Der Prozess (Kira)

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Die Verhandlung beginnt um neun Uhr, aber ich darf nicht von Anfang an dabei sein, ich werde erst eine Viertelstunde später reingeholt. Der Richter checkt meine Personalien ab und befragt mich danach zum sogenannten Vorfall, der kein Vorfall war. Ich erkläre dass da nichts war, der  Richter hört sich das in Ruhe an, die Staatsanwältin aber nicht. Sie erklärt mir dass mir Elena jetzt nichts mehr machen kann. Ich erkläre ihr noch mal, dass Elena mir nichts getan hat, aber sie will das einfach nicht wahrhaben.

"Du musst keine Angst vor dieser Person haben, sie macht dir nichts mehr, sie sitzt seit Wochen in Untersuchungshaft."

"Genau das ist es ja, sie hat mir nichts gemacht und sitzt jetzt unschuldig im Gefängnis."

"Du kannst ruhig die Wahrheit sagen, was hat sie getan?"

"Wollen Sie das eigentlich nicht verstehen? Sie hat mir nichts gemacht, wir sind nur Freunde. Ich habe Probleme zu Hause und sie hat mir geholfen damit fertig zu werden."

Elena sitzt neben ihrer Anwältin und schaut stur auf den Boden. Ich versuche zu ihr Blickkontakt aufzunehmen, aber sie schaut die ganze Zeit auf den Boden. Jetzt wendet sich die Richterin an Elena. "Stimmt das? Bisher haben sie ja die Aussage verweigert, aber jetzt können Sie etwas dazu sagen." Ich kann es nicht fassen. "Elena warum, hast du denn nichts gesagt? Du hättest denen doch sagen können dass wir nur Freunde sind." Elena räuspert sich. "Mir glaubt doch sowieso keiner." Ich muss Elena da raushauen, sonst wird sie noch verurteilt. "Elena und ich sind beste Freunde, aber ich habe angefangen Gefühle für sie zu entwickeln und habe sie geküsst, aber sie hat mir gesagt dass das nicht geht und sie steht außerdem auf Männer. Irgendwie sind meine Gefühle mit mir durchgegangen. Weil sie mir geholfen hat, habe ich gedacht dass ich irgendwas schuldig bin, aber sie hat gemeint dass wir einfach nur beste Freunde sind. Ich liebe sie nicht, sie ist einfach nur meine beste Freundin. Sie hat nichts gemacht, das ganze ist meine Schuld. Außerdem hat diejenige, die die Anzeige gemacht hat, einen Schaden."

Nach meinem langen Plädoyer für Elena, sind erstmal alle sprachlos. Dann wendet sich Elenas Anwältin an mich. "In Ihrer polizeilichen Aussage steht genau das gleiche. Die Polizei hat sich aber Sorgen um Sie gemacht, deswegen haben sie meiner Mandantin nicht geglaubt. Meine Mandantin hat Ihnen also nichts gemacht?" Ich nicke. "Sie hat mir nur in einer sehr schwierigen Situation geholfen, in der mir sonst niemand geholfen hat und dafür bin ich sehr dankbar und ich finde nicht, dass sie dafür bestraft werden sollte, dass sie nicht weg geschaut hat und zugelassen hat dass ich mich umbringe. Sie ist eine ganz wundervolle Person und sie hat es nicht verdient, unschuldig im Gefängnis zu verrotten. Bitte lassen Sie Elena frei."

Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück und ungefähr zehn Minuten später geht es weiter. "Im Namen des Gerichts ergeht folgendes Urteil: die Angeklagte Elena Graz wird freigesprochen und bekommt für die erlittene Untersuchungshaft eine Entschädigung." Ich grinse Elena zu und sie lächelt mich erleichtert an.

Cigarettes after Sex (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt