Diese Worte klangen Jane noch lange im Ohr. In manchen Momenten an diesem Abend verspürte sie wirklich Lust zur Leiterin zu gehen und zu sagen: "Ich will hier bleiben, das hier ist mein Zuhause." Doch dann kam sie sich wieder albern vor. Dann ließ sie die Szenen mit ihrer Lehrerin vor den Augen abspielen und dann kam wieder ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit auf. Sie wusste, sie würde es kein bisschen bereuen, wenn sie ihrem Herzen folgte und ihr Herz sagte nun mal: "Tu es!" An diesem Abend genoss Jane noch einmal die kleine Wohnung. Sie war in den letzten Jahren zu ihrem Reich geworden. Es war ihr Rückzugsort und sie hatte ihre Kraft hinein gesteckt, um aus den kahlen Räumen ein gemütliches Heim zu machen. Doch trotz alledem ging sie zeitig zu Bett, schließlich war morgen Schule, auch wenn in wenigen Tagen die Ferien begannen.
Die Sonne schien hell auf ihr Bett, als sie die Augen aufschlug. Zitternd vor Kälte stieg Jane aus dem warmen Bett und hopste über den eisigen Fliesenboden ihres Schlafzimmers. Aus Angst vor einer Erkältung schnappte sie sich ihren dicksten Pulli für den heutigen Schultag. Kurz nach halb acht verließ sie das Haus bepackt mit einer Umhängetasche, Schal und Mütze und einem Paar Handschuhe, das sie unter den Arm geklemmt hatte. Unterwegs zur Schule band sie sich nachdenklich den Schal um. Sie war gespannt, wie die anderen reagieren würden. Heute war der große Tag. Heute würde sie die Bombe platzen lassen und ihre Mutter würde es den Lehrern erzählen. Sie zog ihre Mütze fest über beide Ohren und stopfte die Handschuhe in ihre sowieso schon überfüllte Tasche. Dann betrat sie den Schulhof. Normal stürmte sie nach drinnen ins Warme, zu ihren Freunden. Heute wollte sie alleine sein bis die Klingel sie unumgänglich in die erste Stunde locken würde. Die erste Stunde. Eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen den anderen schon vorher alles zu erzählen, da heute eine DoppelstundeMusik gleich zu Anfang auf dem Stundenplan stand. Eine Doppelstunde bei ihrer Adoptivmutter. Jane fing an zu schwitzen und rannte los. Schon von weitem rief sie ihrer Klasse entgegen:"Hey hört mal alle her! Notfallversammlung JETZT im Klassenraum." Fragende blickte sie der Rest an. Doch Jane wartete nicht sondern war schon auf dem Weg zum Klassenraum. Ihre Klasse hatte wohl eingesehen, dass es wichtig sein musste und war ebenfalls auf dem schnellsten Wege dort eingetroffen. Sogar vollständig.
Jane hatte sich vor sie an die Tafel gestellt und atmete tief ein. "Ich muss euch etwas erzählen",begann sie nervös. Nun waren auch die restlichen, bisher unaufmerksamen Augen auf sie gerichtet. "Ihr wisst ja alle, dass ich ein Waisenkind bin. Und naja es ist so, ich habe eineAdoptivmutter bekommen." Sie stockte und bevor sie sich wieder gefasst hatte, war auch schon Lärm ausgebrochen. "Ist ja super!" "Einfach klasse!" "Wir freuen uns für dich!" So ertönte es von allen Seiten. "Leider ist das noch nicht alles... Meine neue Adoptivmutter, ihr kennt sie alle! Sie ist Lehrerin an dieser Schule und wir haben sie in den ersten beiden Stunden heute!",führte Jane ihre Rede weiter. "Frau Gress?",klang es ungläubig von Melina, ihrer besten Freundin. Auch der Rest starrte sie an und auf ihre Nicken meinten ein paar mitleidig: "Du Arme, du hast unser vollstes Beileid." "Ich hab sie sehr gern und das ist der springende Punkt. Ich wollte euch das einfach mal sagen, bevor sie nachher irgendwas Unüberlegtes sagt und euch bitten, sie nicht mehr zu hänseln. Sie ist sehr lieb und fürsorglich."
Nach einigem Zögern nickte die Klasse einstimmig, aber doch ein wenig verwundert. Das Treffen wurde durch die Klingel zur ersten Stunde unterbrochen und alle machten sich schwatzend auf dem Weg zum Musikraum. Jane war sichtlich erleichtert. Sie hatte sich das Ganze schwieriger vorgestellt und mit weniger Verständnis gerechnet. Nun hoffte sie, dass es ihrer Mutter ebenfalls so ging. Vor dem Musikraum warteten sie. Alle waren etwas ungeduldig und gespannt, ob man in der heutigen Stunde irgendwas von diesem vertrauten Verhältnis merken würde. Glücklicherweise schien niemand auf die Idee zu kommen, dass Frau Gress Jane bevorzugen könnte, worüber das Mädchen sehr froh war.Während sie so ihren Gedanken nachhing, war die Lehrerin erschienen und hatte den Raum aufgeschlossen. Doch das Mädchen war zu sehr in ihrenTagträumen verschwunden, alsdass sie es bemerkte. "Hey Jane, sie ist da!",meinte Melina und stupste ihre Freundin an. "Lassen Sie mich das machen",grinste die Lehrerin breit und meinte nun mit einem leicht spöttischen Unterton zu Jane: "Fräulein Fränkhausen, würden sie uns die Güte erweisen, in den Klassenraum zu kommen und am Unterricht teilzuhaben?" Jane stieg das Blut inden Kopf.
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Home Is A Person *wird überarbeitet*
Teen FictionAls Jane vor einigen Jahren ihre Eltern bei einem Autounfall verlor, wurde ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Nach einer langen Phase des Trauerns fand sie zwar ihre Lebenslust wieder, aber eine Familie blieb ihr seitdem dennoch verwehrt. Doch...