Agape

549 18 0
                                    


Am Konzertmorgen wurde Paddy mit einem Kuss von Shaina geweckt. „Hey, großer Künstler", sagte sie halblaut. „Heute ist dein großerTag."

Stöhnend zog Paddy sein Kissen über die Augen. Er fühlte sich entsetzlich. Sein Kopf dröhnte, weil er kaum geschlafen hatte, ihm war übel und zu allem Überfluss hatte er auch noch Halsschmerzen. Scheinbar hatte er sich gestern beim Soundcheck zu sehr verausgabt. Das fing ja gut an. Wie sollte er den Tag überstehen? Er wollte jetzt schon am liebsten nur noch sterben. Außerdem war ihm unglaublich heiß. Es fühlte sich an, als würde er verglühen.

„Ich kann nicht", stöhnte Paddy gedämpft unter dem Kissen. „Ich bin krank."

Shaina erschrak. „Was?", rief sie entsetzt. „Was fehlt dir denn?"

Paddy schob das Kissen von seinem Gesicht und sah Shaina mit glasigen Augen an. „Ich habe Fieber", erklärte er leise. „Und mir ist speiübel." Er sah Shaina flehend an. „Kannst du Sven Bescheid geben?", bat er. „Ich muss die Tour absagen."

„Natürlich", nickte Shaina sofort. „Krank lasse ich dich bestimmt nicht auf die Bühne. Das muss jeder verstehen." Sie legte ihre kühle Hand auf Paddys schweißglänzede Stirn. „Du hast wirklich Fieber", stellte sie fest. „Ich glaube sogar ziemlich hoch. Vielleicht sollte ich auch einen Arzt rufen. Zur Sicherheit." Sie strich Paddy liebevoll übers Haar. „Mein armer Schatz", sagte sie sanft. „Und das ausgerechnet jetzt. Du hast dich so sehr auf die Tour gefreut."

Paddy nickte traurig. „Das stimmt. Aber es lässt sich nicht ändern." Er seufzte. „Manchmal hasse ich meinen Körper. Zu den ungünstigsten Zeiten lässt er mich so im Stich."

„Das ist wirklich ärgerlich", stimmte Shaina Paddy zu und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. „Aber die Gesundheit geht vor. Ich bin sicher, jeder hat Verständnis dafür. Und wenn nicht...  Auf solcheLeute kannst du verzichten." Sie stand auf. „Ich mach dir jetzt erst einmal einen Tee, in Ordnung?", schlug sie vor und lächelte Paddy aufmunternd an. „Vielleicht geht es dir ja in ein paar Tagen schon besser, wenn du dich richtig auskuriert hast. Dann fängt dieTour eben etwas später an."

Paddy nickte matt und schenkte Shaina ein müdes Lächeln. Ihre liebevolle Fürsorge tat gut und er fühlte sich tatsächlich schon ein wenig besser. Ein bisschen erinnerte ihn Shaina an seine Mutter. Wie oft hatte sie an seinem Bett gesessen, wenn er krank gewesen war, hatte ihm tröstend übers Haar gestreichelt und ihm Tee oder heiße Milch mit Honig gebracht. Wie sehr er sie gerade in solchen Momenten vermisste – ihre leise, sanfte Stimme und ihre tröstenden Hände. Paddy musste schlucken. Wenn er krank war, war er immer schrecklich emotional.


Plötzlich klopfte es leise an der Tür und Patricia streckte den Kopf herein. „Guten Morgen, ihr zwei", begrüßte sie Paddy und Shaina fröhlich. „Ihr seid ja schon wach. Schön. Das Frühstück wartet schon auf euch." Sie lächelte ihren Bruder an. „Na, großer Künstler? Freust du dich schon auf das erste Konzert?" Erst jetzt bemerkte sie die betrübte Stimmung im Zimmer und runzelte erstaunt die Stirn. „Hey. Was ist denn los mit euch? Ihr seht aus wie drei Tage Regenwetter. Ist etwas passiert?"

„Paddy ist krank", antwortete Shaina leise. „Er muss die Tour absagen. Oder zumindest verschieben."

„Was?" Patricia hob erschrocken die Brauen. „Seit wann?"

„Seit heute morgen", erklärte Paddy matt. „Ich bin mit Halsschmerzen, Übelkeit und Fieber aufgewacht."

„Seit heute morgen also. So, so", schmunzelte Patricia jetzt. „Gestern warst du ja noch topfit." Sie warf einen Blick auf ihren Bruder, der blass und mit geröteten Wangen im Bett lag. „Also Doktor Patricia diagnostiziert einen hochgradigen Fall von Lampenfieber", stellte sie dann fest. „Nichts, was man nicht mit Tee, Zwieback und ein paar aufbauenden Worten nicht heilen könnte." Sie lachte. „Nicht zu vergessen einer Gitarre, einer Bühne und einer Kirche voller begeisterter Fans." Sie sah Paddy streng an. „Also los jetzt. Aufstehen."

A new beginning (All I want is you)Where stories live. Discover now