Es war mitten in der Nacht, die Stadt wurde nur noch von wenigen Lichtern erhellt und die Uhren in all den Häusern hatten längst Mitternacht überschritten.
Antonio, ein für einen Alpha recht kleiner Junge, ging zügigen Schrittes durch die menschenleeren Straßen, seinen Rucksack geschultert. Er war ganz in schwarz gekleidet, sodass er fast mit der Dunkelheit um sich herum verschmolz und sogar seine hellbraunen Haare, die ihm sonst bis fast zum Kinn reichten und die er so gerne zu einem praktischen Zopf band, hatte er unter einer dunklen Beanie versteckt.
Das war sein Weg, unsichtbar für alle möglichen Beobachter zu werden, etwas, was bei seinen Machenschaften nötig war.
Heute Nacht hatte er wieder eines seiner größten Werke vollbracht, dieses Mal war die Mauer direkt neben dem Eingang des Zoos seine Leinwand geworden und er wusste, dass seine Kunst schon morgen unter seinesgleichen heiß diskutiert werden würde.
Toni gehörte zu den bekanntesten Sprayern der Stadt, seine Werke waren in ihrer Szene beliebt und bewundert und anders, als bei belanglosen Gritzeleien und Tags, die den Titel »Graffiti« gar nicht verdient hatten, wurde seine Kunst auch von so manchen unwissenden Passanten bewundert.
An dem heutigen Werk hatte er Zuhause lange getüftelt, unzählige Skizzen in seinem Blackbook entworfen, sowie wieder verworfen, bis er endlich zufrieden gewesen war.
Er hatte etwas Gesellschaftskritisches sprayen wollen, etwas, was den Leuten im Kopf blieb, sie zum Nachdenken anregte und nichts, was bloß belanglose Kunst war. Etwas, was sich mit der Teilung beschäftigte, mit den drei neuen Geschlechtern. Mit Alpha, Beta und Omega. Er als Alpha gehörte zur privilegierten Seite. Als Alpha war er nicht nur größer als Omegas, selbst wenn er für jemanden seines Geschlechts relativ klein war, war er immer noch um fast einen Kopf größer als jeder Omega, den er kannte, sondern auch stärker als Betas oder Omegas. Außerdem hatten Alphas eine Ausstrahlung, die, jederzeit, aber besonders, wenn sie wütend oder ähnliches war, auf Omegas und in eingeschränktem Maß auch auf Betas einschüchternd wirkte und in Omegas den Instinkt hervorrief, sich dem Alpha zu unterwerfen. Vom alten Geschlecht dahingegen waren die Frauen so gut wie ausgestorben, da männliche Betas und Omegas im Laufe der Jahrhunderte fähig wurden, Kinder zu bekommen, wurden Frauen nicht mehr gebraucht und waren als »schwächeres« Geschlecht so bis heute so gut wie ausgestorben.
Natürlich beschäftigte ihn das alles, als ungebundenen neunzehnjährigen Alpha, stark und wahrscheinlich war das einer der Gründe, aus dem er sein Motiv gewählt hatte:
Ein Omega, der Hals nackt, ohne Halsband, das einen Omega als Besitz eines Alphas kennzeichnete, ungebunden. Er kniete vor hellgelb-weißem Background, der bloß rechts oben in ein blasses Rosa überging. In seiner Brust prangte ein sauberes Loch, dessen Ränder glitzerten und durch das das hellgelbe Licht fiel. Das Herz, das an dieser Stelle hätte sitzen sollen, trug der Omega auf beiden Händen und hielt es in die Richtung, aus der der Background rosa kam. Das Herz leuchtete ein wenig und der Blick des Omegas war hoffnungsvoll nach oben gerichtet.
Ja, wahrscheinlich hatte die Tatsache, dass er keine Beziehung führte, nicht an einen Omega gebunden war, ihn zu diesem Motiv getrieben. Das Alleinesein hatte ihn nie gestört, als alle anderen Alpha mit achtzehn oder neunzehn Jahren gegen Ende der Schule einen Omega an sich gebunden hatten, hatte er sich nie bemüht, ihnen nachzuziehen. Er wollte keinen Omega dazu zwingen, eine so starke Beziehung, wie die Bindung war, mit ihm einzugehen. Wenn ein Omega sich von einem Alpha binden ließ, sich ihm so auslieferte und dafür auf dessen Schutz hoffte, dann war das ein Geschenk, etwas, was es für Toni zu wahren galt und nichts, mit dem man leichtfertig umging. Ein Omega ordnete sich in einer Beziehung, einer Bindung, seinem Alpha unter und gehorchte ihm, dafür durfte er aber auf dessen Schutz und seine Zuneigung vertrauen. Und während es nichts gab, was Alphas oder Betas davon abhielt, sich an ungebundenen Omegas zu vergreifen, keine Gesetze oder Regelungen, die es verbaten, standen gebundene Omegas unter dem Schutz ihres Alphas und durften nur mit dessen Erlaubnis angerührt werden, ohne öffentlich in Verruf zu geraten. Dafür war ein Omega aber auch den Launen seines Alphas komplett ausgeliefert.
Dazu kam, dass volljährige ungebundene Omegas von der Gesellschaft nicht akzeptiert wurden, sie wurden so schlecht behandelt, dass sich das wirklich kein Omega wünschen würde. Das war nur noch zu unterbieten von einem Omega, der ehemals gebunden, von seinem Alpha verstoßen nun ungebunden lebte. Das konnte das Todesurteil für diesen Omega sein.
*
Beinahe hätte der junge Sprayer laut aufgelacht, als er, wie als hätte jemand seine Gedanken gelesen, nur ein paar Meter von sich entfernt eine Gestalt auf dem Gehsteig sitzen sah. Ein Omega, das konnte Toni schon an seinem Körperbau erkennen, der Junge war nicht sonderlich groß, dafür aber ziemlich pummelig und als er näher kam, konnte er auch das Lederband um seinen Hals sehen, das ihn als gebunden und damit Besitz seines Alphas kennzeichnete. Teilweise kam dazu noch eine Leine, die aber meist eher zur Strafe oder von besonders strengen Alpha benutzt wurde.
Wem auch immer dieser Omega gehörte, er ließ ihn so spät in der Nacht alleine mitten in der Stadt auf einem Bürgersteig sitzen. Kein Omega gehörte alleine in die Stadt, und schon gar nicht nachts. Auch wenn er eindeutig gebunden war, war das kein sicherer Ort für ihn.
Toni spürte die Wut in sich aufsteigen, als er daran dachte, wie der Alpha dieses Jungen mit dem, was sein Omega ihm schenkte, umging.
»Ich ... Ich bin gebunden!«
Der Omega war leicht zurückgewichen, schien Angst vor Antonio zu haben, der, ohne es zu merken, vor ihm stehen geblieben war. Etwas in dem Alpha begann, zu arbeiten.
»Das sehe ich.«
Obwohl der Omega nicht zierlich und dünn war, eher im Gegenteil, war er hübsch, hatte ein weiches, aber gut proportioniertes Gesicht und große Augen, deren warmer Grünton dem dunklen Braun seiner Haare schmeichelte.
Toni schätzte ihn zwei oder drei Jahre jünger als er selbst, vielleicht auf siebzehn Jahre, eventuell sogar erst sechzehn.
Irgendetwas an dem Jungen faszinierte ihn, ließ ihn nicht mehr los und brachte ihn dazu, sich vor ihn zu knien und mit einer Hand über die kühle Haut seines Arms zu streichen.
Als der Alpha einatmete, konnte er den warmen, süßlich frischen Duft des Omegas riechen und genüsslich blinzelte er.
Alphas und Omegas verströmten einen starken Eigenduft, der jeweils nur für das andere Geschlecht wahrnehmbar war und auf dieses anziehend wirkte. Betas bekamen von all dem nicht mit. Und wie es aussah, wirkte der Duft des fremden Omegas auf Antonio ganz besonders verlockend, was meistens eine Begleiterscheinung war, wenn man eh schon von dieser Person angezogen wurde.
Tonis Kopf hatte sich ausgedacht, ein Ergebnis geliefert und auch, wenn er versuchte, diesen Gedanken schnell wieder loszuwerden, schien es nicht recht zu klappen.
»Wie heißt du?«
»D- Danny«
~~~~~~~~~
Hayho, Leute!
Jaaaa, es geht los.
Ich habe die 800 Follower heute erreicht (Danke an euch alle! Das sind unglaubliche 100 Follower in 17 Tagen!) und damit ist meine kleine Schreibpause (bzw Uploadpause, geschrieben habe ich natürlich trotzdem in den letzten Tagen!) jetzt auch schon wieder beendet!
Ich weiß noch nicht, wie regelmäßig Updates hier kommen werden. Ich bin grade von den Videodays heim gekommen (miss Köln und die #freaksunterfreaks), grade schon wieder auf dem Sprung und ab Montag wieder im Urlaub! Aber ich versuche mein bestes für euch!
Es freut mich, wie gut der Prolog schon bei euch ankam!
Was sagt ihr zu dem ersten Kapitel? Feedback?
Liebe Grüße, minnicat3
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The nights which count ~ boyxboy
Teen FictionWährend Antonio tagsüber ein Alpha wie jeder andere zu sein scheint, ist er nachts einer der bekanntesten Graffiti-Künstler der Stadt. Seine Werke zieren dutzende Wände und werden von Gleichgesinnten oft bewundert. Als er eines Nachts auf den, von s...