6. Aquila

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„Cam! Cam!“
Cam drehte sich erschrocken um. „Was ist?“
„Aquila ist gestürzt! Schnell, du musst kommen!“, keuchte Lisa.
Ohne zu zögern rannte Cam über den Hof zur Rennbahn. Ein paar Jockeys standen vor dem Tor und hielten die Pferde, etwas weiter hinten versuchte der Azubi Nick verzweifelt, den großen, braunen Hengst zu beruhigen. Dieser lag am Boden und versuchte immer wieder, aufzustehen, aber er schaffte es nicht. Cam hockte sich zu dem Vollblut, das ihn mit schreckerfüllten Augen ansah. Lisa kam jetzt auch und setzte sich zum Kopf des Tieres. Sie versuchte, Aquila zu beruhigen, damit Cam ihn untersuchen konnte.
„Was genau ist passiert?“
„Er ist gestürzt.“, antwortete Nick betreten. „Ich weiß auch nicht, wieso.“
„Geh mal und Haus und hol meine Tasche, dann rufst du ein paar andere.“, ordnete Cam an und fuhr fort: „Lisa, du beruhigst ihn, kannst ihm auch Karotten oder sowas geben.“
Lisa streichelte über die dunkelbraune Stirn des Hengstes. Angst lag in seinen Augen. Und langsam schienen ihn die Kräfte zu verlassen, denn er wehrte sich nicht mehr gegen Cam und Lisa und versuchte nicht mehr, aufzustehen. Nick kam mit der Tasche und ein paar anderen Jockeys. Trainieren konnten sie jetzt sowieso nicht mehr. Zusammen trugen sie Aquila vorsichtig in einen Transporter und fuhren ihn von der Bahn. Cam tastete die Beine des Hengstes ab. Sein linkes Vorderbein war heiß und wenn es berührt wurde, zuckte Aquila.
„Klinik. Ist was ernsteres.“
„Was genau?“ Lisa wusste, dass Cam ihr verschweigen wollte, was er hatte.
„Sieht schlecht aus. Ich hoffe mal, dass nichts gebrochen ist.“
Cam gab dem Hengst eine Beruhigungspritze und Schmerzmittel. Dann stieg er mit Lisa ins Auto und fuhr zur Pferdeklinik. Der Tierarzt war schon über ihr Kommen informiert und untersuchte das Vollblut auch gleich.
„Scheint gebrochen.“, murmelte er. Aquilas Bein wurde geröntgt und danach in den OP-Saal gefahren. Gebrochen. Und dabei sollte er doch in drei Wochen rennen! Aber daraus würde nichts werden. Cam und Lisa fuhren wieder zurück nach Blue Meadow. Dort wurden die Pferde wieder trainiert und alles schien, als wäre nichts gewesen. Cam schaute ihnen mit Lisa zu, dann gingen die beiden über den Hof und die Wiesen. Hawk stand auf einem kleinen Paddock mit einem Jährlingshengst und einem gleichaltrigen Wallach. Die ein- und zweijährigen Stuten grasten friedlich, auf der anderen Seite des Zauns tänzelten die Junghengste und versuchten, die Stuten damit zu beeindrucken. Zum Schluss besuchten sie noch die trächtigen Stuten. Hollys Bauch war nun schon ziemlich rund, ebenso der von Esperanza. Die kleine Lonely wirkte tatsächlich ein bisschen verlassen zwischen den ganzen werdenden Müttern, ihr rotes Fell glänzte in der Sonne. Die Stuten hatten sie freundlich mit in die Herde aufgenommen und alle grasten friedlich in der Sonne. Doch jetzt musste Cam an den Schreibtisch und den ganzen Papierkram ausfüllen. Lisa begleitete ihren Freund ins Haus und er setzte sich neben seinen Opa Brian. Inzwischen bereitete Lisa mit Ruby das Kaffeetrinken vor und schaute noch einmal auf die Rennbahn. Doch für heute gab es keine weiteren Verletzungen und Lisa ging ein bisschen mit Hawk und Duke spazieren.

„Hallo, Blue Meadow Land, Cameron O’Reilly. - Aquila? - Ja, wie geht's ihm? - Bruch, ja, wissen wir schon. - Keine Rennen mehr? - Okay, ja. Dann komm ich morgen noch mal.“

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt