Kapitel 22- Die Wahrheit

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Lukas POV:

"Du rufst an, wenn du abgeholt werden willst.", sagt meine Mutter und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Natürlich, versprochen." Ich lächle dankbar und sehe zu, wie sie winkend davonfährt.

Im Moment bin ich unglaublich froh, dass sie mich mit dem Auto hergefahren hat.

Sie war zwar misstrauisch, weshalb ich mitten in der Nacht zu Mike wollte, hat aber nicht genauer nachgefragt, was mich sehr erleichtert.

Ich winke zum Abschied, laufe zur Haustür, atme tief durch und drücke auf die Klingel.
Nervös trete ich einen Schritt von der Türschwelle zurück und wippe mit den Füßen auf und ab.

Vielleicht ist Mike ja gar nicht da. Bitte, bitte, lass ihn da sein! Ich muss unbedingt mit ihm reden.

Dann öffnet sich die Tür.

Überrascht starrt mir ein verschlafener Mike entgegen. Seine braunen Haare sind leicht zerzaust und stehen zu allen Richtungen ab.

Ich muss ihn wohl aufgeweckt haben.

"Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.", murmle ich und beiße mir auf die Lippe.

Er sieht so knuffig aus, dass ich ihn am liebsten fest umarmen würde.

"Lukas, was machst du hier?", will er stirnrunzelnd wissen.
"I-ich...wollte bloß mit dir reden.", sage ich und trete ein.

Kaum habe ich das Haus betreten, entfernt er sich leicht von mir.

"Was hast du denn?" Besorgt lege ich meinen Kopf etwas schief.
Ich mustere ihn kurz, schließe die Tür und will auf ihn zukommen, doch er weicht wieder zurück.

"Bitte komm nicht näher.", bittet mich Mike.

Ich verstehe gar nichts mehr. Will er mich nicht sehen? Nach dem, was ich ihm unterstellt habe, ist das zwar verständlich, aber wenn alles ein Missverständnis war, braucht er keinen Aufstand machen.

"Wieso bist du wirklich hier?", fragt er misstrauisch und kneift die Augen etwas zusammen.

"Du hast so komisch reagiert... auf meine Frage.", erkläre ich zögernd.

Mike weiß genau, was ich meine.
Trotzdem fragt er: "Welche Frage?"

Ich bekomme es nicht über die Lippen. Vielleicht stimmt es ja wirklich nicht.

"D-du weißt wovon ich rede."
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
"Sag es mir doch einfach. Was ist so schlimm daran?"

Ungläubig schnaubt Mike.

"Was daran schlimm ist?! Ich bin nicht schwul, verdammt! Ich bin es nicht, okay?! Bist du jetzt zufrieden?"

Wie schnell sich doch das Blatt wenden kann...

Beschämt werde ich etwas rot.
"B-bist du nicht?"
"Natürlich nicht! Wieso interessiert es dich überhaupt?!", schreit er wie aus dem nichts. "Du warst nicht für mich da und jetzt kommst du hier an und willst mich zwingen etwas zuzugeben, was nicht einmal stimmt!"

Mein Blick fällt auf den Boden.

Mike hat doch so recht. Was mache ich überhaupt hier? Erst breche ich ihm das Herz und dann dieser Auftritt?! Aber ich glaube ihm einfach nicht.
Irgendetwas in mir will meine Vermutung nicht loslassen.

Ich bin so furchtbar peinlich, ich will im Erdboden versinken.

"Wenn ich könnte, würde ich das von damals rückgängig machen, aber es geht nun einmal nicht! Weißt du, ich werde immer bei dir sein, egal was passiert.", entgegne ich atemlos.

Hauptsache irgendwo | Mukas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt