A new beginning (All I want is you)

Every Baby

Als Shaina wieder nach unten kam, war Bruder John Paul Mary schon bereit zum Aufbruch. Er trug seinen schwarzen Wintermantel und war in warme Halbstiefel geschlüpft. Auch Shaina warf sich ihren Mantel über und zog wadenhohe Stiefel an, die Patricia ihr geschenkt hatte. Natürlich durften auch Schal und Handschuhe nicht fehlen.

Auch Bruder John Paul Mary hatte sich so dick eingepackt, als wäre er in Sibirien und nicht in Deutschland. Er hatte eine Wollmütze aufgesetzt, ähnlich der von Denis, dicke Handschuhe angezogen und einen Schal um den Hals gewickelt, der sein halbes Gesicht verdeckte. Das sah komisch aus und Shaina musste ein wenig grinsen.

„Lach nicht", erklärte Bruder John Paul Mary ein wenig dumpf hinter seinem Schal, der seinen Mund bedeckte. „Das werde ich brauchen. Glaub mir."

Shaina runzelte die Stirn. „Also, es ist kalt", stimmte sie Bruder John Paul Mary zu. „Aber so kalt?"

Bruder John Paul Mary nickte düster und ging dann zur Tür. Shaina schüttelte ein wenig verständnislos den Kopf. Gestern im Wald war er auch nicht so extrem dick angezogen gewesen. Andererseits... Er hatte ziemlich gezittert und war ganz schön durchgefroren gewesen.Offenbar vertrug er Kälte nicht besonders gut. Shaina hob die Schultern und folgte Bruder John Paul Mary nach draußen. Es war zwar tatsächlich sehr kalt, aber die Luft war herrlich klar. Die Sonne schien von einem stahlblauen Himmel und ließ den Schnee funkeln wie kleine Diamanten.

Einträchtig liefen die beiden jetzt nebeneinander die Auffahrt hinunter und Shaina sah sich zum ersten Mal wirklich bewusst die Umgebung an. Bei ihrer Ankunft war sie noch zu müde gewesen und es war auch schon zu dunkel gewesen, um wirklich etwas zu sehen. Und gestern war sie zu abgelenkt gewesen. Aber jetzt war sie nicht nur hellwach, sondern es war auch hell und sie war nicht abgelenkt. Das Haus stand tatsächlich in einer ruhigen Siedlung mit gepflegten Einfamilienhäusern. In den Auffahrten oder an den Straßen standen einige Autos, die ebenfalls gepflegt aussahen und vermutlich nicht billig gewesen waren. Überall waren die Häuser wie bei Patricia weihnachtlich geschmückt. Alles wirkte sauber und idyllisch.

Als sie an einer kleinen Steinmauer vorbeikamen, packte Shaina plötzlich der Übermut. Sie formte einen Schneeball und warf ihn auf Bruder John Paul Mary, der schon weitergegangen war.

„Hey", protestierte Bruder John Paul Mary mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Na warte. Das kriegst du wieder."

Auch Bruder John Paul Mary formte in Windeseile einen Schneeball und warf ihn auf Shaina, die kichernd zur Seite sprang. Jetzt lieferten sich die beiden mitten auf dem Bürgersteig eine Schneeballschlacht. Ein paar Fußgänger liefen vorbei und schmunzelten über die beiden, die ausgelassen wie Kinder waren. Eine ältere Dame blieb sogar ein paar Minuten auf der anderen Straßenseite stehen und beobachtete die beiden mit einem versonnenen Lächeln. Sie beneidete die beiden ein wenig um ihre jugendliche Unbeschwertheit und schwelgte in bittersüßen Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit. Auch eine Hundebesitzerin lief mit ihrem kleinen Terrier vorbei, der beim Anblick der fliegenden Bälle fröhlich mit dem Schwanz wedelte und am liebsten über die Straße gelaufen wäre, um die Bälle zu jagen.

Eine ganze Weile flogen die Schneebälle herum, bis Bruder John Paul Mary schließlich erschöpft die Hand hob. „Gnade", bat er ziemlich außer Atem. „Der alte Mann hat keine Kondition mehr."

„Der alte Mann?", wiederholte Shaina kichernd. „Na, so alt bist du auch nicht." Sie grinste. „Aber vielleicht sollte ich mir das merken und bei Gelegenheit gegen dich benutzen."