Kapitel 12

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Nach meiner Selbstbefriedigung musste ich wohl noch einmal eingeschlafen sein, denn als ich zu mir kam, war mir jedes Zeitgefühl verloren gegangen.

Oh Gott.

Bei meiner ersten Bewegung bemerkte ich mein Andenken an letzte Nacht wieder und zischte frustriert. Ich richtete mich auf, ging die Treppe hinab und auf die Terrasse, um mir eine Benson&Hedges anzurauchen und mich etwas zu entspannen, obwohl mir die Gedanken kreuz und quer im Kopf schwirrten.

Redete Harry nie seinem Bruder ins Gewissen? Ließ er Devil immer das mit seinen eigenen Sklaven machen, was dieser wollte? War das Gang und Gebe bei den McLeods?

Halt.

Was?

Nannte ich mich grad Harrys Sklave? Ach... ich war doch nicht mehr, als irgendein X-Beliebiger, mit dem er manchmal rumblödelte, denn schließlich war Heal sein echter Sklave. Heal. Der Blonde mit den blauen Augen.

Wieder die furchtbar nüchterne Erkenntnis, dass ich gar nicht sein Typ war. Nein, ich war und blieb das Gegenteil.

Als ich mit meiner Zigarette, beziehungsweise meiner melancholischen Runde Selbstmitleid, fertig war ging ich zurück in die Wohnung und beschloss, Harry zur Rede zu stellen. Schließlich wollte ich die Aktion seines Bruders nicht einfach so auf mir sitzen lassen.

Notdürftig schmiss ich mir irgendwas über, strich meine zersausten, schwarzen Haare glatt und ging los. Nein, ich schlich los, in dem selben Entengang wie gestern.

Auf meinem qualvollen, steinigen Weg vibrierte plötzlich die Tasche meiner Lederjacke und ich fischte mein Smartphone heraus, was leider meinen zittrigen Fingern entglitt und direkt mit dem Display nach unten am harten Asphaltboden landete.

Ist das Karma? Aber was habe ich denn schon verbrochen?!

Hoffend, dass es nicht zersplittert war, kauerte ich mich hin, hob es auf und drehte es hektisch um. Gottseidank kein Sprung, nur ein Kratzer.

Aber der Name "Harry" leuchtete am Bildschirm auf.

"Hmpf!",

entkam es mir und ich wies den Anruf ab. Ich würde ja sowieso bald einmal vor seiner Haustüre stehen. Oder in ein paar Stunden, da meine Beine kaum mein Gewicht trugen.

Wieder vibrierte das dumme Ding. Diesmal war es nur eine Nachricht.

>Yanik, bitte melde dich.<

Und was hab ich davon du Keks? Übe dich in Geduld.

BRR BRR.

Argh!

Ich führte hektisch einen inneren Monolog, ob ich diese Koryphäe im "Sexy-Sein" wohl doch lieber zurückrufen sollte.

Schließlich fasste ich mir Mut und schrieb:

>Wenn ich jetzt zu dir komme, wartet dann Mr. Teufel noch auf mich und will mich noch etwas mehr blau schlagen, oder bist du alleine und ich bin sicher, hm?<

Das mag wohl frech gewesen sein, jedoch hatte ich doch recht.......

Ich musste eine Weile warten, bevor die Antwort kam, mit der ich kaum gerechnet hatte.

>Ich habe ihm bereits die Leviten gelesen, das macht es zwar nicht wieder gut, aber ich hoffe, dass du meine Entschuldigung annimmst, dass ich dich hängen gelassen habe.<

Ich überlegte wirklich lange. Im Entschuldigen war Mr. McLeod ja wirklich gut. Zuerst Scheiße bauen, dann entschuldigen, und ich Trottel vergab dem Kerl immer.

Wie soll man das auch nicht?

Bei diesen, göttlich strahleblauen Augen!

Jedoch sagte ich zu dieser Nachricht erstmal nichts und tapste zurück zu meiner Wohnung. Jetzt sollte er mir einmal nachlaufen, nicht ich ihm.

Wenn ich immer so leicht vergab, dann würde er sich das bestimmt irgendwann zu Nutze machen.

Menschen sind Monster. Sie nutzen die Schwächen anderer gezielt aus, auch wenn das der Betroffene nicht immer gleich merkte.

Und Harry war meine. Harry war und ist meine gottverdammte Schwäche.

Ich betrat mein Haus wieder, schlüpfte aus den Schuhen und schmiss mich bäuchlings auf die Couch, bevor ich leise

"Ich liebe dich, Harry McLeod"

hauchte.

You Tied Up My Soul - Yaoi BoyxBoy BDSM GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt