Verschlafen öffnete Cam seine Augen, sobald das erste Sonnenlicht durch die Vorhänge schien. Lisa lag neben ihm in seinem Arm und schlief noch fest. Ihre roten Haare fielen ihr ins Gesicht und liebevoll strich Cam ihr die Strähnen hinter's Ohr. Dann stand er auf, ohne seine Freundin zu wecken, und zog sich an. Er ging runter und stand direkt vor der Rennbahn. Noch war sie verlassen und dichte, weiße Nebelschwaden hingen über dem grünen Gras. Die Luft war kühl, es hatte gestern Abend geregnet, und der Boden war noch nass. Ein Blick auf die Uhr mahnte zur Eile. Um sieben waren die ersten Leute bereits im Stall, auch Tim, und Cam wollte so wenig wie möglich über Hawks großes Potenzial preisgeben. Also lief er mit schnellen Schritten auf die Box mit dem Namen Staccato zu, wo ihm der Hengst schon entgegen wieherte. Tram war schon das und das Vollblut war bereits gesattelt mit allem Drum und Dran.
„Lass ihn laufen. Es sei denn, da ist jemand, dann hältst du ihn ein bisschen zurück.“ Tram nickte und sah sich sicherheitshalber nochmal um. Gut, niemand war da außer Cam und er. Hawk tänzelte unruhig beim Start und Cam nickte. Gleichzeitig drückte er auf die Stoppuhr und behielt den Hengst immer im Auge. Nach zwei Meilen dann der Endstand: 2:34 3/5. Wow. Cam war zufrieden. Und niemand hatte ihn dabei gesehen.
Sie kehrten unbemerkt wieder zurück, fünf vor sechs. Hawk wurde eingedeckt und auch die obere Boxenhälfte geschlossen, dass niemand bemerkte, dass der Hengst heute schon gerannt ist. Zusammen mit Tram und Nick machte er Staccato und Venus fertig, als auch schon Lisa kam. Sie unterhielt sich gerade mit einer jungen Frau, die Jockey war, und begrüßte Cam kurz.
„Staccato wurde also schon trainiert und ich war nicht dabei?“ Sie zwinkerte Cam zu und der verstand.
„Ach komm, jetzt trainieren wir mal unseren Hawksy, der läuft heute bestimmt Bestzeit.“
„Pff, die Bestzeit sollte er sich für den Triple Sea aufheben.“, grinste Lisa und ging mit den Pferden raus. Morgen früh war Hochsaison auf der Rennbahn. Die erste offizielle Runde war gerade fertig und der zweite Schub saß auf und machte sich startklar. Zuerst ritten die Reiter eine Runde im langsamen Galopp, bevor sie an die Startlinie gingen. Der Countdown zählte und die Trainer und Besitzer standen alle da, mit der Stoppuhr in der Hand. Drei. Zwei. Eins. Los! Kraftvoll stießen sich die Pferde vom Boden ab und rannten um die Wette. Ihre Galoppsprünge wurden größer und größer und es dauerte nicht lange, da führte ein imposanter Rappe die Truppe an. Scientist. Gespannt verfolgten Cams und Lisas Augen das Rennpferd ihres Gegners. Der Hengst war gut, sehr gut sogar. Aber er hatte zu wenig Ausdauer, um auf langer Strecke gegen Hawk anzukommen. Da mussten sich die Leute vom Blue Meadow Land um andere Pferde Sorgen machen, nicht um den. Staccato „Hawksy“ war mitten in der Masse, weder gut noch schlecht. Von insgesamt vierzehn Pferden kam er als sechster ins Ziel. Venus und Disappeared in Darkness waren da schon besser, mit dem dritten beziehungsweise vierten Platz. Dennoch, diese zwei waren wegen eines anderen Rennen hier und Staccato galt als Beistellpferd, weil Hawk sich ja angeblich nicht mit den anderen vertrug und sonst austicken würde. Eine kleine Notlüge, die ansonsten aber hoffentlich niemanden auffallen würde.
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Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!
Jugendliteratur1. Fortsetzung der Trilogie: Flying Hoofs - There's a race to win Lisa ist nun studierte Tierpsychologin, Cam Tierarzt und Leiter des berühmten Gestüts Racehorse Meadow. Der kleine Hawk ist zu einem stattlichen Dreijährigen herangewachsen und soll d...