Kapitel 7

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"In die Bresche springen, auch wenn dort ein Fettnäpfchen steht...?"

-Oliver Tietze



Ich habe mir lange Gedanken über die letzte Nacht gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass mir die Person nichts böses wollte, als sie mich ausgezogen hat. Ich habe mich wieder richtig erinnert, dass es, als ich kurz wach war, wie aus Eimern geschüttet hat und ich schon bis auf die Knochen durchgeweicht war. Der Unbekannte wollte mich bloß vor einer Erkältung und Unterkühlung retten, ich weiß es zwar nicht sicher, aber ich rede es mir ein, schließlich ist die Erklärung ja auch am naheliegendem. Mir ist es zwar verdammt unangenehm und peinlich, dass der unbekannte Mann mich nackt gesehen hat, bin ihm jedoch trotzdem dankbar, denn mit einer Unterkühlung oder eine Lungenentzündung oder was auch immer ich bekommen hätte ,wenn ich die ganze Nacht in den nassen Sachen geblieben wäre, ist kein bisschen zu spaßen. Heute Nachmittag will Mel kommen und da ich nicht wie lange sie bleiben will, werde ich erst morgen zurück zu der Hütte gehen. Ich muss meinen Retter unbedingt sehen, dieses mal bin ich mir auch sicher, dass er da sein wird, oder wenigstens in der Nähe. Der Reisetasche, welchen ich vorhin in der Hütte gesehen habe, lässt mich vermuten, dass er ein paar Tage fort war und ich deshalb vergeblich gewartet habe. Ich hoffe nur, ich habe mit meiner Vermutung recht. Aber jetzt muss ich mich erstmal um Mel kümmern, sie müsste gleich kommen. Wie aufs Stichwort ertönt die Klingel.

„Hallo, da bin ich." Sie stockt und mustert mich genauer. „Gott, Rose, siehst du scheiße aus. Als hättest du im Wald geschlafen."

Wenn du nur wüsstest, Melanie.

„Komm doch erstmal richtig rein und erzähl wie dein fasten läuft."

Ich ziehe sie am Arm herein und schleife sie mit in den Garten.

„Möchtest du was trinken?" Sie sieht zu mir auf und grinst mich frech an. „Nein, aber ich könnte was zu essen vertragen."

Ich verdrehe die Augen, diese Frau, immer am essen. Ich gehe wieder ins Haus und schnappe mir für mich ein Wasser und für uns beide Mel's Lieblingsschokolade.

„Danke, du bist ein Schatz." Sie stürzt sich sofort auf die Schokolade, manchmal benimmt sie sich echt wie ein Kind.

„Also dein fasten? Wie klappt es?"

„Bin bis jetzt noch keinem Typen begegnet, zum Glück."

„Wie geht denn das?" Frage ich lachend. „Hast du dich in deiner Wohnung eingesperrt?"

Mel sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wirklich sehr lustig, Rose. Nein, ich habe meine Schicht getauscht und habe im Lager gearbeitet und jetzt habe ich erstmal zwei Wochen Urlaub, deswegen wollte ich dich auch unbedingt heute nochmal treffen. Ich fahre morgen früh los zu meinen Eltern, meine Mutter hat Geburtstag und somit hab ich sozusagen gar keine andere Wahl, meinen Urlaub woanders zu machen. Aber vielleicht ist das ja auch ganz gut so, ich meine, da gibt es keine gutaussehenden Männer die nicht mit mir Verwand sind. Somit kann ich auch nicht schwach werden."

Und schon wieder redet sie wie ein Wasserfall.

„Weil ich morgen so früh aufstehen muss, gehe ich auch gleich wieder. Ich wollte nur fragen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Aber so wie du aussiehst geht's dir nicht gut, oder?"

Oh, meine liebste Freundin lässt mich auch mal zu Wort kommen.

„Mel, mir geht's gut, mach dir keine Sorgen und genieße deinen Urlaub, ohne die ganzen Typen. Ich wünsch dir ganz viel Spaß. Außerdem finde ich auch, dass du langsam heim solltest, wenn du morgen so früh los willst."

Sie sieht mich gespielt beleidigt an.

„Du willst mich los werden, hab ich recht? Du hast glück, dass du meine beste Freundin bist und ich einfach nicht sauer auf dich sein kann."

Ich lache und laufe Mel hinterher, die schon auf dem Weg zur Haustür ist.

„Fahr vorsichtig und hab viel spaß."

Ich schließe sie in eine Umarmung.

„Danke." Sie löst sich und sieht in Richtung Wald, während sie mit mir spricht. „Pass du auch auf dich auf."

Sie meint den Wald, das Monster , an welches sie auch glaubt. „Melanie, du weißt was ich davon halte, du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen." Ich werde ihr lieber nichts davon erzählen , was ich im Wald erlebt habe. Ich glaube, das ist für alle besser so. „Tschüss." Mel winkt mir von ein paar Metern Entfernung noch mal zu. Ich winke lächelnd zurück und schließe dann die Tür.


Raindrops on Roses #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt