18. Percival

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„Lisa, aufstehen.“, flüsterte Cam und rüttelte sanft seine Freundin wach.
„Ist's denn schon so spät?“, murmelte sie und drehte sich auf die andere Seite. Cam grinste.
„Es ist halb sechs, wir müssen ausreiten.“, erklärte er.
„Ah. Okay.“ Lisa setzte sich - immer noch schlaftrunken - auf und rieb sich die Augen. Sie standen auf, machten sich schnell fertig und verließen das Hotel.
Draußen war es noch dunkel und es regnete in Strömen. Binnen Sekunden waren Lisa und Cam völlig durchnässt, dennoch mussten sie sich beeilen. Im Stall machten sie ohne Zeit zu verlieren Staccato und Hawk fertig, die immer noch in des jeweiligen anderen Box standen. Für die zwei Tage, die sie nun schon hier waren, hatte also niemand Verdacht geschöpft und keine Menschenseele hatte den echten Hawk beim Training gesehen.
„Hast du alles?“, fragte Cam flüsternd und Lisa nickte. Leise führten sie die Hengste hinaus und saßen auf. Dann ritten sie im prasselnden Regen zum Meer.
Die See war schwarz, nichts war mehr von dem sonst so friedlichen Himmelblau übriggeblieben. Dunkle Wellen türmten sich über ihnen auf. Hawk legte die Ohren an. Ihm gefiel das Ganze hier nicht. Lisa stieg ab, Cam ebenfalls. Während er die Vollblüter hielt, wusch Lisa die aufgemalte Blesse von Hawks Kopf, genauso wie sie bei Staccato die hellbraune Farbe weg wischte. Jetzt war das Versteckspiel vorbei, jeder konnte nun den echten Hawk sehen. Cam schwang sich anschließend in den Sattel von Hawk, während Lisa auf Staccato saß. Cam grinste und Lisa lachte.
„Komm ja nicht nach mir ins Ziel!“, rief sie gegen den heftigen Wind an und als wäre das das Signal, stießen sich die Rennpferde kräftig mit den Hinterbeinen vom Kies ab. Der Regen prasselte Cam ins Gesicht und der Wind wehte nun noch viel stärker. Hawk streckte sich unter ihm und gewann immer mehr an Boden. Innerhalb weniger Sekunden war Staccato aus seinem Blickfeld und Hawk rannte immer weiter. Das Wasser spritzte auf und außer Atem erreichte Hawk das Ziel. Nervös tänzelte der Hengst auf der Stelle, bis Staccato eingetroffen war. Lisa grinste, lobte die beiden Pferde und die vier machten sich auf den Weg zum Stall.
Dort war bereits viel los. Gerade mal sechs Uhr und jeder rannte völlig gestresst umher. Ein paar der Vollblüter waren schon in langsamen Galopp ein paar Runden geritten worden, andere Trainer hofften auf besseres Wetter. Dennoch, Regen hin oder her, der Triple Sea Cup würde nicht verschoben werden. Dieses Rennen gehörte zur festen Tradition des Landes, es war nur einmal im Jahr und seit zweihundertfünfzig Jahren ist dieses Rennen jedes Jahr ausgeführt worden, egal, bei welchem Wetter.
Cam sah Tram besorgt aus dem Stallfenster von Hawk schauen.
„Scheiße, wenn's so weiter schüttet, weiß ich nicht, wie Hawk drauf reagiert.“
„Wir waren gerade draußen am Meer. Ist ihm zwar ein bisschen unheimlich, aber er ist gerannt wie immer.“, beruhigte ihn Cam.
„Ihr Bruder redet gerade mit ein paar anderen auf Canterbury ein.“
„Es sollte sowieso die ganze Woche regnen, der Strand ist selbst in zwei Wochen noch matschig. Canterbury wird's heute machen.“
„Ach ja, Percival hat ne Kolik. Der wird nicht starten.“
„Einen Konkurrenten weniger.“

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt