Kapitel 12

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"Das Leid brachte die stärksten Seelen hervor. Die aller stärksten Charaktere sind mit Narben übersäht."

-Khalil  Gibran


Zwei Tage sind vergangen, seit ich im Wald war und mit dem geheimnisvollen Mann gegessen habe. Ich musste die ganze Zeit über diese Situation nachdenken. Wie wir schweigend nebeneinander gesessen und gegessen haben. Es war schön, trotz dieser Stille und der leichten Anspannung, welche zugegebener Maßen von beiden Seiten gekommen ist, war es ein schöner Moment, bis wir gestört wurden. Ich bin immer noch verwirrt wegen dem, was der Mann gesagt hat und wegen seinen Andeutungen. Mir ist es irgendwie unangenehm, dass er denkt zwischen uns läuft etwas. Ich muss unbedingt rausfinden wer die zwei Männer sind.

Kleine Stöcke zerbrechen unter meinen Füßen, während ich gemütlich durch den Wald laufe und ab und zu ein Bild schieße. Ich komme der Hütte immer näher, was mich immer nervöser werden lässt. Wird er da sein? Oder treffe ich wieder auf eine leere Hütte? Was soll ich sagen, wenn er da ist? Wird er mir überhaupt antworten? Tausende solcher Fragen schwirren in meinem Kopf herum und ich weiß auf keine eine Antwort. Ich betrete den Weg zur Hütte und verlangsame meine Schritte. Ich sehe eine Person die direkt neben der Hütte lange Holzplatten stapelt. Ich gehe langsam auf den, mir immer noch unbekannten, Mann zu und versuche so leise wie möglich zu sein.

„Ich weiß, dass du hier bist."

Geschockt, nicht damit rechnend, dass er bemerkt hat, dass ich hier bin, taumle ich über ein Stock und falle hin.

„Verdammt!" stöhne ich.

Schmerzvoll richte ich mich wieder auf und schau zu dem Unbekannten auf. Dieser sieht noch nicht mal in meine Richtung und macht seine Arbeit weiter. Genervt richte ich mich vollkommen auf und starre in seine Richtung.

„Wie heißt du?"

Er ignoriert mich. Ich gehe auf ihn zu, bis ich direkt hinter ihm stehe.

„Wie ist dein Name?"

Ich meine Stimme ist laut und bestimmt. Ich will verdammt nochmal endlich wissen wer er ist, wen ich immer mitten im Wald aufsuche und wer die ganze Zeit in meinen Gedanken herumirrt. Ich höre ihn schwer ein und ausatmen.

„Das geht dich ein feuchten Dreck an. Wie oft soll ich dir noch sagen dass du mich in Ruhe lassen sollst. Also verschwinde endlich."

Seine Stimme klningt wütend, wie immer, aber ich lasse mich davon nicht beirren.

„Ich möchte endlich wissen wie du heißt! Vorher werde ich nicht gehen."

Genervt atmet er aus und dreht sich langsam zu mir um, darauf bedacht sein Gesicht versteckt zu halten.

„James. Und jetzt verschwinde."

Ich sehe in misstrauisch an.

„Das glaub ich dir nicht."

„Nicht mein Problem. Und jetzt verschwinde."

Ich blicke wütend in seine Richtung, fest entschlossen hier zu bleiben.

„Nein, ich denke ich bleibe doch noch eine Weile." Er schnaubt genervt und zieht sich seine Handschuhe aus. Dabei rutscht sein linker Ärmel ein wenig nach oben und ich erhasche einen kurzen Blick auf seinen Arm. Eine dunkle Narbe sticht mir ins Auge. Geschockt starre ich auf seinen Arm, selbst dann noch, als der Ärmel schon längst wieder runtergerutscht ist. „Hast du ein Gespenst gesehen? Warum guckst du denn so?" Ich erwache aus meiner Starre und spüre wie mein ganzes Blut in meinen Kopf schießt. Er wartet anascheind keine antwort mehr von mir, schüttelt deswegen einfach nur genervt seinen Kopf und dreht sich wieder von mir weg. Er scheint anscheind nicht bemerkt zu haben, dass sein Arm für einen kurzen Moment entblößt war. Wer weiß wie er reagieren würde, wenn er wüsste, dass ich seine Narbe gesehen habe. Welche er eindeutig vor der außenwelt versteckt.


Raindrops on Roses #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt