Kapitel 12 - Ich bin nicht schwul

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Lukas POV:

Irgendwann lagen wir nur noch wach. Ich schätze unsere Gedanken waren so laut, dass wir nicht schlafen konnten.

Also hat mir Mike angeboten mir etwas zu zeigen und jetzt sitzen wir nebeneinander auf der Mauer in seinem Garten und betrachten den Sternenhimmel.

"Ich weiß nicht, wann ich zuletzt die Sterne beobachtet habe.", erzähle ich.
Erschrocken dreht sich Mike zu mir um. "Das ist nicht dein ernst..."

Wieso ist das so schockierend?

"Ich hatte nie Zeit dafür.", erkläre ich schulterzuckend.

Mein Gesichtsausdruck spricht wohl Bände.

"Dann hast du noch nie Abends so gesessen?" Misstrauisch runzelt er die Stirn. Ich schüttle den Kopf.

Was er jetzt wohl von mir denkt...
Natürlich habe ich schon Sterne gesehen, aber das war nicht dasselbe.

Auf einmal lächelt Mike. "Dann wird es höchste Zeit. Sind sie nicht wundervoll? Sie dir an wie sie für uns leuchten." Mikes Augen funkeln fasziniert.

Ich habe noch nie etwas so wundervolles gesehen.

Damit meine ich nicht die Sterne.

Ich kann nicht anders als Mike anzustarren.

"Sterne beeindrucken dich so?" Belustigt grinse ich.
Mike erwidert das Grinsen ohne mich anzusehen.

So ausgelassen habe ich ihn lange nicht mehr erlebt.

Ich starre ihn wohl zu lange an, denn er sieht plötzlich zu mir. "Alles okay?"

Ertappt sehe ich auf den Boden und werde rot.

"Ich bin nur unglaublich müde.", flüstere ich ehrlich und gähne.
Sofort sagt Mike: "Wir können auch wieder schlafen gehen-"
"Nein, nein.", winke ich schnell ab. "Das ist es nicht..." Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht.

Die nächsten Worte kosten mich sehr viel Überwindung.

"Es ist nur furchtbar schwierig sich traurig und müde gleichzeitig zu fühlen, wenn alles was ich will, mich lebendig zu fühlen ist."

Da hört sich doch total krank an.

Mike legt aufmerksam seinen Kopf etwas schief.

Am liebsten würde ich ihm panisch sagen, dass ich kein Psychopath bin.

"Ich dachte es geht dir besser.", flüstert Mike kaum hörbar.
"Ich schwöre es wurde besser. Ich habe mich so gebessert. Ich habe Fortschritte gemacht. Ich war fast wieder glücklich."

Gedankenverloren betrachte ich neine Füße.

"Ich weiß nicht, was passiert ist. Irgendwas lief falsch. Ich weiß nicht, wann es passiert ist. Ich schätze, ich vermisse Teile von mir selbst und ich weiß nicht, wie ich sie wieder finden soll."

Plötzlich schäme ich mich für meine Gefühle. Ich sollte mich nicht so offenbaren. Erst recht nicht vor Mike.

Er atmet nur noch stockend. "Das ist okay. Ich fühle genauso."

Überrascht blicke ich ihn an.

"Ich habe ein Problem, bei dem ich Menschen... von mir stoße.", murmelt er unsicher. "Bis zum Punkt bei dem ich SMS und Anrufe ignoriere. Ich sitze Nachts alleine, wundere mich wieso ich das mache und wie ich es stoppen kann, aber etwas in mir... hindert mich daran. Denis ist der einzige mit dem ich in Kontakt bleiben will."

Wieso sagt er sowas? Er war doch glücklich ohne mich...
Aber ich vertraue und glaube ihm komischerweise.

"Ich schätze wir sind beide ziemlich gebrochen.", sage ich traurig. "Vielleicht... brauchen wir jemanden, der für uns da ist. Ich bin nicht naiv weißt du."

Hauptsache irgendwo | Mukas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt