11. Kapitel

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Diese zuckte für einen Moment zusammen, fing sich aber schnell wieder und ging ohne ein Wort zu sagen an Jane vorbei. Sie schloss die Tür zum Musikraum auf und ging hinein. Frau Gress konnte gerade noch hören, wie Jane auf dem Flur Sabine bat, mit ihr den Sitzplatz zu tauschen. Sabine saß inder 3. Reihe und wollte gerne für diese Stunde Janes Platz in der ersten einnehmen. Auch noch zwei andere Mädchen tauschten ihre Plätze. Normalerweise fand Frau Gress das völlig in Ordnung, doch heute brach es ihr fast das Herz, als Jane sich extra in die letzte Reihe setzte. Sie versuchte den Blicken der anderen Schüler auszuweichen und begann mit dem Unterricht. Die Mädchen stöhnten. Wieder mal eine langweilige Theoriestunde und das am letzten Tag vor den Ferien! Zum Glück gab es genug zu quatschen. Eigentlich passte Jane immer auf, auch wenn Musiktheorie noch so ätzend war, vor allem wenn die Lehrerin es mal wieder am letzten tag vor den Ferien durchzog. Doch heute unterhielt sie sich angeregt mit ihren Sitznachbarinnen über den coolen Typ aus dem Französisch LK. An der Tafel erklärte Frau Gress nun leicht stotternd etwas über die verschiedenen Arten, wie man Musikstücke komponieren kann. Man merkte ihr an, dass sie sichtlich aus dem Konzept gebracht war. Endlich ertönte die erlösende Klingel, die das Ende der Doppelstunde erklärte. Die Schüler stürmten aus dem Zimmer und allen voran Jane. Sie machte sich sofort auf dem Weg in die Pausenhalle. "Bloß nicht zurückbleiben und von Susan in ein Gespräch verwickelt werden.",dachte sie bei sich. Doch ihr Plan ging nicht auf. Mitten im Gebäude traf sie dann doch wieder auf ihre Adoptivmutter, die sie sofort am Arm packte und in das nächstbeste, leere Klassenzimmer zog. "Wir müssen reden.",begann sie. Jane seufzte auf und nickte dann ergeben. "Okay, dann fang du am besten mal damit an, mir zu erklären, was du für ein Problem hattest." Frau Gress wusste, was Jane meinte und antwortete:"Ich hatte plötzlich Angst, dass du dich doch nicht mehr für mich entschieden hast, sondern für Frau Genser. Es tut mir ja wirklich leid, aber ich wollte einfach um dich kämpfen." Jane erwiderte verständnisvoll:"Schon okay, aber wir sollten vielleicht solche Dinge das nächste Mal direkt klären. Ich meine, es war nicht gerade angenehm für mich, dass du mich so ignoriert hast und mir die ganze Zeit nicht vertraut hast. Außerdem fand ich es wirklich unfair, Frau Genser deshalb so anzuschreien. Selbst wenn ich dein Vertrauen gebrochen hätte, es wäre meine eigene Entscheidung gewesen und Frau Genser hätte keine Schuld daran. Okay?" Die Lehrerin nickte und nahm Jane in die Arme. Die beiden lösten sich erst, als es zum Ende der Pause klingelte. "Du musst zum Unterricht. Bis nachher, Jane. Kommst du bei mir vorbei? Wir wollen doch den Umzug mal beenden." Jane grinste und sagte: "Klar, bis später." Sie verließ den Raum und machte sich auf den Weg zur nächsten Stunde. Der restliche Schultag verging wie im Flug und es dauerte nicht lange, da hatte Jane ihren Freundinnen schöne Ferien gewünscht, war daheim angekommen und begann ihre restlichen Dinge zu packen. Kaum verschwand das letzte Kleidungsstück in ihrer blauen Reisetasche, da klopfte es an der Tür und Frau Gress trat hinein."Hey, schon fleißig?" "Immer doch.",meinte Jane und zog den Reißverschluss zu. "Fertig? Dann los!" Ihre Mutter ergriff die beiden Taschen mit Klamotten und Jane eine Sporttasche und einen kleinen Karton mit dem restlichen Kleinkram. Sie verstauten alles im Auto und nach einer großen Verabschiedung und dem Versprechen, bald mal vorbeizukommen, fuhren sie los. Nach einer Viertelstunde parkte Frau Gress den Wagen vor dem Haus und stieg aus. Gemeinsam trugen die beiden das Zeug in Janes Zimmer. Susan half ihr, alles ordentlich zu verstauen und ließ Jane dann alleine in ihrem neuen Reich. Diese setzte sich an den Schreibtisch und nahm einige Schulbücher zur Hand. Sie lernte bis es dunkel wurde und sie schon fast nichts mehr erkennen konnte. Dann schlug sie die Bücher zu und lief die Treppe hinunter. Es duftete nach Weihnachtskuchen und sie leckte sich über die Lippen, als sie die Küche betrat. "Sieht man dich also auch mal wieder. Möchtest du ein Stück probieren?",empfing sie Susan. Jane knabberte daraufhin an einem Stück Kuchen. "Schmeckt prima.",meinte sie dann strahlend. Auch Susan strahlte. Sie unterhielten sich noch bis spät in die Nacht. Jane ließ sich totmüde auf das Bett fallen und überdachte noch einmal die Ereignisse. Der Tag lief vor ihren Augen vorbei und sie musste lächelnd feststellen, dass er ihr eigentlich nur Gutes gebracht hatte. Die Versöhnung mit Susan, der Umzug und nun ihr erster Abend bei Susan im neuen Zuhause. Dann fielen ihre auch schon die Augen zu. Am nächsten Tag wachte sie erst sehr spät auf, doch das fand Susan nicht weiter schlimm, schließlich war es am Abend ebenfalls spät geworden.

Home Is A Person *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt