Die Stimme des Omegas stockte und er machte sich ein wenig kleiner. Antonio seufzte. Zu sehen, wie wenig Selbstbewusstsein der Kleine hatte, war traurig. Toni lächelte.
»Du bist wunderschön, Danny.«
»Nein.«
Seine Antwort war so schlicht und so entschlossen, dass es Antonio regelrecht weh tat.
»Wer sagt das?«
»Jeder. Mein Alpha, ich, ...«
»Aber es stimmt nicht. Du bist sehr hübsch.«
»Ich bin fett.«
»Du bist nicht fett. Du bist ein bisschen dick. Und du bist wunderschön.«
Toni sagte die Wahrheit, doch der Omega schnaubte nur leise, senkte den Kopf und sagte gar nichts mehr. Irgendetwas an der Art, wie Danny sprach, war merkwürdig.
Die Idee kehrte wie eine Mücke, die ihn nicht in Ruhe ließ, bis sie ihn endlich stechen konnte, zurück in seinen Kopf.
»Was machst du hier draußen um diese Uhrzeit?«
»Warten.«
»Auf was?«
»Dass ich wieder ins Haus darf. Mein Alpha hat mich rausgeschmissen und jetzt muss ich warten.«
»Was hast du gemacht?«
»Nichts.«
»Und warum hat er dich dann rausgeschmissen?«
»Weil er es kann.«
Antonios Kopf begann von neuem zu Arbeiten. Warum eigentlich nicht? Seine Idee war gewagt, wahrscheinlich sogar dumm, aber ... Toni tat sonst auch nie, was die Anderen richtig fanden.
»Pass auf dich auf. Nicht alle Alpha machen vor deinem Halsband halt.«
Der Omega nickte, schnaubte erneut.
»Ich weiß«
Es lag so viel Bitterkeit in seiner Stimme, dass Antonio sich sicher war, dass Danny bereits Erfahrungen damit gemacht hatte.
»Gut.«
Toni ging einen Schritt zurück, sah noch ein letztes Mal zu dem Jungen, bevor er weiter ging, zurück, in seine Wohnung.
*
Ja. Warum eigentlich nicht?
Der Omega, Danny. Er war unglücklich mit seinem Alpha, wurde von ihm misshandelt. Er wurde weder wertgeschätzt, noch wurde ihm anscheinend sonderlich oft gesagt oder gezeigt, dass er etwas gutes war.
Natürlich würde er es besser mit ihm haben, aber das, was dort in seinem Kopf war und ihn nicht gehen zu lassen schien ... Das war Entführung.
Er konnte ihn nicht einfach mitnehmen. Auch wenn er es besser bei ihm haben würde. Auch wenn er Danny jetzt schon auf eine merkwürdige Art wirklich mochte.
Entführungen ... Das war etwas für die Bösen, nicht für Leute wie ihn.
Wobei ... nur weil andere etwas taten, um Böses zu tun. Musste ihn das davon abhalten, das Gleiche zu tun, um Gutes zu machen, um zu helfen?
Nachdenklich strich Toni über den weichen Kopf von Mister Biggles, seinem Kater, der neben ihm auf dem Sofa lag. Jedoch noch bevor Toni einen endgültigen Entschluss fassen konnte, was Danny betraf, stand der Kater lautlos auf und bedachte dem Alpha bloß eines genervt ausdruckslosen Gesichtsausdrucks, während er davonschritt und sich einen neuen Platz suchte, auf dem er sich niederlassen konnte. Toni und der Kater hatten noch nie eine herzliche Beziehung zueinander gehabt, ihr Zusammenleben glich viel mehr einer Nutz-Wohngemeinschaft mit vereinzelten Annäherungsversuchen seitens des Alphas, in der man sich in der Regel gegenseitig duldete. Toni seufzte und ballte die Hand, die eben noch das Fell seines vierbeinigen Mitbewohners gestreichelt hatte, zur Faust, bis seine Fingernägel sich in seine Handinnenfläche drückten.
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The nights which count ~ boyxboy
Teen FictionWährend Antonio tagsüber ein Alpha wie jeder andere zu sein scheint, ist er nachts einer der bekanntesten Graffiti-Künstler der Stadt. Seine Werke zieren dutzende Wände und werden von Gleichgesinnten oft bewundert. Als er eines Nachts auf den, von s...