schnell an und ging lächelnd aus dem Haus. Auf dem Gestüt war schon jede Menge los, die Leute begannen mit dem Ställe ausmisten und Pferde wurden geputzt. Tram hatte Hawk schon gesattelt und der Fuchs war heute gut drauf. Northern Sea und Better Life waren ebenfalls schon fertig fürs Training, heute würde der zweijährige Schimmelhengst Lightning noch mit galoppieren. Er war ziemlich schnell und hatte definitiv die Chance, ein Sieger zu werden. Für heute sollte der Graue zum ersten Mal mit Konkurrenz rennen, um die Zeit und den Sieg.
„Morgen. Alles klar?“
„Alles klar.“
„Kann losgehen.“
Cam begleitete den Trupp, bestehend aus insgesamt neun Pferden, alle zwischen zwei und sieben Jahren, und ihren Reitern. Die Stuten zickten sich manchmal an, wenn die eine der anderen zu nahe kam, die Hengste ließen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, waren heute aber sichtlich angespannter als an den anderen Tagen. Es gab keine festgelegte Trainingszeit für die Pferde, so wurden die Pferde auch schon während der Übung an fremde Pferde gewöhnt. Die Rennbahn von Blue Meadow Land lag einsam und verlassen da. Die Sonne tauchte den Sand in ein goldenes Licht, Vögel zwitscherten. Sie waren die ersten. Die Jockeys stiegen auf ihre Pferde und eins nach dem anderen wurde auf der Bahn abgeritten. Nach zehn Minuten fiel Hawk in einen leichten, langsamen Galopp. Als auch die anderen Pferde schneller wurden, hatte Tram alle Hände voll zu tun, dass der Hengst nicht rennt. Auch die anderen Jockeys hielten die Pferde zurück. Heute waren die Startboxen aufgestellt. Für Hawk und seine Kollegen keine Schwierigkeit mehr, nur Lightning war anfangs noch etwas skeptisch, doch als er sah, dass den anderen nichts passierte und sie ruhig blieben, ging auch er in das enge Ding. Cam stand am Zaun und wartete auf die Sekunde, bei der die Türen sich öffneten und die Pferde herausstürmen würden. Drei, zwei, eins. Cam drückte genau in dem Moment den Startknopf, als das erste Pferd sich kraftvoll vom Boden abstieß und hinaus rannte. Hawk war hinten. Er hatte schon immer ein paar  Schwierigkeiten beim Start gehabt, obwohl er, soweit Cam das beobachtet hatte, sich mit mehr Kraft abstieß als seine Konkurrenz. Eher war er dann immer so von seinem Schwung überrascht, dass er sich erst mal wieder fangen musste. Doch die paar Meter holte Hawk schnell auf und führte schon bald, obwohl er an der Außenseite galoppierte.

Vielleicht hat’s der ein oder andere schon bemerkt, aber die Kapitel sind immer nach einem Pferd benannt. Allerdings wird das Pferd nur erwähnt, ich kann schließlich nicht jedes Kapitel ein neues Pferd vorstellen, das wäre unsinnig. Noch viel Spaß beim Lesen. :)

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt