7. Memories

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Stille.
Leere.
Dunkelheit.
Nacht.
Stille, leere, dunkle Nacht.
Die Wolken hingen tief über den seichten Hügeln der Insel und verdeckten den Himmel. Regentropfen prasselten im gleichmäßigen Takt auf den Boden. Blitze erhellten für kurze Zeit den dunklen Himmel der Nacht und man konnte die Silhouetten der anderen Stuten im Stall sehen. Der Donner grollte laut und bedrohlich über den Stall. Hier war Stromausfall, Licht ging nicht. War vielleicht auch besser so. Aber dennoch war es ein wenig gruselig. Nicht viel, aber trotzdem. Lisa kuschelte sich noch ein bisschen mehr an Cam und legte ihren Kopf auf seine Schultern. Er küsste sie, dann starrte er wieder auf die dreijährige Stute. Der Schweiß glänzte silbrig auf ihrem pechschwarzen Fell. Ihr Bauch hob und senkte sich. Sie atmete schwer und flach. Wüsste Cam es nicht besser, würde er sie für schlafend halten. Und es wäre ihm persönlich auch lieber, wenn Memories am Tag oder wenigstens bei schönerem Wetter gebären würde, anstatt mitten in der Nacht, bei stärkstem Sturm und noch dazu Stromausfall. Gut, er als Tierarzt und Lisa als Tierpsychologin würden der Stute auch wahrscheinlich als Unterstützung reichen, aber dennoch wäre ihm ein anderer Zeitpunkt lieber gewesen. Doch das war jetzt nicht zu ändern und so leisteten Lisa und er der Stute ein bisschen Gesellschaft. Wieder erhellte ein Blitz das Land und seine Freundin zuckte kurz zusammen. Eine Sekunde später ertönte der laute Donner. Er übertönte das regelmäßige Prasseln des Regens. Lisa kuschelte sich noch ein bisschen mehr in die Decke, die Ruby ihnen gebracht hatte, und Cam legte seinen Arm um ihre Schultern. Hier im Stall war es zwar wärmer als draußen, aber dennoch kalt, immerhin war es noch März. Wenn auch schon Ende.
Stille. Cam spürte Lisas warmen, gleichmäßigen Atem und ihren Herzschlag. Memories lag still auf dem Boden, ihr Bauch hob und senkte sich. Cam dachte an die Vorgeschichte der Stute. Seine Geschichte. Sie war genauso alt wie Hawk, einen Monat jünger, um genau zu sein. Schon damals war ihr Fell rabenschwarz und sie hatte einen guten Stammbaum. Cam erinnerte sich an ihren Namen. Memories. In Deutschland bekamen nur die Hengstfohlen gleich nach der Geburt einen Namen, Stuten, vor allem die Zuchtstuten, wurden erst benannt, wenn sie zwei Jahre alt waren. Mit einem Jahr durfte er das kleine Fohlen mit nach Irland nehmen. Den Namen hat Lisa ihr gegeben. Memories - Erinnerungen. All seine Erinnerungen an Deutschland hingen an den vier Pferden, die Dad ihm überlassen hatte: Holly, Duke, Hawk und Memories. Obwohl, Holly und Duke waren ja noch in Irland geboren und aufgewachsen. Aber Hawk und Memories erinnerten ihn immer wieder an das Festland, von dem er unbedingt weg wollte. Und er weiß froh, dass er jetzt hier war. Mit den Pferden. Und mit Lisa. Lächelnd erinnerte er sich an den Abend, an dem er ihr von der grünen Insel erzählt hatte. Und als sie ihn gefragt hatte, ob sie mit dürfe! In diesem Moment hatte sein Herz einen dreifachen Salto, Sprünge in die Luft und gefühlt fast das Schlagen vergessen. Um ehrlich zu sein, wäre Lisa nicht mitgegangen, er wäre bei ihr geblieben. Und das würde er auch immer sein.
Draußen war ein richtiges Mistwetter. Regen, Schnee, Kälte, Wind, Blitz und Donner. Und das alles zusammen in einem. Cam gähnte. Müde legte er seinen Kopf gegen den von Lisa, strich ihr Haar aus ihrem hübschen Gesicht und schloss die Augen.

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt