Work your magic- Kapitel 11

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Noch einmal durchschnaufen, bevor ich durch die große Glastür den Bürotower betrat. Ich konnte mein Spiegelbild sehen. Amber hatte sich heute morgen alle Mühe gegeben. Ich sah wie ein richtiger Bürohase aus: Haare zu einem lockeren Bun hochgesteckt, Make-up dezent, hellblaues Businesskleid, Clutch von Amber und Pumps. Eine ganze Stunde hatte diese Verwandlung gedauert. Ich hatte mich fast wie bei Miss Undercover, dem Film mit Sandra Bullock, gefühlt.

"Work your magic.", hatte mir Amber beim Rausgehen ermunternd zugerufen. Das sie mir davor einen geilen Arsch attestiert hatte, vergessen wir einfach mal. Ich fing an zu grinsen, als ich mich daran erinnerte.

Ich strich nochmal schnell mein Kleid glatt und trat selbstbewusst in die Lobby. Anzugträger wimmelten hindurch. Es war fast wie in einem Bienenstock, dabei war es gerade erst 6.45. Um acht musste ich unbedingt wieder rüber zu meinem eigentlichen Job.

"Hoffentlich machen die kein Einstellungs-TamTam.", dachte ich still, bevor ich realisierte, dass viele Männer mir Blicke zuwarfen. Ich machte eine mentale Notiz unbedingt Amber zu loben. Sexappeal? Check. Amber hatte ganze Arbeit geleistet.

Die riesige Lobby beherbergte nur ein paar verlorene Sessel. Sie sahen so aus, als kämen man nich selbstständig wieder aus ihnen heraus. Irgendwie modernes Möbeldesign - schick, aber unpraktisch. Licht flutete durch die Glasfassade. Es ging ein moderner, aber eher kalter Vibe von diesem Ort aus.

Ich ging zur Rezeption zu meiner Rechten. Eine Frau begrüßte mich freundlich. "Guten Morgen. Wie kann ich Ihnen helfen? Zu wem möchten Sie?"

"Ich habe einen Termin bei Stanleys zum Vorstellungsgespräch. Ich bin Eva Schmidt."

Kurzes tippen in ihren Computer und sie lächelte mich wieder an, stand auf und begleitete mich zum Fahrstuhl. Wir stiegen ein und landeten im zehnten Stock.

"So, wir sind da. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Sie kommen mit dem Fahrstuhl jederzeit allein wieder runter." Na, das waren ja mal ermutigende Worte für ein Vorstellungsgespräch, nicht.

Wir verabschiedeten uns flüchtig, als ich auch schon meinen Namen hörte. Schnell drehte ich mich um, und sah eine hagere Frau im Businessanzug auf ich zu kommen.

"Schön, dass Sie da sind, Frau Schmidt. Ich bin Sarah Flanley, head of human resource."

"Danke, ich freue mich auch.", sagte ich kurz. Ich konnte ihr ja jetzt keine Geschichte erzählen von einer WG-Mitbewohnerin, die für mich Termine machte und wie ich dem Sohn ihres Chefs auf den Designeranzug gekotzt hatte - oder?

Wir gingen einen kargen Bürogang entlang und dann in ein schmales Büro. Personalakten türmten sich auf dem Schreibtisch. Wir nahmen beide Platz.

"Also, ich will Sie gar nicht lange aufhalten. Sie wollen ja auch gleich wieder los. Außerdem weiß ich ja schon, dass Sie mit William Stanley bereits über die Assistentenstelle gesprochen hatten."

Bitte, was? Was solle ich gemacht haben? AMBER!!!

Ich schluckte kurz und suchte manisch nach einer Antwort. Sarah Flanley kam mir zuvor.

"Also von meiner Seite gäbe es an Sie keine weiteren Fragen. Ich würde nur gerne wissen, ob ich Ihnen den Vertrag bereits mitgeben kann. Außerdem beantworte ich gerne Ihre Fragen. Bei der Zusammenarbeit mit Herrn Stanley Junior müssen Sie sich allerdings an ihn wenden."

Na super. Da war ein Zusammentreffen wohl nicht mehr auszuschließen.

"Ich arbeite also nur für William Stanley?", versuchte ich es vorsichtig ohne komplett uninformiert zu wirken.

"Ja, so ist das geplant. Herr Stanley braucht Unterstützung für seine Termine an Wochenden, meistens Veranstaltungen und Charity Events. Natürlich dienen die der Kundenbindung. Unser Büro kann diese Verpflichtungen nur unter der Woche betreuen."

Ich schaute wohl etwas hilflos, als sie noch nachsetzte:" Sie werden also Stanleys persönliche Assistentin sein."

In diesem Moment huschte ein Mann über den Flur. "Ach, Herr Stanley?", zwitscherte die Personalchefin. Hier mochte man ihn wohl. "Ich habe hier gerade ihre neue Assistentin. Vielleicht möchten Sie...?"

William Stanley betrat den Raum und war wie vom Donner gerührt. Kein Frage, er war sexy in seinem feinen Anzug und den etwas zerstrubelten Haaren. Sein durchtrainierter Körper zeichnete sich deutlich unter seinem Hemd ab. Spätestens jetzt hatte mein Gehirn die Konsistenz von Pudding.

"Ich gehe mal eben Kaffee machen.", Sagte die Personalchefin lächelnd und stöckelte aus dem Zimmer.

Für einen kurzen Moment starrten wir uns nur an. Seine rehbraunen Augen hatten etwas düsteres.

William machte drei Schritte auf den Schreibtisch zu und kam kurz vor mit zu stehen. Ich konnte mich nicht rühren. Das war zu viel Schreck am frühen Morgen. Dann stotterte ich verlegen: "Also, ich, ähm, das ist alles anders..."

"Ja, ist mir schon klar." Schnitte er mir das Wort ab. Seine Stimme war kalt.

"Hier geht es nicht um dich oder was wahr. Das ist geschäftlich. Du trennst das oder du fliegst. Bei Stanleys laufen die Dinge anders, als in deinem Softie-Internship. Wir sind die Besten. Falls du gedacht hast, du könntest dich irgendwie hochvögeln, hast du dich geschnitten, Mädchen!"

Er ballte eine Faust und biss sich leicht auf die Unterlippe. Oh scheiße, er war echt sauer und fühlte sich wol irgendwie ausgenutzt. Das hier war doch niemals meine Absicht gewesen. Hatte er nicht erzählt, er würde nicht in der Agentur arbeiten?

"Ich gebe dir ein Wochenede Zeit. Entweder du schaffst es oder eben nicht. Damit du nicht solange warten musst, triffst du mich heute abend um neun im Laniore. Das ist ein Business Meeting, nicht das du da was missverstehst. Falls du das vermasselst, bist du schon gefeuert."

Ich schluckte. Ich war so überwältigt von dieser Tirade, dass ich ihm nichts entgegen zu setzen hatte. Aber es tat weh.

"Du bist Eyecandy bei dem Meeting, sonst nichts. Falls dich jemand etwas fragst, bist du interessant, aber bleibst bei Small Talk. Du machst dir bitte deinen Dutt besser für heute abend. Weißt du was? Ich schicke dir jemanden vorbei, der mit dir shoppen geht und zum Friseur. Sonst wird das eh nichts. Keine Sorge, ich zahle das. Ist das bei dir angekommen?"

Ich stand auf und schaute ihm direkt in die Augen.

"Ähm, ja,...ich wusste nur nicht, dass du deine Fickbekanntschaften immer so anschnauzt. Soweit ich weiß, kann ich erfolgreich bis drei zählen. Weißt du was? Ich kann sogar rechts von links unterscheiden! Fast Nobelpreis, was?"

Ein kurzes Grinsen zeigte sich in seinem Mundwinkel "Ich freue mich schon auf das neue Kleid. Schön zu sehen, dass du nicht mehr so passiv bist, darauf stehe ich gar nicht!"

Er drehte sich um und ging.

Mistkerl!

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*pausiert* New York LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt