Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!

13. Academic

Missmutig stapfte Hawk durch den tiefen Wald Nordirlands. Auch heute - schon zum elften Mal in Folge - hatte der edle Hengst verloren - gegen Gegner, die er doch sonst immer um Längen besiegt hatte. Lisa spielte gedankenverloren mit den Zügeln und überlegte, wie sie Hawks Selbstbewusstsein bis zum Rennen in zwei Wochen wieder hinkriegen könnte.
„Cam?“
„Hmm?“
„Lust auf ein Wettrennen?“
Cam grinste. „Damit ich dich gewinnen lasse?“
„Ich gewinn doch eh schon.“
„Na gut.“
Lisa beugte sich ein wenig nach vorne und nahm das Ziel, die zwei querliegenden Baumstämme, ins Visier. Der Countdown lief. Drei. Zwei. Eins. Los!
Lisa spürte, wie sich die kräftigen Hinterbeine vom Boden abstoßen, Grasfetzen flogen durch die Luft. Hawk unter ihr machte sich länger, streckte sich mehr und mehr. Er blieb an der Seite von Academic, der jungen Stute, die Cam ritt. Lisa guckte durch die Ohrenspitzen hindurch und schnalzte leise mit der Zunge. Hawk verstand. Da, wo er sich mit Tram vielleicht nicht getraut hatte, machte er es jetzt mit Lisa, der er voll und ganz vertraute. Langsam, die letzten hundert Meter, flog er über den weichen Erdboden und schob sich immer mehr vor Academic. Seine lange, goldene Mähne wehte im Wind und atemlos und glücklich hielt Lisa Hawk im Ziel an. Cam grinste.
„Das war unfair, du hattest das bessere Pferd.“, maulte er gespielt und Lisa gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.
„Tu nicht so, als würde das dein Ego verletzen, Cam O’Reilly.“, lachte sie.
„Aber er hat wenigstens überholt, seit fast einer Woche Letzter sein.“
„Das war nur, weil ich drauf saß. Bei dir hätte er es nicht gemacht.“
„Genau, bei mir hätte er sich von Anfang an mehr angestrengt, gerade weil ich es bin.“
Lachend ritten die beiden weiter und stritten sich, unter wem von ihnen Hawk besser gerannt wäre.
„Wann werden denn die anderen Teilnehmer bekannt gegeben?“
„Heute. Aber bestimmt ist McCarthy wieder dabei, wahrscheinlich mit Crusoe. Und höchstwahrscheinlich geht auch Officer Black an den Start.“
„Der Rappe von Sullivans?“ Cam nickte.
„Vier Jahre, bestes Alter und in Topform. Außerdem mit sehr viel Erfahrung gegen andere Pferde. Und schnell. Sehr sehr schnell.“
„Schafft Hawk ihn?“ Auch wenn Lisa sich inzwischen etwas besser im Rennsport auskannte, hatte sie immer noch nicht den Durchblick.
Cam zuckte mit den Schultern. „Die Schnelligkeit an sich ist kein Problem. Mit der Erfahrung könnte es zumindest ansatzweise klappen. Problematisch werden Boden und die Gegner.“
„Naja, wenn er jetzt wieder überholt, dann ...“
„Ist immer noch nichts entschieden. Wir werden sehen.“

„Schau dir das an!“ Wütend schmiss Brian eine Zeitung vor Cam auf den Tisch.
„Ah. Warte. Francesco von Satchmores mit Johnson. Seattle, Salzbridge, Officer Black von Sullivans mit Woodstock, Crusoe, Dapple, War Son, Elementar Gold, Xebbish, Hollywoods Hawk von O’Reilly mit Tram, Hollywoods Sun.“
„Genau, Hollywoods Sun.“, wetterte Brian.
„Kommt mir bekannt vor. Aus Hollywoods X?“, fragte Cam. Hollywoods X war der Vater von Holly, ein sehr berühmtes Rennpferd mit vielen Nachkommen.
„Ja. Hollywoods X zu Holly zu Hollywoods Sun, Im Besitz von Tim O’Reilly.“ Oh Mann, das klang nicht sonderlich begeistert.
„Achso, er traut sich jetzt auch mal wieder hier her?“
„Noch schlimmer. Der will hier für eine Woche bleiben. Hier.“ Bei dem ‚hier‘ zeigte Brian nochmal zur Verdeutlichung auf die Tischplatte und die Teller wackelten vor lauter Wucht.
„Grandpa, beruhig dich mal. Der kommt jetzt für's Rennen und dann bestimmt auch nie wieder.“