7. Verschwunden und gefunden

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Die Zeit verging schnell und schon wurde es dunkel und ich mache mich auf den Weg zum Pub. Ich bin immer noch sehr neugierig, was Jacob vorhat. Nach ein paar Minuten bin ich dort. Ich gehe hinein und werde sofort von den Rooks begrüßt, jedoch kann ich Jacob nirgendwo sehen. Die Rooks bitten mich wieder, dass ich mich zu ihnen setzte und das tue ich auch. "Was bringt Sie denn hier her, Miss Rose?", fragt einer der Rooks. "Ich warte auf Jacob. Er wollte sich hier mit mir treffen." Alle sehen mich plötzlich mit einem breiten Grinsen an und ich verdrehe nur meine Augen, da ich genau weiß, was sie denken. Ich unterhalte mich weiter mit meinen Freunden und trinke noch ein Bier. Es vergeht eine Stunde und Jacob ist immer noch nicht hier. Ich frage mich ober er unser Treffen vergessen hat oder ob etwas passiert ist. Meine mittlerweile beste Freundin unter den Rooks, Nancy, legt auf einmal ihre Hand auf meine Schulter und meint: "Ich sehe, du fragst dich wo Jacob bleibt. Er ist manchmal etwas eigen, vielleicht hat er sich einfach nur umentschieden und wollte dann doch nicht mehr kommen. Mach dir nichts draus." Ich sehe sie verständnisvoll an und bedanke mich bei ihr. Sie ist wirklich eine gute Freundin. Die Rooks laden mich auf noch eine Runde ein und danach gehe ich zurück zum Zug. Es ist kurz vor Mitternacht. Ich hatte wieder eine tolle Zeit in dem Pub und vergas auch ganz auf Jacob. Nach wenigen Minuten ist der Zug da und ich springe auf. Als ich in mein Abteil komme, will ich nichts mehr, als mich auf mein Bett zu schmeißen und zu schlafen und das tue ich auch.
Am nächsten Morgen gehe ich vor, in dem ersten Waggon und werde sofort von Evie mit einer Tasse Tee begrüßt und ich setze mich zu ihr. Nach kurzer Zeit frage ich jedoch: "Hast du Jacob irgendwo gesehen?" "Ich dachte er wäre gestern Abend mit dir im Pub gewesen?" "Ich auch, aber er kam nicht und ich dachte du hast ihn vielleicht heute Morgen gesehen." Wir sehen uns kurz ohne etwas zu sagen an, biss Evie kurz nachdenkt und dann meint: "Das passt gar nicht zu ihm. Er kommt sonst immer ins Pub, wenn er sich etwas mit jemandem ausmacht. Da lässt er sich von nichts aufhalten." Ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmt und jetzt habe ich sogar eine Bestätigung. "Ich gehe ihn suchen." Und bevor Evie antworten kann, bin ich auch schon weg. Hoffentlich hat er nichts ausgefressen. Ich fange an in Whitechapel nach ihm zu suchen, da das der Bezirk ist, in dem die meisten Rooks herumlaufen. Ich frage ein paar von ihnen, doch niemand hat Jacob gesehen und ich kann ihn hier auch nirgendwo finden. Er ist wahrscheinlich nicht in den vornehmen Bezirken, also suche ich in Southwark und Lambeth weiter. In Southwark bekomme ich wieder keinen Hinweis, aber in Lambeth sagt mir ein Rook, er habe ihn gestern Abend nach Devil's Acre fahren sehen. Ich folge der Spur und fahre dort hin. Zum Glück ist es Tag. Ich würde mich nämlich nicht Nachts dorthin trauen. Angeblich ist das der gefährlichste Ort in London und mit den vielen Blightern erst recht. Ich gehe die schlammigen Wege entlang und als ich zu einem Pub komme sehe ich Jacob blutend am Boden liegen. "Jacob! Was ist passiert?" Ich knie mich neben ihn und versuche ihn auf zu ziehen. Wir müssen hier schnell weg. Er hat eine Stichwunde am Bauch und ein blaues Auge. Mit der Hilfe von mir, schafft er es auf zu stehen. "Ich muss dich hier schnell wegbringen. Kannst du gehen?" Er nickt kaum merkbar und wir begeben uns langsam zu einer Kutsche. Jacob war in einem wirklich schlechten Zustand. Er ist vermutlich die ganze Nacht dort gelegen und hat eine Menge Blut verloren. Ich fahre so schnell es nur geht zum Zug. Dort angekommen springe ich von der Kutsche und laufe zu Evie. Ich würde Jacob nie im Leben alleine in den Zug bekommen. Wir tragen ihn beide so schnell es nur geht in den Zug, bevor er weiterfährt. Agnes McBean, eine Angestellte im Zug und Freundin der Frye Zwillinge, kommt sofort angerannt und macht den Boden frei, auf dem wir ihn ablegen. Sie meint, dass sie die Wunde nähen muss, also gehen Evie und ich vorerst in einen anderen Waggon. Ich kannte Jacob zwar erst seit ein paar Tagen, trotzdem kommen mir die Tränen bei diesem Anblick. Auch Evie muss weinen, obwohl sie sonst eigentlich eine sehr starke Frau ist. Aber es geht ja immerhin auch um ihren Bruder. Nach ein paar Minuten musste Evie aber los zu einer weiteren Mission mit Mr. Green, das heißt ich war nun ganz alleine.
Als Agnes aus dem Abteil vor mir kommt und mir die Erlaubnis gibt hinein zu gehen, stürme ich sofort hinein. Jacob liegt auf der kleinen Couch und scheint zu schlafen, vielleicht ist er aber auch bewusstlos, da er so viel Blut verloren hat. Es ist mir eigentlich auch egal, solange er wieder aufwacht. Ich knie mich neben die Couch und sehe ihn an. Er atmet ruhig und die Wunde ist sauber vernäht. Agnes hat wirklich gute Arbeit geleistet. Ich stehe noch einmal auf und hole ein Tuch mit kaltem Wasser, um sein Auge etwas zu kühlen. Danach setzte ich mich wieder neben ihn.
Vielleicht bin ja ich an allem schuld, immerhin war es der Abend an dem er sich mit mir treffen wollte. Ich weiß ich sollte mir für so etwas keine Schuld geben, aber ich kann nicht anders. Als er nicht ins Pub gekommen ist hätte ich gleich gehen und nach ihm suchen sollen, dann hätte ich es vielleicht verhindern können. Aber nein, ich muss ja im Pub sein und Spaß haben, anstatt mir Sorgen zu machen, wenn jemand nicht kommt. Nach einer Weile werde ich müde. Ob es wegen dem Nachdenken ist oder wegen der Suche nach Jacob, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich ihn nicht hier alleine lassen will, also lehne ich mich neben der Couch an die Wand und schlafe dort.

Londoner AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt