42. The truth

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Isa's PoV

Nervös biss ich mir auf die Lippe. Es war jetzt 18.00 Uhr abends und der Tag war einfach nur unnötig gewesen. Naja,  bis auf eine Kleinigkeit. Und genau über diese für andere unbedeutende Sache dachte ich schon eine gefühlte Ewigkeit nach. Woher habe ich diese Nummer? Hat Niall sie eingespeichert, bevor er gehen musste? Was hat das Herz zu bedeuten? Doch die wichtigste Frage war, ob ich ihn anrufen sollte. Wahrscheinlich hatte er mich sowieso schon wieder vergessen, dann würde das ganze nichts bringen. Und wenn er mich noch nicht vergessen hatte, dann würde das sicher bald passieren. Es ist vielleicht das Beste für alle, wenn ich mich einfach nicht melde und die Nummer lösche. Dann leben One Direction ohne mich weiter und ich versuche wieder ein normales Leben zu führen.

Je länger ich daran dachte, desto logischer erschien mir diese Idee. Wir tun einfach alle so, als wenn mein Unfall nie passiert wäre und dann hat sich diese ganze Sache. Die damit verbundenen Probleme hätten sich von selbst gelöst und alles ist gut.

Ruckartig entsperrte ich mein Handy und hielt meinen Daumen auf Nialls Namen. Eine lange Liste mit Optionen wurde angezeigt, doch nur das erste Wort war für mich wichtig. 'Löschen'. Mein Finger kreiste über den Bildschirm und so viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf. Soll ich? Oder nicht?

Ich war überfordert. Es war einfach alles zu viel. Ich hatte so schöne Sachen erlebt und dann war auf einmal alles vorbei gewesen. Aber jetzt... diese Nummer... sie brachte mich nur noch mehr durcheinander.

Ich fasste einen Entschluss. Andere Mütter hatten auch schöne Söhne. Und die waren sicher nicht berühmt und dann werde ich eben mit einem von denen glücklich. Auch wenn mich das nicht ganz mit Genugtuung erfüllte, wollte ich dem ganzen ein Ende bereiten. Also ließ ich meinen Daumen auf den Bildschirm gleiten, um die Nummer zu löschen.

Kurz bevor er das Display berühren konnte, hielt ich inne. Ich sah ein Gesicht vor mir, grau-blaue Augen, ein süßes Lächeln und von blondgefärbten Haaren umrahmt. Ich dachte an unsere gemeinsame Zeit zurück und bekam einen Kloß im Hals. Wollte ich das wirklich wegwerfen? Alles einfach hinter mir lassen?

Nein. Nein, nein, nein. Wie konnte ich denn nur auf so eine Idee kommen? Bin ich bescheuert? Ja. Ja, wahrscheinlich schon. Wer lässt denn eine Person zurück, die einem unendlich viel bedeutet? Wer will denjenigen vergessen, den man liebt?

Nervös biss ich auf meiner Unterlippe herum. Ich könnte ihn ja -anstatt die Nummer zu löschen- anrufen. Was soll denn schon groß passieren? Mehr als.eine Abfuhr konnte er mir ja nicht geben... Aber irgendwie glaubte ich das nicht einmal. Es muss ja einen Grund gegeben haben, die Nummer zu hinterlassen. Ich könnte mir zwar auch vorstellen, dass es Harry oder einer der anderen war, aber selbst dann... was würde dagegen sprechen?

"Klopf klopf!" Die Tür schwang auf und Beate betrat mein Zimmer. "Na, hungrig?" Sie lächelte mich an und zog einen Serviertisch hinter sich her.

"Mhm... joa, ein bisschen vielleicht", murmelte ich und starrte uninteressiert auf das Tablett, dass auf mein Nachtschränkchen gestellt wurde. Ich hatte Hunger, aber ich würde sogar freiwillig drei Tage nichts essen, um jetzt die Chance zu haben, nur einen einzigen Anruf zu tätigen.

"Was ist denn los?", fragte mich Beate besorgt und runzelte die Stirn. "Immer noch traurig wegen der Nummer?"

Da fiel mir wieder ein, dass sie es ja noch gar nicht wusste. Sie hatte mich seit heute Nachmittag in Ruhe gelassen und ich hatte noch keine Möglichkeit gehabt, ihr zu sagen, dass ich Nialls Handynummer hatte. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich es jetzt tun wollte. Ich hatte ihr schon so viel über mich und besonders über meine Probleme erzählt, da wollte ich sie nicht noch mit mehr nerven. Sie war mindestens 10 Jahre älter als ich, trotzdem eine gute Freundin, aber meine Geheimnisse behielt ich lieber für mich.

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