3. Duke O'Dream

80 5 1
                                    

Das Wasser glitzerte in der Sonne, der Wind rauschte durch die frischen Frühlingsblätter der Bäume, Vögel suchten überall nach Nahrung und Material für ihr diesjähriges Nest, sie zwitscherten fröhlich und der Boden war noch nass vom Regen letzte Nacht. Hier und da wagten es einige Blumen, ihre Blüten dem Himmel zuzustrecken und die Knospen der Bäume entfalteten sich. Ab und zu konnte man, wenn man Glück hatte, einen Schmetterling sehen, der mit seinen hübschen Flügeln hin und her flog. Außer dem Zwitschern der Vögel und dem Wind in den Bäumen könnte man nur den gleichmäßigen Rhythmus der Hufe auf der nassen Erde hören. Wasser spritzte auf, wenn sie in eine Pfütze traten. Der Schimmel lief entspannt am langen Zügel. Sein weißes Fell glänzte in der Sonne und mit seinen Ohren horchte er aufmerksam seine Umgebung ab. Dennoch konzentrierte der zierliche, neben dem Lichtfuchs klein wirkender Hengst sich vollkommen auf seinen Reiter. Anders der Fuchs: Er wollte unbedingt losrennen, war kaum zu halten und blickte neugierig hinter jeden Baum. Seine helle, goldene Mähne wehte im Wind, unter seinem hellbraunen Fell sah man die Muskeln. Lisa hatte alle Hände voll zu tun, dass er ihr nicht plötzlich davon galoppierte. Hawk war es schließlich nicht gewohnt, unter dem Sattel etwas langsameres als Galopp zu gehen und er sah gar nicht ein, dass er sich jetzt an die neue Regel seiner Reiterin halten sollte. Nur Duke neben ihm bewirkte, dass der junge Hengst sich beruhigte und widerwillig neben ihm herlief. Cam ritt wie immer ohne Sattel. Das war am bequemsten und Dukes Rücken ließ das zum Glück auch zu. Der Schimmel unter ihm griff weit aus mit seinen Schritten und gehorchte auf jedes noch so kleine Symbol. Anders als die anderen Hengste auf dem Gestüt war Duke topfit und hatte eine ausführliche Dressur- und Springausbildung hinter sich, während seine gleichaltrigen Kollegen nur Galopp kannten. Manchmal kam es zwar vor, dass eins der pensionierten Rennpferde von dem Dressurreiter Brian O’Connor zu voll ausgebildeten Turnierpferden wurden, aber als Freizeitpferde waren die meisten dennoch ungeeignet. Somit war Cam innerlich froh, dass sein Pferd nie auf die Rennbahn gemusst hatte, denn Duke war erst mit vier Jahren eingeritten worden. Trotzdem merkte man dem neunjährigen Hengst manchmal an, dass er aus höchst erfolgreichen Rennpferden gezogen worden war. Oft schien er im Schritt und Trab unter fremden Reitern total faul, doch wenn man ihn zum Galopp aufforderte, war er die reinste Rakete. Dann war er meistens nicht mehr so schnell zu stoppen, also für Reitanfänger auch ungeeignet. Nicht umsonst war seine Mutter Danedream, und sein Vater Relentless, ein Hengst mit Blut aus den berühmtesten Rennpferden der Welt: Secretariat, Man O War, Seabiscuit. Kurz gesagt, Duke hatte eine Abstammung, von denen andere Vollblüter und deren Besitzer nur träumen konnten.
Cam und Lisa erreichten nun den See, friedlich lag er versteckt hinter dem Wald. Sie ritten langsam auf ihn zu, damit der junge Hawk sich nicht erschreckte, dann ging Duke schließlich zuerst ins kalte Wasser. Der Schimmel liebte es, zu baden und planschte fröhlich wie ein Kleinkind im Wasser. Naja, vielleicht wollte er auch einfach seinen Reiter ein bisschen ärgern und nass machen. Als Hawk sah, dass Duke nichts passiert war und er sogar Spaß darin hatte, ging auch er, langsam und zögerlich, in den See. Lisa lobte das Vollblut und motivierte es, weiter hinein zu gehen. Das würde Hawk zum einen die Angst vor dem Wasser nehmen, zum anderen würde der Widerstand des Wassers seine Muskeln stärken. Außerdem war es eine gute Vorbereitung auf sein erstes Rennen, den Triple Sea Cup. Doch dass Hawk dieses Rennen vermasseln könnte, war jetzt, bei dem Spaß den der Hengst gerade hatte, nicht mehr zu befürchten.

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt