~4~ Dad

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,,So, dann hast du jetzt auch eine neue Schule.“
Drei Tage nach dem Besuch seiner Eltern hatten sie eine Schule für Sarah gefunden, die ihr gefiel. Und schon war sie umgemeldet worden.
,,Ja, zum Glück.“
Und dennoch habe ich jede Nacht diesen Albtraum. Ich halte das nicht mehr aus.
,,Hey, was ist denn? Ich dachte, du wärst glücklich.“ bemerkte Dean ihren traurigen Gedanken. ,,Weißt du, Dean. Seit zwei Wochen lebe ich bei dir und du bist echt nett zu mir, kümmerst dich um mich. Und doch habe ich immer noch diesen Albtraum. Ich vermisse sie so sehr, Dean. So sehr.“ Sarah wurde immer leiser, bis man ihre Worte fast gar nicht mehr hörte.

Ganze drei Monate lebte Sarah nun schon bei Dean. Langsam aber sicher überwand sie ihren Schock. Die neue Schule gefiel ihr und sie fand so langsam in den normalen Alltag wieder. Sie hatte mit Karate angefangen und ist die Beste der Schule geworden. Nie wieder wollte sie so hilflos ein Verbrechen mitansehen. Auch hat sie begonnen, Phidel zu spielen. Zur Abwechslung.
Laut Dean, war sie ein Naturtalent. Sarah fand, er übertrieb maßlos.

Heute war Freitag und Sarah kam gerade von der Schule nach hause.
Nach Hause... Ich hoffe bloß, dass ich bei ihm bleiben darf.

Klar darfst du. Denk immer positiv!

,,Hey, bin wieder da!“ rief sie durch das Haus. ,,Hey Kleine.“ Dean wuschelte durch ihr Haar. ,,Hey, lass das.“ kicherte sie und boxte ihn in die Seite. Zusammen gingen sie in die Küche. ,,Fang schon mal an, ich bring meine Sachen hoch und zieh mich um.“ meinte sie und ging in ihr Zimmer. Sie hatte es sich nach ihrem Geschmack eingerichtet.
Nachdem sie ihren Pyjama angezogen hatte, ging sie wieder nach unten. Die Nudeln waren schon im Topf und die Soße fast fertig. Sarah stellte sich neben Dean an die Arbeitsplatte. ,,Weißt du was, Dean. Seit drei Monaten lebe ich nun bei dir und du bist wie ein Vater für mich geworden.“ gab sie zu. ,,Das freut mich. Und du bist wie eine Tochter für mich. Auch, wenn bloß zwanzig Jahren zwischen uns liegen. Naja, in drei Wochen nur noch neunzehn.“ lachte er. Ja, in drei Wochen würde Sarah siebzehn werden. Und Dean hatte schon eine Idee. Ich hoffe bloß, dass sie meine Idee annimmt. Wenn nicht...

Komm schon. Nicht so pessimistisch! Sie wird sich freuen.
Ermahnte ihn seine innere Stimme.

Das Klingeln der Tür riss Sarah aus den Schlaf. Quengelnd schlürfte sie die Treppe runter und öffnete. Der Postbote stand vor ihr. ,,Hallo, ist Herr O'Gorman zu geben?“ ,,Klar. Dad, da ist...“ Sarah verstummte. Zum einen, weil Dean schon da war, zum anderen, weil sie ihn gerade das erst mal Dad genannt hatte.
Dean nahm das Paket an und schloss wieder die Tür. ,,Uhm, äh... Ich wollte nicht...“ stotterte Sarah, hörte dann aber doch lieber auf. Doch der Mann vor ihr lächelte sie nur an. ,,Schon okay. Hört sich irgendwie gut an.“
Grinste er. ,,Da bin ich erleichtert. Weißt du, das kam einfach so. Auch, wenn ich meinen Vater noch sehr vermisse... Du bist doch auch irgendwie mein Dad.“ erklärte sich Sarah, obwohl sie es nicht bräuchte.
Dad. Hört sich echt gut an und es hat was wohliges in mir ausgelöst, als sie mich so nannte.
Dachte Dean sich und musste erneut grinsen.

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