4. Kampfclubs, Pubs und neue Freunde

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Nach circa 750 Metern sind wir am Ziel, meint zumindest Jacob. Wir sind in einer kleinen Gasse neben Eisenbahngleisen. Es gibt nicht viel zu sehen hier, aber eine große Holztür zieht meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Jacob und ich gehen geradewegs darauf zu. "Jetzt zeige ich dir mal eine andere Seite von London", sagt Jacob mit einem großen grinsen auf seinem Gesicht, während er die Tür für mich aufhält. Ich gehe hinein und stehe plötzlich mitten in einem Kampfclub. In der Mitte ist ein großer Ring, in dem sich gerade zwei Männer prügeln, um ihn herum sind Männer und sogar ein paar Frauen, die die zwei darin anfeuern. Es riecht nach Schweiß und ein wenig Blut, genau wie in den Kampfclubs in Amerika, nur mit dem Unterschied, dass dies hier ein wenig brutaler ist und Wetten abgeschlossen werden, wer gewinnt. Mittlerweile steht auch Jacob wieder neben mir und lächelt mich an. "Du konntest dich auf der Straße gut durchschlagen, aber wie wäre es hiermit?" Jetzt sieht er mich herausfordernd an, aber ich nehme sein Angebot an und ziehe mir meine Sachen, bis auf meine Hose und Bluse aus, bevor ich in den Ring springe. Und schon geht es los. Die erste Runde ist schnell vorbei, es waren nur drei Gegner. Auch die nächsten drei sind schneller vorbei als gedacht. Ich musste zwar auch ein paar Schläge einstecken, aber ich bin jetzt um 1250 Pfund reicher und habe mir einen neuen Ruf in dem Club geholt. Nach dem ich meine Sachen wieder an habe, gehe ich rüber zu Jacob. Sein blick ist einfach zu köstlich. Er sieht mich an als wäre ich ein Kind, das gerade eine Armee fertig gemacht hat. Ich fange an zu lachen und gebe ihm einen kleinen Ruck. "Ok, das war Unglaublich, Rose. Wo hast du denn das gelernt?" "Wir haben auch solche Clubs bei uns und ich habe mich manchmal Nachts dort reingeschlichen", sage ich mit einem Lächeln zu ihm. Er lacht und geht dann wieder Richtung Ausgang.
"Wo gehen wir denn jetzt hin?" "Ich will die ein paar Leute vorstellen." Ich nicke und laufe ihm hinterher. Nach ein paarmal abbiegen sind wir in einem der vielen Pubs hier in London. Die meisten Gäste darin sind Rooks. Als sie uns bemerken, kommen sie alle her und begrüßen ihren Anführer, indem sie ihm einen Krug voller Bier in die Hand drücken. "Hey Boss, wer ist denn Ihre Begleitung?", ruft plötzlich einer von ihnen. Alle sehen mich an und Jacob erklärt: "Das, meine Freunde, ist Rose Hill. Sie gehört jetzt zu den Assassinen hier, also behandelt sie mit dem selben Respekt, mit dem ihr mich behandelt." Und sofort wird mir auch ein Krug in die Hand gedrückt. Ich muss lachen und ein paar von ihnen ziehen mich zu einem der Tische im Pub, wo noch mehr Rooks sitzen. Mein Blick wandert zu Jacob, aber der lacht nur und dreht sich dann zu seinen Gangmitgliedern um. Es ist ein wundervoller Abend. Ich unterhalte mich mit den Rooks und trinke noch ein paar Bier, bevor Jacob zu mir und meinen neuen Freunden kommt und meint, dass wir gehen sollten. Ich sage allen auf Wiedersehen und sie winken mir zum Abschied.
Es ist inzwischen dunkel geworden und auf einer nahegelegenen Uhr sehe ich, dass es bereits fast Mitternacht ist. Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Bahnhof, der zum Glück nur eine Straße weiter ist. Der Zug ist schon dort als wir hinkommen und wir springen sofort auf. Wir gehen beide lachend in das erste Abteil, aber sobald wir drinnen stehen vergeht uns das Lachen. Evie steht vor uns und sieht nicht gerade glücklich aus. "Was hast du dir nur dabei gedacht Jacob? Rose ist gerade mal einen Tag hier und du bringst sie schon in einen Kampfclub und ein Pub. Sie sollte dich suchen und zur Vernunft bringen und du schleppst sie in die schlechtesten Gegenden Londons!" Jacob ist ganz still und ich konnte sehen, dass er nicht wusste was er darauf sagen soll. Jetzt fiel Evies Blick auf mich. "Und du. Ich dachte du wärst vernünftiger als das. Du müsstest selber wissen das die Stadt von Templern nur so wimmelt. Und trotzdem rennst du hier überall einfach so herum?" Das machte mich wütend. Sie wusste genau wieso ich rausgegangen bin. Ok, ich hätte nicht mit Jacob mitgehen müssen, aber ich bin eine erwachsene Frau und werde doch wohl selber entscheiden dürfen, was ich mache. "Du hast mir nichts vor zu schreiben, ok? Ich kam hier her, um euch zu helfen und nicht dafür, dass ich in meinem Waggon sitze und nichts tue. Wäre ich nicht hier, wäre dein Bruder wahrscheinlich immer noch irgendwo in London unterwegs und würde Chaos anrichten. Also wenn es dir nicht passt, dass ich hier bin, dann sag es mir hier und jetzt!" Ihr blick verändert sich von wütend zu fast schon ängstlich und sie bekommt kein Wort heraus. "Das habe ich mir doch gedacht!", sage ich noch schnell, bevor ich Jacob am Ärmel nehme und ihn hinter mir in seinen Waggon ziehe. Dort angekommen, lasse ich Jacob einfach stehen und stürme weiter in meinen Waggon, wo ich hinter mir sofort die Tür verschließe. Ich ziehe meinen Ledermantel aus und lasse mich seufzend auf mein Bett fallen. Hoffentlich war ich nicht zu streng zu Evie. Sie sah sehr fertig aus und ich schreie sie einfach an. Vielleicht sollte ich einfach schlafen und auf morgen warten. Ich hoffe nur, dass sie nicht sauer auf mich sein wird, ich wüsste sonst nicht wissen was ich tun soll. Als ich schon fast schlafe, fällt mir plötzlich ein, dass ich mich gar nicht bei Jacob für den wundervollen Tag bedankt habe. Ich stehe auf, gehe zu meinem Schreibtisch und schreibe einen kleinen Danke Brief an ihn. Bevor ich mich wieder hin lege, stecke ich ihn noch schnell unter seiner Tür durch. Ich hoffe er liest ihn bevor er morgen weggeht.
Aber wie auch immer. Nach dem heutigen Tag habe ich mir erst einmal eine runde Schlaf verdient. Ich lege mich hin und schon nach wenigen Minuten schlafe ich tief wie ein Stein.

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