Home Is A Person *wird überarbeitet*

Prolog *ü*

Jane lief die Straße zu ihrer Schule entlang. Es war erstaunlich warm für sieben Uhr früh. Der Zug hatte an diesem Tag einige Minuten Verspätung gehabt und sie musste sich nun beeilen, um rechtzeitig zu einer Klassenversammlung, welche noch vor der ersten Stunde stattfinden sollte, zu kommen. Ein leichter Windhauch ließ ihre dunkelbraunen Locken flattern. Die Umhängetasche noch mit einigen Büchern aus dem Schließfach gefüllt, betrat sie den Klassenraum. Ihre beste Freundin Melina umarmte sie schnell und alle ließen sich nieder. Jane hatte als einzige noch gefehlt und so konnte man endlich mit den anstehenden Themen beginnen. Einige Planungen für den nächsten Wandertag wurden gemacht und es wurde darüber diskutiert, wer sich darum kümmern sollte, der eingeteilten Lehrperson das Ziel schmackhaft zu machen, denn die Klasse hatte sich für einen Filmmorgen mit gemütlichem Frühstück entschieden. Das war definitiv nicht das, was sich die meisten Lehrer unter einem Wandertag vorstellten. Die Zeit bis zur ersten Stunde verging wie im Flug und schon bald saßen sie alle an ihren Plätzen und warteten auf die Mathelehrerin. Frau Gregoleit erschien auch alsbald und der Unterricht begann.So vergingen die erste, zweite und dritte Stunde, bis dann endlich mit Musik das normalerweise beliebteste Fach auf dem Stundenplan stand. Doch dieses Schuljahr hatten sie eine Lehrerin erwischt, die so gut wie jede Stunde Lieder mit ihnen sang und das war jedes Mal ein Erlebnis für sich. Man fragte sich, wo in aller Welt diese Frau Klavier spielen gelernt hatte, denn sie baute andauernd Fehler hinein. Im Grunde war Frau Gress aber eine sehr nette Lehrerin und Jane himmelte sie an. Aber leider war sie nicht bei allen Schülern so beliebt. Doch kaum hatte der Unterricht begonnen, klopfte es an der Tür. „Herein!", rief FrauGress. Schulleiter Dr. Wißman trat ein. „Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber dürfte ich Jane einen Moment entführen?" Er sprach sehr ernst. „Natürlich.", meinte die Lehrerin und nickte dem Mädchen zu, woraufhin Jane dem Direktor hinausfolgte. „Also", fragte sie den Mann munter, „wie kann ich Ihnen dienen?" „Es ist etwas Ernstes, ich möchte das allerdings ungern auf dem Gang besprechen. Gehen wir doch in mein Büro." Verwundert nickte Jane und grübelte, was wohl das Problem war. Schweigend schritten sie den leeren Gang der Schule entlang. Kaum waren sie im Büro des Rektors angekommen, sprach er: „Setz dich!" Gespannt ließ sich die 14-Jährige auf einem braunen Lederstuhl nieder. „Was ich dir jetzt sage, ist etwas sehr Schreckliches für dich, ich weiß, aber du musst tapfer sein! Ich habe eben die Meldung bekommen, dass deine Eltern vor ungefähr einer Stunde bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind." Das Mädchen starrte ihn ungläubig an. „Das kann nicht sein, das glaube ich nicht! Unmöglich, das darf nicht sein! Bitte sagen sie, dass das nicht wahr ist!" Sie schrie es fast hinaus, so verzweifelt war sie und begann daraufhin heftig zu weinen. Ihre Freundin Melina wurde mit einer Durchsage ausgerufen und nur wenige Minuten später pochte diese an die Tür. Nachdem die Mitschülerin erfahren hatte, was los war, nahm sie Jane in die Arme und tröstete sie. Diese beruhigte sich zur Erleichterung des Direktors auch langsam wieder. Der erste Schock schien überwunden zu sein, doch kaum konnte Jane wieder einen klaren Gedanken fassen, erschien eine fremde Frau, die, wie sich herausstellte, vom Jugendamt geschickt worden war und mit ihr die weiteren Verläufe klären sollte. Gefasst sprach Jane nun: „Ich habe keine Familie mehr. Meine Eltern waren die einzigen noch lebenden Verwandten." „Das wissen wir, daher wurde beschlossen, dich ins Waisenhaus °Sonnenschein° zu geben. Aber keine Sorge, das Heim hat einen sehr guten Ruf. Du wirst dich sicher schnell einleben und bald dort wohl fühlen.", erwiderte die Fremde mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen und legte Jane beruhigend einen Arm um die Schultern. Gemeinsam verließen sie die Schule, um den Umzug ins Waisenhaus noch am selben Morgen durchführen zu können.