10. Die Wette

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Die nächsten Tage waren nicht sehr spannend. Ich hatte wieder ein paar Missionen mit Evie, Jacob wich ich eher aus. Ich weiß, dass ihm das nicht sehr gefällt. Immer wenn wir uns begegnen reden wir nicht viel und er hat immer einen etwas traurigen Blick. Vielleicht mag er mich ja mehr, als ich denke. Er tut mir auch irgendwie leid, wenn ich ihn so sehe. Ich sage mir selbst immer das ich nichts für ihn empfinde, aber ich glaube, da liege ich falsch. Es ist alles so verwirrend die letzten Tage. Wahrscheinlich sollte ich mal mit ihm reden, vielleicht finde ich ja auch heraus ob er etwas für mich fühlt.
Am nächsten Tag nehme ich mir vor nach Jacob zu suchen und mit ihm etwas zu unternehmen. Als ich ihn auf einem Dach finde, setze ich mich zu ihm. "Hey, was machst du hier oben." Ich sehe ihn mit einem Lächeln an und er schaut etwas verwirrt zurück. "Da unten ist eine Fabrik. Die Templer lassen unschuldige Kinder für sich arbeiten und die Blighter bewachen alles. Ich will sie befreien und den Blightern mal schön in den Hintern treten." "Ok, ich bin dabei." Jetzt sieht er mich noch verwirrter an. "Ich dachte du willst mich nicht in deiner Nähe haben seitdem das letztens passiert ist, also wieso der plötzliche Sinneswandel?" "Wir waren beide mehr als besoffen und haben überreagiert. Vor allem ich, deshalb will ich das jetzt wieder gut machen und weiter mit dir befreundet sein." Er nickt mir zu und wir überlegen uns einen Plan. Ich hole die Kinder raus, während er die Blighter ablenkt. Nach ein paar Minuten sind wir auch schon wieder fertig. "Wie wäre es, wenn wir wieder einmal miteinander in einen Kampfclub gehen?" Er lächelt mich an und wir machen uns auf den Weg. Während wir gehen, reden wir über unsere Missionen, die wir die letzten Tage gehabt haben. Wir sind uns beide einig, dass die Suche nach dem Edentuch langweilig ist und das Evie damit ganz schön nervt. Es ist schön, dass Jacob und ich uns wieder vertragen und miteinander lachen.
Als wir beim Kampfclub ankommen fragt er mich plötzlich: "Wie wäre es, mit einer kleinen Herausforderung?" Ich nicke und höre, was er vorhat. "Wir kämpfen gegeneinander. Der Gewinner darf sich etwas für den Verlierer ausdenken." Ich stimme sofort zu und nehme seine Herausforderung an. Ich meine, was habe ich denn schon zu verlieren und außerdem lasse ich mich nicht so leicht besiegen.
Wir steigen beide in den Ring und stellen uns gegenüber hin. Da ich weiß, dass Jacob nicht der schnellste am Anfang eines Kampes ist, nutzte ich die Chance und greife zuerst an. Ich treffe ihn perfekt in seine Seite und er zuckt kurz zusammen. Dieser Zustand hält jedoch nicht lange an und er beginnt sofort mit dem Gegenangriff. Es ist knapp, aber ich kann gerade noch so ausweichen. Dann setzt er zu einem Schlag an, der mich im Magen erwischt. Ich falle ein wenig zurück, aber sehe dabei eine neue Chance. Er steht nun etwas weiter weg, sodass ich beginne zu laufen, ihn um die Hüfte herum nehme und ihn mit meiner ganzen Kraft zu Boden werfe. Der Aufprall drückt ihm eindeutig die Luft aus der Lunge und so liegt er kurze Zeit benommen auf dem Boden. Ich stehe auf und stelle meinen Fuß auf ihn. Alle herumstehenden Leute jubeln mir zu. Doch plötzlich nimmt Jacob meinen Fuß und wirft mich neben ihn auf den Boden. Mir geht ebenfalls kurz die Luft aus und ich bleibe neben ihm liegen. Die Menschen um uns jubeln und pfeifen durch die Gegend. Anscheinend haben wir ihnen einen guten Kampf geboten.
Als ich zu Jacob hinübersehe, müssen wir beide anfangen zu lachen. "Und wer hat jetzt gewonnen?", frage ich während ich aufstehe und Jacob ebenfalls aufziehe. "Ich würde sagen Unentschieden. Du hast gut gekämpft, aber du solltest deine Deckung nie fallen lassen, bevor dein Gegner nicht tot ist. Ich lache und sage: "Das heißt ich soll dich töten? Ok." Ich drehe mich zu ihm um, nehme meinen Revolver und ziele auf ihn. Er nimmt sofort seiene Hände zur Verteidigung hoch und meint: "So meinte ich das eigentlich nicht und jetzt nimm bitte die Waffe weg, du Verrückte." Wir fangen beide an zu lachen und gehen wieder in die Stadt. Es ist ausnahmsweise einmal ein ruhigerer Tag, als sonst. Es sind nicht so viele Menschen auf den Straßen und es ist stiller. "Wegen dem Unentschieden, was sollen wir jetzt mit unserer Wette machen?" Jacob muss nicht einmal nachdenken, bevor er antwortet. "Wir suchen uns beide etwas für den jeweils anderen aus. Du fängst an." Ich nicke und denke nach. Was könnte ich ihn machen lassen? Dann fällt mir etwas ein. "Ok. Siehst du die Kinder, die Fußball spielen dort? Sie dürfen dich alle einmal mit dem Ball abschießen." Die Kinder scheinen echt gut spielen zu können, ich hoffe sie treffen ihn ordentlich. Er nickt, geht zu den Kindern und sagt ihnen was sie tun dürfen. Ich stelle mich daneben hin und genieße alles. Es sind vier Kinder, also auch vier Schüsse. Der erste traf ihn am linken Oberarm, der zweite am Fuß und der dritte in dem Bauch. Danach hält sich Jacob kurz seine Hand auf den Bauch, aber nach ein paar Sekunden darf auch schon der letzte seinen Schuss machen. Er trifft genau dorthin, wo ich hoffte, dass einer ihn treffen würde, nämlich genau zwischen die Beine. Ich kann es nicht mehr zurückhalten und fange laut an zu lachen. Die Kinder lachen ebenfalls verschwinden dann aber schnell wieder. Ich gehe zu Jacob, der irgendetwas vor sich hin flucht und lege meine Hand auf seine Schulter. "Bist du ok?" "Ob ich ok bin? Na warte!" Er dreht sich zu mir und fängt an mich zu kitzeln. Ich schaffe es mich zu befreien und laufe lachend in die nächste Gasse. Aber er ist schneller als ich und holt mich ein. Er nimmt meine Hand und zieht mich zurück. "Jetzt kommt deine Aufgabe." "Ok. Was soll ich machen?" "Mir eine Frage beantworten." Ich sehe ihm verwirrt an und frage: "Und die wäre?" "Empfindest du etwas für mich?" Was? Ich weiß nicht was ich sagen soll. Er ist eindeutig der beste Mann den ich je getroffen habe, aber ich bin jetzt eine Assassinin und kann nicht einfach sagen, dass ich ihn mag. Was wenn die Templer etwas davon erfahren, verwenden sie es mit Sicherheit gegen uns. Ich spür, wie seine Hand um meine etwas fester wird. Vielleicht solle ich ihm wirklich sagen was ich fühle, aber ich bin so verwirrt.

Londoner AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt