On the road again (Kira)

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Ich renne nach unten, werfe meine Tasche in den Bus und steige zu Elena nach vorne ein. "Hey, das war ja mal anstrengend." Sie grinst. "Wollten dich die Kleinen nicht gehen lassen?" Ich grinse auch. "Ist ja wohl verständlich oder?" Sie nickt verständnisvoll. "Freust du dich schon?" Ich nicke. "Natürlich, wie lange fahren wir überhaupt?" Sie überlegt kurz. "Ein bisschen mehr als sechs Stunden."

Wir quatschen zwei Stunden ununterbrochen. Dann machen wir eine Pause. "Hast du Hunger? Da vorne gibt es Fischbrötchen." Ich nicke. "Ich liebe Fisch!" Sie grinst. "Ich auch. Bin gleich wieder da."

Fünf Minuten später kommt Elena mit zwei Fischbrötchen zum Auto. Ich habe noch nie so ein gutes Fischbrötchen gegessen, was wahrscheinlich daran liegt dass unsere Mutter immer den vergammelten Fisch vom Vortag aus den Mülltonnen vom Supermarkt geklaut hat.

Durch die jahrelange Mangelernährung schaffe ich nicht mal ein ganzes Brötchen. Ich gebe Elena den Rest von meinem Brötchen. Obwohl ich nicht viel gegessen habe, fühle ich mich total fett, also schlage ich vor dass wir ein bisschen rumlaufen, Elena ist davon begeistert, weil sie ein Sportfreak ist und nicht länger als zwei Stunden am Stück ruhig sitzen kann.

Eine halbe Stunde später fahren wir weiter und ich darf aussuchen welche Musik wir hören. Ich entscheide mich für Trans X. Mein Vater hat früher immer Trans X gehört. Die Musik, die Bundeswehr Jacke und der Nirvana Pulli sind alles, was mir noch von ihm geblieben ist.

"Kira?"

"Ja?"

"Warum hörst du denn so alte Musik?"

"Wegen meinem Vater. Außerdem finde ich, dass die Musik heutzutage der letzte Rotz ist."

"Das stimmt, ich kann die Musik von heute einfach nicht leiden. Was ist denn mit deinem Vater?"

"Er hat uns verlassen als ich vier Jahre alt war. Meine Mutter hat das nicht verkraftet und hat angefangen Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen. Ich weiß nicht ob ich ihn hassen soll oder nicht. Irgendwie vermisse ich ihn."

"Das habe ich nicht gewusst. Ich habe gedacht, dieser tätowierte Typ, da aussieht als wäre er aus dem Gefängnis, wäre dein Vater."

"Ja der Typ war wirklich mal im Gefängnis. Meine Mutter schleppt andauernd solchen Abschaum an."

"Vielleicht war das ja nicht so schlimm was der Typ gemacht hat."

"Findest du es nicht schlimm eine Bank auszurauben und jemanden ins Koma zu prügeln? Ich habe Angst vor dem Typen. Er ist total aggressiv und ich habe Angst dass er irgendwann auch meine Geschwister schlägt."

"Schlägt er deine Mutter und dich?"

"Manchmal. Meine Mutter wehrt sich nicht, aber ich schlage zurück. Das hab ich draußen gelernt."

Sie hält an einer Raststätte, stellt den Motor ab und nimmt mich in den Arm. Ich hatte mir geschworen nie wieder zu weinen, dann weinen zeigt dass man schwach ist. Aber ich bin schwach. Sie streicht mir über den Kopf und beruhigt mich. Das kenne ich nicht. Nicht von meiner Mutter, nicht von meinen Freunden, von niemandem.

Cigarettes after Sex (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt