7. Allein

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Toni stand schon den ganzen Tag wie unter Strom.

Es war jetzt über eine Woche her, dass er Danny zu sich geholt hatte und nachdem er sich letzten Montag auf der Arbeit krank gemeldet hatte - auf die Schnelle war ihm nichts anderes eingefallen - und den Rest der Woche Urlaub genommen hatte, hatte er heute wirklich wieder in die Arbeit gemusst. Nicht, dass seine Ausbildung so schlimm gewesen wäre - zwar war die Illustration von Zeitschriften nicht sein absoluter Traumjob, aber immerhin durfte er hier zeichnen - doch die Vorstellung, dass Danny zuhause alleine war, machte ihn nervös.

Eigentlich hatte er den Omega, nachdem er die letzten Tage nur noch nachts im Schlafzimmer und ansonsten bei ihm im Rest der Wohnung gewesen war, heute wieder in das Zimmer sperren wollen, hatte es aber nicht übers Herz gebracht. Zwar glaubte er nicht mehr wirklich, dass der kleine Braunhaarige versuchen würde, abzuhauen, um dann zurück zu seinem Alpha zu müssen, der ihn misshandelte oder anderenfalls auf der Straße zu leben - zumal er die Tür abgesperrt hatte und die Fenster verriegelt waren - aber trotzdem ließ ihn der Gedanke nicht los. Dazu kam die Angst, Danny könnte sich in den Stunden, in denen er heute alleine war, selbst verletzen. Zwar hatte er ihm versichert, dass es ihm zur Zeit relativ gut ging und Toni sich keine Gedanken um ihn zu machen brauchte, aber natürlich machte er sich trotzdem Gedanken.

Er hatte heute schon um kurz vor fünf Schluss gemacht und sich beeilt, heim zu kommen. Heute Morgen war er extra früh los gefahren, hatte Danny nicht geweckt, nur die Schlafzimmertür aufgeschlossen und ihm einen Zettel geschrieben, dass er sich in der Küche bedienen konnte, so viel er wollte, wenn er Hunger hatte. Dass er selbst so früh wie möglich wieder Zuhause sein würde und Danny auf sich aufpassen sollte. Nachdem er ihm gestern schon erzählt hatte, dass er heute wieder arbeiten gehen musste, würde das reichen und Danny sich hoffentlich - vor allem an letzteres - halten.

Unglaubliche Erleichterung durchströmte Toni, als er die Haustür aufschloss und sofort Dannys süßlicher Omega-Geruch ihn unströmte. Er fand den Jungen wie erwartet im Wohnzimmer, wo er auf der Couch kauerte und Toni mit großen Blick fast schon ängstlich ansah. Der Alpha seufzte.

Irgendetwas war passiert, sonst wäre Danny nicht so verschreckt. Sofort begann er, sich Vorwürfe zu machen. Hätte er ihn doch noch nicht alleine lassen dürfen? War es dazu noch zu früh gewesen?

Toni schluckte, versuchte sich zusammenzureißen und brachte ein halbwegs ruhiges »Hey.« heraus.
Vorsichtig ging er auf den Omega zu, der sich kaum mehr zu trauen schien, ihn anzusehen und setzte sich neben ihn aufs Sofa. Danny drehte sich nicht zu ihm, ließ aber zu, dass Toni eine Hand auf sein Knie legte und sanft darüber strich.

»Hey, Kleiner. Ist etwas passiert?«
Toni hatte Angst vor der Antwort, die er nun bekommen würde.

»Ich ... ich hab ... mir ist vorhin ein Glas runtergefallen.«

»Hast du dich verletzt?«

Jetzt sah Danny das erste Mal auf und Toni vermochte nicht, seinen Blick zu deuten.

»N- nein.«

»Was ist dann passiert?«

»Ich .... Es ist kaputt gegangen.«

Ja, das hatte Toni schon verstanden. War das wirklich alles?

»Weiter nichts? Nur ein Glas, das kaputt gegangen ist?«

Danny nickte langsam, schien immer noch Angst zu haben und jetzt begriff Toni auch, dass es nur die Angst vor seiner Reaktion auf dieses dumme kleine Missgeschick gewesen war. Sofort tat ihm der Kleine leid, gleichzeitig aber überkam ihn Erleichterung. Es war nichts passiert. Nur ein dummes Glas, das kaputt gegangen war.

Erleichtert zog er Danny in seine Arme, drückte den Kleinen gegen seinen Körper.

»Ach, Danny. Ich dachte, dir wäre irgendetwas passiert, so wie du geschaut hast. Das ist doch nichts schlimmes. Hast du die Scherben weggesaugt?«

Danny nickte, mit immer noch leicht betröppeltem Blick.

»Die Scherben eingesammelt, den Rest weggesaugt und gewischt.«

»Gut. Nicht dass du dich doch noch schneidest oder so. Dann ist doch alles gut.«

»Du - du bist nicht sauer oder so?«

»Natürlich nicht. Es war nur ein dummes Glas. Nicht mal irgendetwas teures oder so.«

»D- danke.«

Langsam schaffte es der Kleinere wieder, sich etwas zu entspannen und kuschelte sich dafür leicht an Toni, der ihn immer noch in seinen Armen hielt.

»Danny?«

Sofort schreckte er wieder hoch, versuchte, wieder Anstand zwischen ihn und den Alpha zu bringen.

»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht nerven.«

Toni seufzte.

»Nein, das meinte ich gar nicht. Du darfst dich ruhig an mich kuscheln oder so, wenn du willst. Ich finde das schön.«

Danny zögerte nur kurz, ließ sich dann aber wieder von Toni in den Arm nehmen.

»Wieso hattest du so Angst, ich würde dir böse sein wegen diesem Glas? Wie hat dein alter Alpha reagiert bei sowas? Willst du es mir erzählen?«

Danny schluckte, vergrub sein Gesicht in Tonis Oberteil. Seine Stimme klang gedämpft gegen den Stoff.

»Muss ich?«

»Nein.«

Danny nickte, hielt dann inne.

»Tut mir leid.«

»Muss es nicht. Es ist deine Entscheidung, über was du sprechen willst und über was nicht. Aber wenn du es irgendwann einmal loswerden willst - egal was - ich werde dir zuhören, versprochen. Du kannst jederzeit mit mir über alles reden.«

Danny nickte erneut, schien sich noch ein wenig mehr in die Brust seines Freundes zu kuscheln und zu genießen, wie dessen Umarmung sich fester um ihn schloss.

»Danke.«

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Ich bin zwar nicht Zuhause, aber in einer Stadt mit Hotspot ;)
Thanks to you, public wifi!

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The nights which count ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt