An Angel

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Endlich erreichten sie das Krankenhaus und Bruder John Paul Mary atmete erleichtert auf. Mittlerweile war es kurz nach vier. Mit etwas Mühe fand Patricia auch tatsächlich einen Parkplatz, denn der Besucherparkplatz war nicht besonders groß und sehr gut gefüllt. Endlich schaltete sie den Motor aus und sie stiegen aus. Ungeduldig wartete Bruder John Paul Mary auf seine Schwester, die erst einmal zum Kofferraum ging, um die Sachen für Shaina herauszuholen. Es war kalt und der Schnee wurde jetzt dichter.

Kopfschüttelnd sah Bruder John Paul Mary wie Patricia zwei prall gefüllte Tüten und eine Reisetasche aus dem Auto holte. Seine Schwester besaß eindeutig viel zu viele Klamotten. Wie er sie kannte, war ihr Kleiderschrank Zuhause noch immer bis zum Bersten gefüllt – und trotzdem hatte sie wie jede Frau nie etwas zum Anziehen. Auch Schuhe, Taschen und weitere Accessoires besaß Patricia im Überfluss. Sie liebte Shoppen eben über alles und konnte zum Leidwesen ihres Mannes an schönen Klamotten einfach nicht vorbeigehen. Aber das war wohl typisch Frau.

Beim Anblick der Sachen fragte sich Bruder John Paul Mary, wann Shaina das ganze Zeug überhaupt tragen sollte. Hier im Krankenhaus brauchte sie nur das Nötigste – einen Pyjama, eine Jogginghose, ein T – Shirt und einen Pullover. Vielleicht noch eine Jeans und eine Jacke, wenn sie das Krankenhaus verlassen durfte. Aber was Patricia da angeschleppt hatte, füllte schon fast allein einen Kleiderschrank. Wo sollte das ganze Zeug hin? Im Krankenhaus hatte Shaina nur einen winzigen Schrank.


„Ich kenne ihre Größe ja nicht", erklärte Patricia als sie den skeptischen Blick ihres Bruders bemerkte. „Also habe ich mal eine Auswahl mitgebracht. Auch damit sie sehen kann, was ihr gefällt." Sie warf ihrem Bruder einen vorwurfsvollen Blick zu. „Außerdem möchte eine Frau immer schön aussehen – auch im Krankenhaus. Das hilft, gesund zu werden. Und keine Frau mag es, jeden Tag in denselben Klamotten herumzulaufen. Ihr Männer könnt so etwas nicht verstehen." Sie runzelte die Stirn. „Obwohl gerade du es zumindest ansatzweise nachvollziehen können solltest. Immerhin magst du auch schöne Klamotten und warst zumindest ziemlich eitel, Bruderherz."


Bruder John Paul Mary runzelte skeptisch die Stirn. So wie er Shaina einschätzte, war sie froh, überhaupt etwas zum Anziehen zu besitzen. Ihr war es vermutlich völlig egal, ob sie modisch gekleidet war oder jeden Tag mehrmals ihr T – Shirt wechseln konnte. Aber das würde Patricia sicher bald selbst merken. Natürlich war auch Shaina eine Frau, die es sicher genießen würde, sich ein wenig schön zu machen. So etwas kannte sie vermutlich gar nicht – und es war ihr zu gönnen. Vermutlich hatte sie noch nie wirklich schöne Kleidung besessen. Und es war unglaulich lieb von Patricia, so viele Klamotten für eine fremde Frau mitzubringen.

Allerdings befürchtete Bruder John Paul Mary, dass seine Schwester Shaina in ein Modepüppchen verwandeln würde, wenn sie erst einmal die Gelegenheit dazu hatte. Shaina war vermutlich zu schwach, sich gegen die dominante Patricia durchzusetzen, selbst wenn sie sich unwohl fühlte.


„Das mag sein", gestand Bruder John Paul Mary. „Und es ist wirklich super, dass du ihr so viele Sachen mitgebracht hast. Vielen Dank dafür. Sie wird sich riesig freuen." Er runzelte die Stirn. „Aber... Sie ist im Krankenhaus. Wo soll sie mit all den Sachen hin?"


Die Sache mit seiner eigenen Eitelkeit ließ Bruder John Paul Mary absichtlich unkommentiert. Patricia hatte nicht Unrecht. In seinem alten Leben war ihm sein Aussehen ziemlich wichtig gewesen und er hatte oft genau überlegt, was er anziehen sollte – allein schon, weil er in der Öffentlichkeit gestanden hatte. Da musste man eben mehr auf sich achten als jemand, der ein normales Leben führte. Auch heute trug er in seinem Urlaub oder auch unter der Kutte oft Sachen von damals.

A new beginning (All I want is you)Where stories live. Discover now