Kapitel 14

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"Damit sich Liebe ereignen kann, muß der Verstand mit seinen Bewertungen still werden. Das ist das Problem für die meisten Menschen: sie werden vom Verstand beherrscht, der sie versklavt und nicht zur Ruhe und Offenheit kommen läßt."

-Peter Lauster

"Ich hoffe Eistee ist in Ordnung."

"Eistee ist gut."

Er hältmir den Bescher entgegen und ich nehme ihn an.

"Danke."

"Kein Problem."

Es herrscht eine angenehme Stille, bis ich sieunterbreche.

"Musst du hier heute noch was arbeiten?"

"Warum?"

Seine Stimme klingt nicht abweisend, wie sonst immer, sie klingt ehermisstrauisch.

"Ich hab gedacht du kennst dich hier im Wald bestimmtgut aus und du könntest mir vielleicht ein paar schöne Stellenzeigen."

Er schnaubt.

"Du gibst wohl nie auf, oder?"

Ich zuckemit den Schultern und lächle sanft.

"Scheint so."

Er steht auf,nimmt unsere, in zwischen leere, Gläser in die Hand und geht mitihnen in die Hütte. Kurz darauf kommt er wieder und stellt sicherwartungsvoll vor mich. Ich sehe ihn fragend an, nicht wissend waser jetzt von mir will.

"Soll ich dir jetzt ein paar Plätzezeigen oder nicht?"

Überrascht schaue ich ihn an. Ich hättenie im Leben gedacht, dass er sich darauf einlässt und dann auchnoch so schnell, ohne, dass ich ihn groß darum bitten muss.

"Ich hätte nicht gedacht, dass dich darauf einlässt."

Sage ichlächelnd, stehe jetzt genau vor ihm, was ihn dazu bringt seineKapuze noch tiefer ins Gesicht zu ziehen.

"Ich bin immer malwieder für eine Überraschung gut."

Er dreht sich um und ichfolge ihm.

-

"Hiergibt's wirklich sehr viele schöne Plätze."

Gerade kommen wir aneiner wunderschönen Lichtung an, die gerade von der Mittagssonnehell erleuchtet wird.

"Aber ich bezweifle stark, dass ich mirdie ganzen Wege so schnell merken kann."

Ich habe diesen Waldunterschätzt, es ist wie in einem Irrgarten. Aber all kleineAbzweigungen die zu den schönsten Stellen führen.

"Sokompliziert ist es eigentlich gar nicht."

Statt zu antwortenlächle ich ihn einfach nur an und lege mich auf das weiche Gras derLichtung. Ich klopfe neben mich damit er sich zu mir lenkt. Was erohne zu murren auch macht. Heute ist er viel Gesprächiger, ich hoffedas bleibt so. Ich will nicht, dass er sich morgen wieder komplett vormir verschließt. Sein raues Lachen, reißt mich aus meinen Gedanken.

"Was ist?"

"Ich habe nur gerade darüber nachgedachtwie leichtsinnig du bist. Ich meine es ist schon dumm genug zu mirnach Hause zu kommen. Aber mit mir durch den Wald zu laufen,vollkommen alleine und orientierungslos ist wirklich verdammtdämlich."

Er lacht wieder. Er lacht über mich. Ich schweige,ich bin zu verletzt als dass ich jetzt was sagen könnte. Ich vertraueihm, nein, ich versuche ihm zu vertrauen und er macht sich deswegen über mich lustig.

"Hast du denn gar keine Angst?"

SeineStimme klingt kalt, jedoch höre ich auch eine Spur Neugierdeheraus.

"Warum sollte ich Angst haben?"

Meine Stimme istmonoton.

"Ich bin ein schlechter Mensch, schon vergessen?"

Er spielt auf die Gerüchte im Dorf an.

"Tut mir leid, das mussmir entgangen sein."

Er soll nicht denken, dass ich Wert auf dieganzen Gerüchte lege. Ich lächle ihn an und nehme seine Hand. Erlässt sich von mir hochziehen, löst seine Hand aber wieder sofortvon meiner.

"Willst du wieder zurück?"

Eigentlich möchteich noch hier bleiben, aber wie sagt man 'Wenn es am schönsten ist,soll man gehen.'

"Ja lass uns gehen."

Schweigend gehe ichneben ihm her und versuche mir den weg einzuprägen.

"Tu mireinen gefallen und komm morgen bitte nicht vorbei."

Wie bitte?Was soll denn das?

"Warum?"

"Das ist egal."

Ichwill jetzt nicht gehen, wenn er von mir verlangt mich morgen nichthier blicken zu lassen. Er hat sich heute geöffnet, ich will nicht,dass er sich sofort wieder verschließt.

"Einverstanden. Ich komme morgen nicht vorbei, wenn du heute Abend zu mir zum Essenkommst."

Ich bin heute wirklich ziemlich mutig. Der Schusskönnte auch nach hinten los gehen und dann ist alles wieder aufAnfang. Verdammt! Das ist das letzte was ich will. Hoffentlich habich jetzt nicht alles ruiniert weil ich wieder so aufdringlich unddrangen bin. Er stöhnt genervt auf. Scheiße, ein schlechtesZeichen.

"Um wie viel Uhr soll ich da sein?"

Raindrops on Roses #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt