35. [Lesenacht]

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Pov Luca

„Ich hab dir wohl noch nicht offensichtlich genug gezeigt, dass du ihn nichtmehr angreifen sollst." kam es ruhig von Seppl, obwohl seine tiefe Stimme ziemlich bedrohlich klang.

Noah ließ mich los und wandte sich Sebastian zu, bis die beiden sich genau gegenüber standen.
Ihre Blicke kreuzten sich mehrmals und das Funkeln in ihren Augen war nicht zu übersehen. Seppl überragte Noah um einige Zentimeter und ließ sich an seiner Mimik nicht anmerken, was ihm in diesem Moment wohl durch den Kopf ging.
Sein eiskalter und gleichzeitig einschüchternder Blick jagte sogar mir als Außenstehendem einen Schauer über den Rücken, da will ich nicht wissen, wie es Noah wohl in diesem Moment ging.

„Ich werd mir von dir Wichser nichts mehr vorschreiben lassen" , fing Noah an. „Was du gesagt hast juckt mich nen schei-"

„Große Fresse aber nichts dahinter." kam es unbeeindruckt von Seppl, womit er Noah immer weiter zur Weißglut brachte.

Im selben Moment holte Noah plötzlich zum Schlag aus - und verfehlte.
Mit einer absoluten Gelassenheit griff Seppl im nächsten Augenblick nach Noahs Handgelenk und verdrehte ihm den Arm hinter dem Rücken, was Noah einmal schmerzerfüllt aufschreien ließ.
Mit einer geschickten Bewegung landete Noah mit dem Gesicht voraus auf dem Boden, während Seppl immer noch Noahs Arme hinter seinem Rücken verdreht hielt und den einen Arm immer weiter nach oben drückte.

„Anscheinend muss ich dich echt endgültig ins Krankenhaus verfrachten, bis du Spast aus deinen Fehlern lernst." sagte Seppl verbittert, während er Noahs Arm langsam aber sicher weiter nach oben drückte, bis der Arm eine ungesunde Position eingenommen hatte.

Noah krallte sich vor Schmerzen im Gras fest und versuchte sich zu wehren, doch keine Chance.

„DU BRICHST MIR DEN ARM!" schrie dieser halb wütend, halb Panisch.

„Genau das hab ich vor." kam es eiskalt von Seppl, als er Noahs Arm ruckartig ein Stück höher drückte und dem Betroffenen wieder einen schmerzerfüllten Schrei entlockte.

„Allerdings lass ich dich jetzt ein letztes Mal gehen." fügte Seppl unerwartet hinzu und ließ im nächsten Moment von Noah ab, welcher sich schmerzerfüllt und wimmernd auf dem Boden krümmte und seinen Arm fest hielt.

Ohne dem Verletzten weitere Aufmerksamkeit zu schenken, kam Seppl auf mich zu, packte mich am Arm und zog mich hinter sich her.

Ich wusste, dass das passieren würde.
Er ist wütend, weil ich mich mit Noah getroffen hab.
Er wird sich jetzt wiedermal so richtig aufregen und mich als den Vollidioten darstellen.

Nach einem kurzen Spaziergang, der von Stille geprägt war, kamen wir vor seinem Haus an.
Seppl sperrte die Tür auf und scheuchte mich regelrecht in das Innere des Anwesens, als er die Tür hinter uns zu machte und mich abermals durch die Gegend schubste, bis wir im Endeffekt im Wohnzimmer ankamen und uns gegenüber standen.

Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte mich wütend an.
„Weißt du eigentlich überhaupt was passiert wäre mit dir, wär ich nicht in dem Moment von einem Kollegen zurück gekommen und hätte euch zufälligerweise in diesem Park gesehen?" kam es von meinem Gegenüber, welcher einen scharfen Unterton in der Stimme hatte.

„Ich.. will's mir nicht vorstellen." stammelte ich kleinlaut und wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen.

„Natürlich. Wie hätte es auch anders sein können. Hauptsache ich helf dir jedes Mal aus der Patsche und du Vollidiot reitest dich jedes Mal aufs Neue rein. Irgendwann hab ich auch keinen Bock mehr darauf dein persönlicher Bodyguard zu sein und dann juckt's mich nichtmehr, was mit dir passiert." spuckte er eiskalt aus, was mir den endgültigen Rest gab und dazu führte, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten.

„Warum tust du das..?" sagte ich kleinlaut und versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch keine Chance.

Seppl musterte mich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck.
„Warum tu ich was?" hörte ich ihn daraufhin sagen.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, wischte mir die Tränen aus den Augen und sah zu ihm auf.
Unsere Blicke kreuzten sich.
Seiner, welcher mich immer noch wütend anstarrte und mein Blick, welche verletzter nich hätte sein können.

„Wie kannst du einerseits die Perfektion eines Typen verkörpern und dann andererseits der Teufel persönlich sein? Manchmal, da kann ich kaum drauf klar kommen wie toll du bist und dann gibt es Momente wie diese, wo ich mein komplettes Leben in Frage stellen könnte.
Aber hey, dir kann's ja egal sein..
Immerhin kannst du ja tun und lassen was du möchtest, und ich werde immer noch damit klar kommen, weil ich Vollidiot mich in dich verliebt hab und diese bescheuerten Gefühle einfach nichtmehr weg gehen wollen..
Naja, man kann nunmal die Gefühle die man für jemanden empfindet nicht einfach abstellen." wisperte ich mit einer gebrochenen Stimme.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und strich mir abermals die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Ich zumindest kann das nicht. Und glaub mir, es gäbe im Moment nichts anderes, was ich mir mehr wünschen würde, als diese Gefühle einfach abstellen zu können. Doch ich kann's nicht. Also tut's mir echt leid, aber ich versteh einfach nicht, wie du mir im ersten Moment das Gefühl geben kannst, dass du mich auch mögen würdest, nur um mich im nächsten Augenblick wieder fallen zu lassen." vollendete ich meine Rede und senkte den Blick daraufhin wieder.

Leise konnte ich wahrnehmen, wie Seppl einen tiefen Atemzug nahm und sich meine Worte anscheinend nochmal durch den Kopf gehen ließ. In diesem Moment hatte ich erwartet, dass er mich wiedermal für meine vorlaute Fresse in irgendeiner Hinsicht erniedrigen würde, doch es kam alles ganz anders, als ich erwartet hätte..

Why me? || Lukay Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt