Kiras Mutter (Frau Graz)

1K 82 1
                                    

Jetzt kann ich natürlich verstehen, warum Kira immer so angespannt und zickig ist. Kiras Bruder führt mich ins Wohnzimmer. Dort liegt eine Gestalt auf dem Sofa, die ich mal spontan als Kiras Mutter sehen würde, die aber mehr Ähnlichkeit mit einem blonden Häufchen Elend hat.

"Hallo Frau Schneider."

"Was willst du und wer bist du überhaupt?"

"Ich bin Frau Graz, eine Lehrerin von ihrer Tochter Kira."

"Was hat die kleine Schlampe jetzt schon wieder gemacht?"

"Sie hat nichts gemacht. Mir ist nur aufgefallen dass Kira in letzter Zeit traurig ist. Ich wollte nur schauen ob hier alles in Ordnung ist."

"Hier ist alles in Ordnung, das siehst du doch. Außerdem hast du hier gar nichts zu suchen. Du bist schließlich nicht die Olle vom Jugendamt."

"Jetzt halten Sie mal den Ball flach. Wenn ich merke dass es einer meiner Schülerinnen nicht gut geht, dann bin ich verpflichtet, die Umstände zu Hause zu überprüfen."

Die Frau rappelt sich auf, geht langsam auf mich zu und drückt mich gegen die Wand. "Ein Wort beim Jugendamt oder sonst einer Behörde und du hast ein Problem."

Plötzlich fliegt die Tür auf und Kira steht im Wohnzimmer. "Mama! Was zum Teufel machst du da?" Die Frau dreht sich zu Kira um. "Du dämliche Schlampe, warum hetzt du mir deine dumme Lehrerin auf den Hals?" Kira bebt vor Wut. "Lass sie da raus! Ich habe nichts gesagt, zu deiner Information. Wenn sie bemerkt hat dass es mir nicht gut geht, dann muss sie etwas machen, das steht im Gesetz." Die Frau lässt mich los und packt Kira am Hals. "Achso Frau Oberschlau, in welchem Paragraphen bitteschön?" Kira grinst. "Das steht im Paragraphen zweihundertachtunddreißig, Absatz zwei. Ich wusste gar nicht, dass du das Wort Paragraph überhaupt kennst. Hast du das bei einem von deinen Kunden aufgeschnappt? Ist einer deiner Kunden etwa ein Anwalt?" Ich weiß dass das nicht stimmt, denn das ist der Nachstellungsparagraph, das hatten wir letztes Mal in Sozialkunde. Aber Kiras Mutter ist sichtlich verwirrt. "Es geht dich nichts an, woher ich das weiß. Und warum weißt du sowas?" Kira lacht. "Weil ich nicht so enden will wie du." Mit den Worten reißt sie sich los, packt mich am Handgelenk und zieht mich nach draußen.

"Warum sind Sie hierher gekommen? Wenn sie mir gesagt hätten dass Sie vorbeikommen, hätte ich meine Mutter darauf vorbereiten können und sie wäre nicht so ausgerastet."

"Es tut mir leid."

"Wenn Sie nächstes Mal vorhaben bei mir aufzutauchen, warnen Sie mich bitte vor."

"Okay."

Kira verschwindet wieder in der Wohnung. Ich bleibe vor der Tür stehen und höre, wie Kira und ihre Mutter sich weiterhin anschreien. Langsam kann ich verstehen warum Kira sich so benimmt. Sie ist so enttäuscht von ihrer Mutter, dass sie das zwar nicht an anderen auslässt, dafür macht sie sich selbst kaputt und wirkt kalt, wenn man ihr helfen will.

Nachdenklich fahre ich nach Hause. Das arme Mädchen. Sie tut mir so leid. Offensichtlich kann sie mit niemandem darüber reden. Am besten biete ich ihr nochmal an, dass sie mit mir reden kann. Selbst wenn sie wieder aufgebracht reagiert und sagt dass sie keine Hilfe braucht, dann weiß sie wenigstens, dass ich ihr helfen will. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass sie diese Hilfe annimmt.

Cigarettes after Sex (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt