A new beginning (All I want is you)

Peaceful Home

Im Wohnzimmer saß Bruder John Paul Mary ein wenig wie auf heißen Kohlen. Es war ihm sehr unangenehm, dass Patricia ihn und Shaina im Badezimmer erwischt hatte. Na ja, erwischt war vielleicht das falsche Wort. Immerhin hatte es keine pikäre Situation gegeben, die er erklären musste. Es war absolut harmlos gewesen. Zwei Menschen, die eben ihre Hände gewaschen und einen kleinen Zusammenstoß gehabt hatten. Aber ein paar Minuten vorher...

Bei dem Gedanken musste Bruder John Paul Mary schlucken und spürte, dass ihm ziemlich warm wurde. Es war verflixt knapp gewesen – genau wie vorhin im Wald. Wenn Patricia nicht gerufen hätte... Wieder einmal war er wie magisch von Shainas Augen angezogen gewesen, die ihn fast willenlos gemacht hatten. Dazu ihr vor Staunen geöffneter Mund, mit den schön geschwungenen vollen Lippen, die nur auf seine zu warten schienen. Das war Versuchung pur und er hatte verflixt noch mal fast nachgegeben. Was war nur los mit ihm? Warum um alles in der Welt konnte er sich bei Shaina noch weniger beherrschen als sonst? Er musste wirklich aufpassen. Es wurde immer brenzliger. Hoffentlich wollte sie heute Nacht nicht wieder bei ihm schlafen. Dann konnte er vielleicht für nichts garantieren.

Ein schöner Mönch war er, einer der nicht das kleinste bisschen Selbstdisziplin hatte. Shaina konnte er keinen Vorwurf machen. Sie schien selbst nicht zu wissen, was da gerade passierte und hatte völlig erstaunt ausgesehen.

„Paddy? Dein Essen wird kalt."

Patricias Stimme riss Bruder John Paul Mary aus seinen Gedanken und er zuckte leicht zusammen. „Ich warte noch auf Shaina", erklärte er schnell. „Sie kommt sicher jeden Augenblick."

Patricia musterte ihren Bruder stirnrunzelnd. Was war los mit ihm? Er wirkte, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. War irgendetwas im Badezimmer passiert, was sie wissen sollte? Oder vielleicht besser nicht, weil es ihr den Atem rauben würde? Was sie gesehen hatte, war völlig harmlos gewesen. Aber nur Gott wusste, was noch kurz vorher vielleicht zwischen den beiden geschehen war. Ihr Bruder sah auf jeden Fall ziemlich schuldbewusst aus, auch wenn er versuchte, es zu verbergen.

Aber Patricia kannte ihn lange genug, um das zu erkennen. Seine roten Ohren verrieten ihn genau so wie seine Augen, die ihrem Blick nicht standhielten. Und Shaina war auch feuerrot geworden, als sie das Zimmer betreten hatte. Erst hatte sie es auf ihre Schüchternheit geschoben, aber jetzt... Irgendetwas verbargen die beiden doch vor ihr – bewusst oder unbewusst. Da war Patricia nicht sicher.

Auch Denis, der seine Hände oben gewaschen hatte nachdem der Baum auf der Terasse gelandet war und der gerade am Tisch Platz genommen hatte, war aufmerksam geworden. Ein wenig verwundert sah er seinen Schwage ran, der aussah wie das personifizierte schlechte Gewissen. Was war denn jetzt wieder passiert? Denis musste unweigerlich an die Situation vorhin im Wald denken und schmunzelte in sich hinein.

Vielleicht war es ja ähnlich gewesen und Patricia hatte sie gestört. Erwischt hatte sie die beiden Turteltauben wohl nicht, sonst hätte sie wohl anders reagiert. Denis hatte fast etwas Mitleid mit seinem Schwager, der seine Schwester kaum ansehen konnte. Es musste schrecklich sein, in solch einer Zwickmühle zu stecken. Aber wenn er verhindern wollte, dass Patricia tatsächlich Verdacht schöpfte, sollte er sich weniger auffällig verhalten. Noch war ja seines Wissens nach nichts weiter passiert als tiefe Blicke und eine Umarmung. Kein Grund also, vor Scham im Erdboden zu versinken, auch nicht als Mönch.

Aber wenn Patricia darauf richtig aufmerksam wurde, würde die Hölle losbrechen und die beiden würden keinen Moment mehr unbeobachtet bleiben. Natürlich nur, um sicher zu gehen, dass sein Schwager auch keusch blieb. Aber vielleicht waren tatsächlich echte Gefühle im Spiel, die Patricia dadurch im Keim erstickte.