21. Black Knight

68 7 0
                                    

Hawks Fell war pitschnass, ob nun vom Regen oder Schweiß. Dennoch, die halbe Stunde Pause hatte ihm gut getan, er war jetzt wieder fast frisch und spitzte freudig die Ohren, als es wieder zum Strand ging. Doch diesmal musste er nicht nur im Schlamm laufen, sondern im Wasser. Kalt umspülte es seine Fesseln.
Es gingen nicht alle Pferde an den Start. Vier von Siebenundzwanzig weigerten sich, das Meer zu betreten und wurden wegen Störung und Zeitverlust des Rennens disqualifiziert. Dennoch, die anderen Pferde waren allesamt nicht schlecht, mit erneuerten Kräften und dem Ziel, heute Sieger zu sein. Denn dieses letzte Rennen, der Three-miles, war der Entscheidende, der selbst den Verlierern zum Sieg über den Triple Sea Cup verhelfen konnte.
Drei. Zwei. Eins. Los!
Auf Kommando stießen sich die Pferde vom Meeresboden ab und das Wasser spritzte auf. Sie kämpften gegen das Wasser und Tram hielt Hawk noch etwas zurück, dass der Hengst als Vierter ging. Der heftige Wind und die Wellen leisteten heute mehr Widerstand als in den letzten dreißig Jahren zusammen, sie türmten sich imposant über den Pferden auf. Trotzdem, Hawk kämpfte weiter. Nun war er neben seinem Halbbruder, er überholte fast mühelos den Rappschecken Crusoe und rannte bald direkt neben seinem größten Gegner Black Pearl. Tram zerrte vergeblich an Hawks Zügeln, dass der Hengst fürs Ende noch genug Kraft hätte, aber der Wille des Rennpferds war unbrechlich. Kopf an Kopf rannten, ja flogen die beiden Hengst nun durch das Meer, mal war Hawk vorne, mal hatte Black Pearl die Führung, und nicht selten rasten sie auf einer Ebene direkt nebeneinander her, sodass keiner sagen konnte, wer gerade führte. Zwei Drittel hatten sie jetzt schon hinter sich, in einer Zeit, die unglaublich war. Jetzt kamen sie an die vertiefte Stelle. Hawk strauchelte kurz, fing sich dann aber wieder und kämpfte gegen den Gegenwind und die Wellen an. Nase an Nase schwammen Black Pearl und er so nebeneinander her, bis sie wieder Boden unter den Hufen hatten. Feuer flammte in Hawks Augen auf, Ehrgeiz, Bereitschaft, Wille. Tram erkannte, dass dies jetzt der Moment war. Hawks Kräfte waren noch längst nicht aufgebraucht, der Jockey touchierte Hawks Kruppe mit der Gerte und gab dem Hengst freie Zügel. Sofort reagierte das Vollblut. Hawk machte sich unter Tram länger und länger, seine Sprünge wurden weiter und weiter und immer mehr und mehr gewann er an Boden und ließ den erschöpften Black Pearl hinter sich. Fast im selben Moment krachte laut der Donner über ihnen und ein Blitz fuhr durch die Wolken. Noch hundert Meter bis zum Ziel. Hawk würde immer schneller. Neunzig. Achtzig. Er war nicht mehr zu halten, rannte was das Zeug hielt. Siebzig, sechzig, fünfzig. Cam und Lisa standen ungläubig auf und beobachteten das Geschehen. Sie rannten nach unten ans Ziel und schauten ihrem Pferd entgegen.
Vierzig, dreißig. Der Hengst rannte, raste, flog über das Meer, als hätte er Flügel. Diesmal brauchte es kein Beweisfoto, wer der Sieger war, er stand längst fest, sobald Hawks Hufe die Ziellinie unter ihm berührten. Er hatte es geschafft. Er hatte tatsächlich, mit nur drei Jahren und null Rennerfahrung, den Triple Sea Cup, das bedeutendste irische Pferderennen, gewonnen, mit ganzen dreizehn Längen Vorsprung und einem Streckenrekord von 3:14.

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt