30. Many things at once

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Isa's Pov

"Wollen wir los?" Niall sah von oben auf mich herunter und lächelte. Ich nickte und griff nach den Rädern meines Rollstuhles. Jedoch wurden meine Hände genommen und in meinen Schoß gelegt. Verwirrt drehte ich meinen Kopf, um in zwei leuchtende blaue Augen zusehen. Er zwinkerte mir zu und legte dann auch schon seine Hände an die Griffe des Rollstuhles. Er lief los und schob mich zur Tür raus.

"Niall, du musst mich nicht schieben." Ich versuchte, mich ein bisschen zu drehen, aber die Decke, die um meine Beine gewickelt war, verhinderte das.

"Ich mache das aber gerne", sagte Niall und auch, wenn ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte wusste ich, dass er lächelte. Also seufzte ich und diskutierte nicht weiter, es würde sowieso nichts bringen.

Wir liefen einen langen Flur entlang, der von cremefarbenden Wänden umringt war. Neben jeder Tür standen große Pflanzen, die kleinen Bäumen ähnelten, aber es war alles andere als kitschig. Wir kamen an zwei Fahrstühlen an und ich drückte begeistert auf den Knopf, der sie bei uns ankommen ließ. Ich hatte schon immer meinen Spaß daran gehabt, Knöpfe zu drücken, egal ob es der 'Stop'-Knopf im Bus, der Sensor an der Ampel, damit sie auf grün umspringt oder jetzt dieser Fahrstuhlknopf war.

Niall führte uns in den Fahrstuhl, der vor uns quietschend zum Stehen kam und legte seinen Zeigefinger auf eine der Tasten.

"Halt stopp!", rief ich und streckte dabei meine Arme aus. Sofort zog ich sie wieder zurück, als ich bemerkte, was ich gerade getan hatte.

"Warum?" Niall sah mich grinsend an und nahm den Finger wieder weg. "Ähm... ja.. weil.. also...", druckste ich herum. "Also, ich liebe es, solche Knöpfe zu drücken...", gab ich endlich verlegen von mir. Mit roten Wangen sah ich nach unten und biss mir nervös auf die Unterlippe. Ich hörte Nialls Lachen und plötzlich spürte ich eine Hand um mein Handgelenk. Es wurde angehoben und Richtung Fahrstuhlwand geführt. Ich musste lachen, als ich merkte, was Niall vorhatte und drückte begeistert den Knopf, der direkt vor meinem ausgestreckten Zeigefinger lag. Niall lachte ebenfalls und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Sofort machte sich das Gefühl der Aufgeregtheit in mir breit. Gleich würde ich das erste Mal nach meinem Unfall wieder in die Öffentlichkeit gehen. Würde mich jemand erkennen? Würde jemand Niall erkennen? Wie würden diejenigen reagieren? Kreischen, sich freuen, auf mich losgehen? Vielleicht belagern ja auch irgendwelche Fans das Krankenhaus, weil sie dem Krankenwagen gestern Abend gefolgt sind und jetzt die Jungs sehen wollen? Oh mein Gott, da hatte ich ja noch gar nicht dran gedacht! Meine Hände fingen an zu zittern, weswegen ich schnell in die Decke griff, um sie zu beruhigen.

Der Fahrstuhl hielt und die Türen öffneten sich. Niall schob mich heraus und dann wieder einen langen Flur entlang, der die gleiche Farbe hatte wie der in meinem Stockwerk. Wir kamen an einer Rezeption vorbei, wo eine blonde Frau telefonierte und mir zu lächelte, als sich unsere Blicke trafen. Ich gab die Geste zurück und sah wieder geradeaus. Wir verließen das Krankenhaus und sofort wehte uns ein kühler Wind entgegen. Schnell griff ich nach der Decke und zog sie auch noch über meine Schultern, auch wenn ich bereits einen Pullover von Niall über meinem Kleid vom Konzert trug. Den würde ich übrigens nie wieder her geben! Er war so kuschelig warm und außerdem roch er nach ihm. Und naja... er GEHÖRTE ihm ja auch. Aber jetzt wohl eher nicht mehr.

Wir gingen bzw. fuhren durch einen großen Park, der vor der Eingangstür begann und ich sah fasziniert auf die ganzen Blumen. Sie leuchteten in allen Farben, die ich kannte und überall, wo man hinsah, konnte man sie sehen.

"Gefällt es dir?", fragte mich Niall, er hatte wahrscheinlich mitbekommen, dass ich total überwältigt war. Ich brachte nur ein Nicken zu stande und betrachtete weiter meine Umwelt. Links standen viele Parkbänke, die zum Teil besetzt waren und zwischen ihnen ragten große Laubbäume empor. Rechts gab es einen kleinen Spielplatz für Kinder. Zwei Schaukeln, die unbesetzt waren, eine Rutsche, wo ein kleiner Junge mit einem Gibsarm mit Hilfe einer Frau hinunterrutschte und eine Wippe, bei der eine Seite oben war, weil die Kinder, die damit spielten, nicht dasselbe Gewicht hatten. Neben dem Spielplatz gab es eine große grüne Wiese, auf der ebenfalls viele Bäume standen. Doch einer viel besonders auf: Er verteilte sich über eindrittel der Wiese und hatte mehrere Wurzeln, die aus der Erde gewachsen kamen. Er sah aus wie eine große Schlange, die immer wieder im Boden abtaucht und danach wieder erscheint. Einige Kinder versuchten, die dicken Stämme hinauf zuklettern, was sich nicht gerade als leicht herausstellte. Hätte ich jetzt keinen Gibs, wäre ich sofort hingelaufen und hätte es auch versucht, aber das hätte sich ja jetzt auch erledigt.

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