Mama

442 17 3
                                    

DerWeg zu der Pizzeria war sehr leicht zu finden. Da sie nicht weit vonder Musikschule entfernt war, ließen Paddy und Shaina das Auto dortstehen und gingen zu Fuß. Während sie die Straße entlang liefen,begann es zu schneien. Shaina sah das als gutes Omen. Bisher hatteSchnee ihr nur Glück gebracht.

Einehalbe Stunde zu früh erreichten sie die Pizzeria und Paddy stöhnteinnerlich auf. Es war schon kalt genug und jetzt mussten sie auchnoch ewig hier herumstehen, denn Shaina würde sich sicher nichtüberreden lassen, sich schon einmal hineinzusetzen, aus Angst, ihreFamilie zu verpassen. Paddy schielte sehnsüchtig durch dieerleuchteten Fenster ins Innere der Pizzeria, das weihnachtlichgeschmückt war. Da drin war es sicher angenehm warm, während erhier draußen fast erfror. Sicher würde er sich mindestens eineErkältung einfangen, wenn nicht sogar eine Grippe – und das mittenin der laufenden Tour. Paddy überlegte, ob er schon einmalhineingehen sollte, um sich aufzuwärmen, aber er wollte auch Shainanicht allein lassen. Immerhin war es schon dunkel und sie vollkommenaufgelöst. Sie würde sein Verschwinden zwar vermutlich nicht einmalbemerken, weil sie viel zu hibbelig war, aber trotzdem brachte Paddydas nicht übers Herz. Also hielt er tapfer durch und trat von einemFuß auf den anderen, um wenigstens ein wenig warm zu bleiben. Shainaschrieb währenddessen mit Vicky, der sie natürlich schon alleserzählt hatte. Auch Vicky war mehr als erstaunt über die neuestenEntwicklungen gewesen, aber sie freute sich riesig für ihreFreundin.

Überpünktlicherschien jetzt eine kleine Menschengruppe vor der Pizzeria und Paddyatmete erleichtert auf. Jetzt konnten sie endlich ins Warme. Erfühlte sich schon wie ein Eisklumpen. Seine Hände und Füße warensogar so kalt, dass er sie kaum noch spürte und er fragte sich, obsie ihm wohl einfach abfallen würden, wenn man sie berührte –auch wenn das natürlich Unsinn war.

AuchShaina hob den Kopf, als sie die Leute bemerkte, die sich derPizzeria näherten und schob eilig ihr Handy in die Tasche. Sie hatteJans große schlanke Gestalt sofort erkannt und auch Maya konnte siejetzt ausmachen. Die anderen mussten Jans Eltern sein. Sein Vater warebenfalls groß und schlank, während Maya eher nach ihrer Mutter zukommen schien, die recht klein war. Auch ihre Tante und ihr Onkelmachten auf Shaina sofort einen sympathischen Eindruck. Aber es warauch noch eine ältere Dame dabei. Vermutlich ihre Großmutter. Siewar klein, mollig und wirkte sehr gemütlich. Irgendwie musste Shainabeim Anblick der Frau direkt an Rosa denken – auch wenn diese Frauvermutlich nicht so viel Temperament hatte. Aber auch sie sah nacheiner Oma aus, die gern backte und phantastisch kochte.

ShainasHerzschlag beschleunigte sich beim Anblick ihrer Familie und siehielt den Atem an. Langsam kamen die fünf näher und Shaina hätteihnen am liebsten zugerufen, dass sie sich beeilen sollten. Siekonnte es kaum erwarten, ihre Tante, ihren Onkel und ihre Großmutterkennenzulernen. Aber sie musste sich noch etwas gedulden. IhreGroßmutter konnte nicht so schnell laufen und bei dem Schnee wäresie vielleicht gefallen. Das sollte sie natürlich auf keinen Fall.Je näher die fünf jedoch kamen, desto aufgeregter wurde Shaina undkonnte nicht anders, als zu grinsen. Nur noch etwa 20 Meter. NochZehn. Fünf...


Dannstanden sie endlich vor Shaina, die gar nicht wusste, wo sie zuersthinschauen sollte. Zu Jan, der breit grinste. Oder zu Maya, dieebenfalls lächelte. Oder doch lieber zu ihrem Onkel, der ihreGroßmutter fest eingehakt hatte, damit sie nicht fiel. Aber es gabauch noch ihre Großmutter, die sie aufmerksam musterte. Und ihreTante, in deren Augen schon jetzt Tränen standen.

„HeyCousinchen", grinste Jan und umarmte Shaina ohne zu Zögern zurBegrüßung. „Schön, dass du schon da bist. Oma hatte schon Angst,dass du nicht kommst."

„JanZimmer", schimpfte die alte Dame jetzt. „Erzähl nicht so einenBlödsinn. Du bist ein Quatschkopf."

Diealte Dame löste sich von Jans Vater und trat jetzt auf Shaina zu.Sie war fast einen Kopf kleiner als sie und hatte unglaublich roteWangen – ob vor Aufregung oder vor Kälte war schwer zu sagen. Abervielleicht waren sie auch von Natur aus gerötet. Ihr Gesicht war vonleichten Furchen durchzogen und warme braune Augen musterten Shaina.Ihr Mund war zu einem Lächeln verzogen und sie verströmte einenleichten Duft nach Parfüm. Sie wirkte sehr gepflegt und man sah ihran, dass sie trotz ihres Alters noch auf sich achtete. Körperlichschien sie sehr fit zu sein.

A new beginning (All I want is you)Where stories live. Discover now