Hauptsache irgendwo | Mukas ff

Kapitel 4 - Sieht man doch.

Mike POV:

Kaum steige ich aus dem Auto meiner Mutter aus, werde ich in eine feste Umarmung gezogen.
Aus dem Gleichgewicht gebracht schwanke ich nach hinten und kann mich gerade noch rechtzeitig fangen, bevor ich zu Boden gehe.

"Du hast mich ja echt vermisst.", lache ich und erwidere die Umarmung.
"Endlich.", seufzt die Person zufrieden und lässt ihren Griff lockerer.

Ich liebe seine Stimme. Es ist zwar nicht meine Lieblingsstimme, aber-

Och, nicht schon wieder, Mike.

Das Wochenende wird außergewöhnlich und perfekt werden, habe ich mir vorgenommen.
Ich will endlich wieder glücklich werden.
Da darf ich nicht an Lukas denken.

Wieso kann ich ihn nicht einfach vergessen?

Schnell vertreibe ich den Gedanken an ihn und strahle Denis an.

"Bist du alleine?", frage ich und luge über seine Schulter.
Er löst sich von mir und grinst schief. "Quatsch, meine Eltern sind über das Wochende da. Hätten Sie gerne Party gemacht, Herr Singer?" Er zwinkert mir zu und lässt mich leicht erröten.

Wieso werde ich rot? Ich bin doch nicht einmal so der Typ zum feiern.

"Also eigentlich wollte ich nur chillen.", erkläre ich. "Ohne viel Stress. Die letzte Woche war extrem anstrengend für uns."
"Ja klar. Bei all dem Stress mit Lukas." Verständnisvoll lächelt er mich an und läuft vorraus zur Eingangstür.

So viel zum Thema 'nicht an Lukas denken'...

Augenverdrehend folge ich ihm in das Haus und sehe mich um.

Hier hat sich nach drei Monaten überhaupt nichts verändert. Sogar dieselben Bilderrahmen stehen noch da.

Ein Foto springt mir sofort ins Auge. Dieses Bild von Denis und Lukas ist vor zwei Jahren an Fasching entstanden. Anscheinend hängt Denis noch an ihm.

Den Rest des Tages verbringen wir in Dortmund und gehen shoppen. Zur Zeit gebe ich so viel Geld aus, dass es nicht mehr normal ist.

Als wir wieder bei ihm sind, ist es bereits dunkel. Völlig erschöpft lasse ich mich auf die Couch im Wohnzimmer fallen.
"Ich bin unglaublich müde.", gähne ich und schließe meine Augen.

Irgendwann falle ich in unruhigen Schlaf.

Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage muss ich erstmal zurück in die Realität finden.

Mein Traum von vorhin geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Arghh, selbst im Schlaf verfolgt mich Lukas!

Ich erinnere mich an jedes Wort, das er zu mir sagte. Ich kann nicht aufhören daran zu denken.

Denis muss meinen deprimierten Seufzer gehört haben, denn er kommt aus der Küche und grinst mich an. "Na, gut geschlafen?"
"Ich liebe Schlaf.", murmle ich müde und öffne ein Auge. "Mein Leben fällt nämlich in sich zusammen wenn ich wach bin, verstehst du?"

Mühsam rapple ich mich auf und laufe zum Esstisch.

Mein bester Freund mustert mich misstrauisch. "Geht's dir gut?"

Geht es mir gut? Nicht wirklich.

Ich hasse es zu lügen.

"Alles bestens. Sieht man doch.", antworte ich gelassen.

Ich wünschte, ich könnte zu der Zeit zurück, in der ich lächeln konnte, ohne das beste in mir dafür geben zu müssen.

"Oh, Schatzi, dir geht es ja mega scheiße.", lacht er gut gelaunt.
"Und niemanden interessiert es.", entgegne ich mehr zu mir selbst und bringe Denis damit zum lachen.

Warum ist es, anderen zu erzählen wie du dich fühlst, eines der härtesten Dinge überhaupt?

"Ich freue mich jedenfalls morgen auf die 'VideoDays'.", sage ich zu Denis, der sein Brötchen abbeißt. "Wer kommt da so, außer uns?", frage ich beiläufig.

Dieses Jahr habe ich mich kaum informiert. Ossama tut das immer für mich.

Wie aus dem nichts bekommt Denis einen Hustanfall und trinkt schnell einen Schluck Kaffee, um nicht zu ersticken.

"Keine Ahnung..." Er wird rot und sieht schnell auf sein Handydisplay.

Misstrauisch hebe ich eine Augenbraue. "Na, wenn du das sagst."

Irgendwie verhält er sich komisch.

"Liegen dir die 'VideoDays' sehr am Herzen?", fragt er auf einmal mit diesem merkwürdigen Unterton, als würde er nicht eollen, dass ich hingehe.

Was ist das bitte für eine Frage? Ich war bisher die letzten vier Jahre da.

"Ja klar. Wir wollten doch zusammen hin, oder nicht? Sag mal, geht es dir gut?" Ich verziehe das Gesicht. "Du bist komisch."

Denis schüttelt schnell den Kopf und steht auf. Gespielt fröhlich sagt er, dass er ins Bad geht und verschwindet dann.

Irgendwas verschweigt er mir. Vielleicht vertue ich mich ja auch.

Manchmal sind Freunde echt komisch.

Meinungen? ❤🙏