Why me? || Lukay

28.

Pov. Luca

Genau in diesem Moment schien mein Körper wieder die Macht zu erlangen, die er eigentlich besaß, weshalb ich Noah im nächsten Augenblick mit aller Kraft von mir schubste.
Ich wusste, dass er nicht lange brauchen würde um sich wieder zu fangen, weshalb ich den Schockmoment nutze, mich von der Wand abstieß und gefühlt um mein Leben rannte.
Ohne wirklich darüber nachzudenken wohin ich eigentlich lief, bog ich in einen anderen Gang ein, einfach nur um so schnell es ging von diesem Ort zu verschwinden.
Es brauchte hohe Konzentration, um nicht gegen jeden einzelnen Schüler zu stoßen, welcher mir entgegen kam.

Als mir nach einer Weile die Puste ausging, lehnte ich mich ausgepowert gegen die Spinde, welche an der Wand angebracht waren und musste damit kämpfen, nicht an meiner versagenden Lunge zu verrecken.

Da ich Noah weit und breit nicht sehen konnte, fiel es mir deutlich einfacher mich zu beruhigen und entspannt durchatmen zu können.

Was zur Hölle ist gerade passiert..

"Luca?" dröhnte plötzlich eine weibliche Stimme von der Seite an mein Ohr.

Ich wandte meinen Kopf in die besagte Richtung, aus welcher die Stimme kam, als ich plötzlich Ali erkannte, die mich verwirrt musterte.

"Ali!" rief ich glücklich auf und nahm sie aus Reflex in den Arm, was diese leicht überrumpelt, allerdings trotzdem lachend erwiderte.

"Ja, ich lebe. Dachtest wohl ich sei drauf gegangen, was?" kam es von ihr, woraufhin ich mich lachend aus der Umarmung löste.

"Wenn du einfach spurlos verschwindest? Was wundert dich das dann noch?" scherzte ich vor mich hin und war einfach nur überglücklich, dass es der Blondine gut ging.

Wenn ich ehrlich sein soll hab ich mir echt den größten Bullshit ausgemalt, der mit ihr hätte passieren können und deshalb eben Grund war, warum sie plötzlich verschwand.
Ich dachte sogar daran, dass Sebastian da irgendwie mit drinnen hängt.
Und im Endeffekt war die Dumme einfach nur krank, wow.

Ali verdrehte lachend ihre Augen, woraufhin sie gerade anfangen wollte zu reden, als ich sie jedoch unterbrach.

"Bevor du jetzt irgendwas sagst: ich muss dir auch was sagen. Und glaub mir, meins ist viel wichtiger. Seit Montag muss ich schon mit dir darüber reden!" schoss es aus mir heraus, was mir einen verwirrten Blick von dem Mädchen vor mir verschaffte.

"Was ist denn bitte so wichtig?" hackte sie nach und zog eine Augenbraue hoch, woraufhin ich einmal tief Luft nahm, um mich psychisch darauf vorzubereiten, mit ihr darüber zu reden.

"Unser kleines Geheimnis.." fing ich an zu erzählen, wurde allerdings von ihr unterbrochen.

"Warte warte warte- was?? Du willst mir doch nicht gerade ernsthaft sagen, dass irgendwas mit diesem Geheimnis ist?" ratterte sie aufgebracht runter, was mich leicht zum nicken brachte.

Ali's Kinnlade klappte auf und sie sah mich fassungslos an, bis sie mich plötzlich am Arm packte und mich hinter ihr herzog, bis wir in einem leeren Gang ankamen.

Schon das zweite Mal, dass mich Heute jemand in einen leeren Gang zieht.
Neuer Rekord.

"WAS ist bitte damit?" zischte Ali leise.

Ich schluckte den Klos in meinem Hals hinunter und fuhr mir durch die Haare.

"Also.. es kann halt gut sein, dass Seppl davon weiß.." murmelte ich kleinlaut hervor.

"WAS?!" schrie Ali plötzlich, als ich ihr die Hand auf den Mund presste.

"Vielleicht noch ein BISSCHEN lauter, damit's auch die am anderen Ende der Schule hören?" zischte nun ich sie an und nahm daraufhin meine Hand von ihrem Mund.

Ali raufte sich ihre blonden Haare und blickte fassungslos in der Gegend umher.

"Wie zur Hölle konnte der das erfahren?? Wie? Hast du's ihm erzählt?" rief sie aufgebracht und sah mich fest an.
Ich schüttelte energisch den Kopf.

"Wie kannst du bitte glauben, dass ICH ihm das erzählen würde?? Seh ich aus, als wär ich irgendwie komplett behindert?" fragte ich empört nach, als Ali lediglich leise seufzte.

"Ich.. verdammt Luca.. hat er irgendwas dazu gesagt?" murmelte sie nun deutlich leiser und sah mich aus verzweifelten Augen an.

"Er meinte, er würde es vorerst für sich behalten.." erklärte ich ruhig und ließ den entscheidenden Punkt aus, dass ich dafür verantwortlich war, dass er es nicht ausplaudern würde.

Ali nahm einen tiefen Atemzug und wollte gerade was erwidern, als plötzlich hinter uns mehrere weibliche Stimmen ihren Namen riefen, wobei es sich dann anscheinend um ihre Freundinnen handelte.

"Ehh.." stammelte sie überfordert vor sich hin, ".. ok. Wir reden später nochmal darüber, Luca. Ich muss jetzt geh'n. Wir seh'n uns!"

Mit diesen Worten eilte sie an mir vorbei und schloss sich ihren Freundinnen an, woraufhin sie alle zusammen in der Menge an Schülern verschwanden.

Na ganz toll.
Ali hat jedenfalls nicht so gewirkt, als hätte sie eine Ahnung davon, was hier abging.
Aber wenn Seppl es nicht von mir wusste..
Und auch nicht von Ali..
Woher weiß er es denn bitte dann??
Hat Ali es einer Freundin erzählt, welche Kontakt zu Seppl hat?
Naja
Geheimnis hin oder her
Ich muss zu ihm und ihm die Aktion von Noah erzählen!
Das wird ihn bestimmt nicht freuen..

Aufgeregt eilte ich aus dem Gang und dachte darüber nach wo Seppl jetzt sein könnte, bis mir der Schulhof in den Sinn kam.
Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg, bis ich bei der Eingangstür unserer Schule ankam und diese aufdrückte.
Die frische Luft umhüllte mich schlagartig, als ich einige Schritte auf den Schulhof hinaus ging.

Gerade als ich mich umsehen wollte, wurde ich am Handgelenk gepackt und zu einer Ecke des Schulgebäudes gezogen.
Plötzlich erkannte ich, um wen es sich bei meinem Entführer handelte:
Noah!

"Lass mich los man! Ich wi-"

"Halt die Klappe, ich tu dir doch garnicht's!" unterbrach er mich genervt und blieb an einem Punkt des Schulhofs stehen.

"Ich will dir lediglich was zeigen." fügte er noch hinzu und hatte den Blick in eine bestimmte Richtung gedreht, woraufhin ich auch in diese Richtung blickte.

Und plötzlich sah ich ihn.
Gegen die Wand gedrückt.
Mit einem Mädchen.
Küssend.

Seppl..

"W-was.." stammelte ich kleinlaut hervor und konnte meinen eigenen Augen nicht trauen.

"Irgendwie dachte ich mir, du solltest es wissen. Er spielt sich nur mit dir. Du bist ihm nicht wichtig, okay? Du bist lediglich einer von vielen. Ein Gegenstand, das bist du für ihn. Begreifst du's? Er will nichts anderes von dir als dich flachlegen zu können." sprach Noah mir zu und hatte mich fest im Blick, was ich aus dem Augenwinkel erkennen konnte.

Langsam hatte ich das Gefühl, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten, mit jeder Sekunde in welcher ich Sebastian länger dabei zusah, wie er dieses Mädchen küsste.

"Aber hey, sieh's positiv. Immerhin kennst du jetzt mich. Und ich würde dich nicht wie einen Gegenstand behandeln.." hauchte Noah mir zu.

Gerade als ich etwas erwidern wollte, konnte ich sehen, wie sich Sebastian von diesem Mädl löste, sie ihm was zusteckte und das Mädchen kurz darauf hinter der nächsten Ecke verschwand.

Und dann traf sein Blick auf mich.