37. [Lesenacht]

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Pov. Luca

„Ist der Pulli neu, Luca?" drang Max Stimme plötzlich zu mir durch und ließ mich aufschauen.

„Hm?" fragte ich verwirrt nach, da ich die Frage aufgrund meiner Tagträumerei nicht richtig verstanden hatte.

Ein Lacher meines besten Freundes erklang und ließ mich auch gleichzeitig leicht Schmunzeln.

„Ob der Pulli neu ist, wollte ich wissen." wiederholte er seine Frage und warf mir einen belustigten Blick zu.

Oh.
Ne, der gehört eigentlich nur Seppl.

"Ehh.. ja. Ist gestern angekommen." log ich überzeugend und ließ mir nichts anmerken.

Ich stand gerade neben meinen besten Freunden auf unserem üblichen Platz des Schulhofes. Jana lehnte an Max' Schulter und beobachtete das Gespräch, während Chris und Jonah sich aufgebracht über den neuen Chemie Lehrer unterhielten.
Anscheinend soll der ziemlich streng sein, was ich allerdings noch nicht beurteilen konnte, da ich noch keine Stunde bei ihm hatte.

Die Pausenklingel riss uns aus unserem Gespräch und führte dazu, dass wir uns alle beinahe zeitgleich in Bewegung setzten.
Als wir kurz darauf im Schulgebäude angekommen waren, trennten sich unsere Wege auch schon und jeder machte sich auf, um in seinen eigenen Kurs zu kommen.
Mein Weg führte mich an den Spinden vorbei, wo ich einen kurzen Zwischenstopp machte um mir eines der Bücher aus meinem Spind raus zu holen, als sich plötzlich eine Person neben mich lehnte.

Ein kurzer Blick verriet mir, dass es sich um niemanden geringeren als Seppl handelte, welcher mich amüsiert musterte.

„Ist das mein Hoodie?" hörte ich ihn leicht lachend sagen, bevor er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte.

„Vielleicht?" gab ich als Antwort zurück und ließ die Spindtür zufallen, bevor ich mich ihm zuwandte.

„Hast du das Wochenende eigentlich Zeit?" fragte ich interessiert nach, woraufhin mein Gegenüber allerdings kurz den Kopf schüttelte.

„Ich geh mit meinen Jungs feiern. Tut mir leid, Kleiner." meinte er knapp und sah mich entschuldigend an, woraufhin ich lediglich verständnisvoll nickte.

„Is schon okay. Dann halt nächstes Wochenende." gab ich von mir ließ mir die Enttäuschung hoffentlich nicht anmerken.

Wir unterhielten uns noch einen kurzen Moment lang, bis Seppl auch schon einwilligte, dass er mich noch zu meinem Kursraum begleiten würde, bevor er sich auf den Weg zu seinem machte.

Langsam gingen wir nebeneinander her und machten uns auf, um zu meinem Raum zu gelangen.
Seppl erzählte mir währenddessen, dass sein Vater die fremde Frau heute am frühen Morgen aus dem Haus geschmissen habe und kurz darauf selbst verschwand, woraufhin ich mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen konnte.

Als wir nach kurzer Zeit vor dem Kursraum ankamen, standen wir uns noch einen Moment lang gegenüber und sahen uns einfach nur an.

„Bekomm ich den Pulli eigentlich noch wieder?" fragte mein Gegenüber amüsiert nach, woraufhin ich einfach nur den Kopf schüttelte.

„Steht mir eh viel besser als dir." gab ich schmunzelnd als Antwort zurück und ließ ihn einfach alleine auf dem Gang stehen.

*

Die letzte Stunde ging quälend langsam vorbei, als mich die rettende Klingel letztendlich doch aus dieser Hölle befreien konnte. Jana, welche neben mir saß, da wir zusammen Chemie hatten, sprang gefühlt genauso schnell wie ich auf und stopfte alle ihre Sachen in ihre Tasche, bevor wir eilig aus dem Raum stürmten.

ENDLICH WOCHENENDE.
HALLELUJA.

Gelassen machten wir uns auf den Weg, um zum Ausgang der Schule zu gelangen.

„Du und Sebastian also?" hörte ich ihre Stimme neben mir ertönen, was gefolgt wurde von einem breiten Grinsen.

„Ich und Sebastian also." gab ich als Antwort zurück und konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

„Hat sich das so schnell rum gesprochen?" fügte ich noch hinzu und richtete den Blick auf die Gänge vor mir.

„Nunjaaa.." fing Jana an "Ich habs in der zweiten Stunde mitbekommen, so wie der Rest meines Kurses."

Ich konnte nur belustigt die Augen verdrehen.

Wie es immer wieder ein großes Thema ist, wenn Sebastian einen neuen Partner hat.
Das spricht sich jedes Mal an einem Tag herum und bleibt für gefühlte Wochen das Gesprächsthema Nummer 1.
Schlimm.

Auf dem Schulgelände angekommen konnte ich es gerade noch so erblicken, wie Seppl mit seinen Freunden zusammen lachend den Schulhof verließ.
Von ihm würde ich wahrscheinlich die nächsten Tage rein gar nichts mehr zu hören bekommen, da er höchst wahrscheinlich zu beschäftigt mit Alkohol und Feiern sein wird.

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass sich mein Freund dieses Wochenende schön die Kante geben würde, während ich zuhause hocken durfte, in der Hoffnung, dass alles okay bei ihm sei.
Aber hey, das ist doch irgendwie auch Teil einer Beziehung, oder?
Na gut, wir haben es noch nicht öffentlich voreinander erwähnt, dass wir ein Paar seien, doch irgendwie schien bereits jeder andere davon Wind bekommen zu haben und uns als ein Paar anzusehen, weshalb ich vermutete, dass auch Seppl der Meinung war, ich wäre sein Freund.
Und wie gesagt.
Gehören solche Kapitel nicht auch zu einer richtigen Beziehung dazu?
Sich Sorgen zu machen um den jeweils anderen, sich gegenseitig zu vertrauen und auch nach einer kranken Partynacht für einander da zu sein?

Das einzige, was mir im Moment durch den Kopf ging, war der Gedanke, dass hoffentlich nichts schlechtes dieses Wochenende passieren würde.
Ich wollte mir nicht ausmalen, wie Sebastian drauf war, wenn er unter Alkoholeinfluss stand.

Ach komm Luca.
Du machst dir wiedermal viel zu viele Gedanken um nichts.
Als wäre es das erste Mal, dass Seppl mit seinen Freunden saufen geht.
Das ist wahrscheinlich schon Alltag in seinem Leben, also bitte.
Überstürz doch nicht schon wieder alles..

Irgendwie konnte ich es tatsächlich schaffen, mich selbst durch meine eigenen Gedanken zu beruhigen und ließ zufrieden ein leichtes Lächeln über meine Lippen gleiten.

Dass das Leben allerdings für Seppl und mich an diesem Wochenende einen großen Schicksalsschlag eingeplant hatte, das hätte natürlich in diesem Moment niemand auch nur ansatzweise erahnen können.

Why me? || Lukay Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt