~22~ Verzeiht mir

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Der Tag war vergangen und Sarah hatte sich bei Jed mindestens tausend mal entschuldigt. Sie hatte ihm erklärt, dass sie ihn für jemand anderes gehalten hatte und Jed hatte ihr vergeben.

Jetzt war es der nächste Morgen und sie alle saßen schweigend am Tisch der Kantine. Fast alle jedenfalls. Denn Dean und Ian waren nicht da. Ian nicht, weil es ihm nicht sehr gut ging. Er hatte eine Grippe. Und Dean kam nicht, weil er seine Tochter mit seiner Anwesenheit nicht weh tun wollte.
,,Ich... Ich wollte mich bei euch allen für den Vorfall entschuldigen. Dass ihr am Schießstand ward hat etwas in mir ausgelöst. Ich sah nur noch das Böse und bin ausgerastet. Eigentlich wollte ich mich in der Halle abreagieren, doch als Jed kam, ist mein Becher übergelaufen. Ich habe in ihm jemanden gesehen, der gar nicht hier sein kann. Ich hab die Kontrolle über mich verloren und meinem Zorn freien Lauf gelassen. Sorry, wenn ich das jetzt so sage, aber es hat gut getan, mal alles raus zu lassen. Tut mir Leid, dass es zu deinem Leidwesen war, Jed.“ Geknickt schaute sie auf den Boden. Sie schämte sich so sehr für das alles.
Erst herrschte Schweigen, doch dann ergriff Jed das Wort. ,,Ich verzeihe dir Sarah. Es geht zwar nicht in Ordnung, dass du das mit mir angestellt hast. Aber ich verzeihe dir.“ ,,Danke. Das beruhigt mich sehr.“ Mut schöpfend guckte sie auf. ,,Aber Sarah, für das alles muss es doch einen Grund geben. Sowohl​ für den Vorfall gestern, als auch der am Lagerfeuer. Hat das was mit deinem Bruder zu tun?“ fragte Martin ruhig und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. ,,Ihr wisst von meinem Bruder?“ ,,Du hast ihn gestern in deinem Wahn erwähnt.“ erklärte Jed. ,,Achso... Ja, es hat etwas mit ihm zu tun. Aber nur indirekt.“ flüsterte sie. ,,Und was?“ Das kam von Andy. Sarah seufzte schwer. ,,Das kann ich euch nicht​ sagen. Es ist zu... Bitte akzeptiert das. Ja?“ Flehend guckte sie die Männer an. ,,Wir akzeptieren es. Aber bitte las so etwas nicht noch einmal vorkommen.“ bat Ric sie. ,,Natürlich nicht. Ich will niemanden mehr von euch verletzten. Ich hasse mich dafür selber.“ gab sie zu. Aidan streichelte ihr über den Arm. ,,Wir können das nicht vergessen. Aber wir müssen nicht weiter darauf rum reiten.“ ,,Danke.“ sagte sie erleichtert.
,,Und wenn noch mals etwas sein sollte, dann sprich direkt mit uns.“ bat Martin sie. ,,Selbstverständlich.“

,,Sarah, du solltest zu deinem Vater. Du hast ihn ganz schön verletzt. Und er macht sich noch Vorwürfe.“ sagte Graham nach einer Weile des Schweigens. ,,Verletzt? Etwas körperlich?“ Erschrocken sag sie den Schotten an. ,,Nein, aber seelisch. Du sagtest, er sei nicht dein Vater.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, sprang Sarah auf und rann zu Dean. Stürmisch klopfte sie an seine Tür.
,,Wer ist da?“ fragte eine lautlose Stimme von drinnen. ,,Ich bin's, Sarah.“ Sofort ging sie Tür auf und Dean starrte sie von oben hinab an.
,,Was machst du hier? Ich dacht, ich wäre nicht dein Vater und du hasst mich.“ meinte er monoton. ,,Es tut mir so unendlich leid, dass ich das gesagt habe. Ich war nicht mehr ich selbst. War außer Rand und Band. Die Erinnerung an du weißt schon was ist hochgekommen und in Jed habe ich den Mörder gesehen. Ich war so in Rage, dass ich nicht mehr wusste, was ich mache und habe einfach nut meinen Zorn handeln lassen. Es tut mir so leid! Natürlich bist du mein Vater! Ich woll...“ Plötzlich fand Sarah sich in einer Umarmung wieder. ,,Ist schon gut. Ich kann dich ja irgendwie verstehen. Aber bitte sag so etwas nie, nie wieder. Es tat weh, das aus deinem Mund zu hören.“ verzieh er ihr und drückte sie nur noch fester.
,,Es tut mir leid. Ich werde so etwas nie wieder sagen. Versprochen.“

Verlust Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt